Vor dem Sturm Sabine

Sabine kündigt sich mit Wind an. Drei Stunden, bevor die die 25stündige Unwetterwarnung beginnt, ist die Luft klar, das Licht wechselt so schnell wie die Wolken die Intensität. Und es ist warm. 15 Grad. Die Tulpen treiben, erste Blüten sprießen im Garten. Und das alle am 9. Februar.

Christoph Pilz erzählt von den Nackten des Tilman Riemenschneider

Eva von Tilman Riemenschneider
Eva von Tilman Riemenschneider (Foto: Andreas Oppermann

Das Jahr 1492 steht für die Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit. Verändert hat sich in dem Jahr für den normalen Menschen zwar wenig, aber Columbus hat Amerika entdeckt. Und in Würzburg hat Tilman Riemenschneider an einem Auftrag gearbeitet, der die Bischofsstadt in Unruhe versetzt hat. Das ist der Ausgangspunkt für einen anregenden Text von Christoph Pilz als erstem in der Reihe „Würzburger historische Novellen“.

„Tilman und Nackten“ heißt der Band mit seinen 145 Seiten. Er erzählt von unruhigen Zeiten in Würzburg, als der alte Bischof immer neue Steuern erhebt und die Bürger sich dagegen wehren. Es geht um Konkurrenz unter Künstlern und um die Instrumentalisierung von Kunst. Vor allem aber geht es um die neuartige Kunst, an der Tilman Riemenschneider 1491/1492 arbeitet. Zwar soll er nur Adam und Eva lebensgroß schaffen. Seine Auftraggeber erwarten gutes, solides und vor allem gottesfürchtiges Handwerk. Neuerungen sind eigentlich gar nicht gewünscht. Und dennoch werden Adam und Eva nicht so, wie es bis dahin üblich war.

Adam von Tilman Riemenschneider (Foto: Andreas Oppermann)

Mit der Task Force gegen Tesla-Sorgen

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat sich weniger als 48 Stunden nach der überraschenden Ankündigung von Tesla-Chef Elon Musk, in Grünheide seine europäische Gigafactory bauen zu wollen, den Fragen der Bürger aus Grünheide und Umgebung gestellt. 

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und Bürgermeister Arne Christiani (parteilos).

Zur Begrüßung stehen eingeschenkte Sektgläser in Saal des Heydewirts am Peetzsee. Grünheides Bürgermeister Arne Christiani ist die Freude über den großen Coup anzusehen. Er will sie mit den Einwohnern teilen. Vor allem aber will er, dass sich alle in Grünheide und seinen sechs weiteren Ortsteilen ernst genommen fühlen. Deshalb kommt auch Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) persönlich, um sich so schnell wie möglich den Fragen zu stellen.

Emilia Smechowski erlebt die Spaltung Polens

Im Herbst wird in Polen ein neues Parlament gewählt. Das große Thema dieser Wahlen ist die Spaltung der Gesellschaft. Wer für die regierende rechtskonservativ bis teilweise rechtsradikale PiS ist, tut sich schwer mit Liberalen zu sprechen. und umgekehrt. Aber warum ist das so? Warum können sich Liberale und Anhänger der PiS nicht ausstehen? Das hat die Berlinerin Emilia Smechowski ein Jahr lang untersucht und darüber ein Buch geschrieben, „Rückkehr nach Polen“ heißt es.

Claudia Weber erinnert faszinierend an den Hitler-Stalin-Pakt

Es ist genau 80 Jahre her, dass sich Adolf Hitler und Jose Stalin auf einen Pakt verständigten. Am 23. August 1939 verbündeten sich die beiden brutalen Diktaturen, um Polen von der Landkarte zu tilgen. Offiziell handelte es sich um einen Nichtangriffs-Pakt. Aber im geheimen Zusatzprotokoll wurde viel mehr geregelt. Claudia Weber, Historikerin an der Viadrina in Frankfurt (Oder), hat jetzt ein Buch veröffentlicht, in dem sie aufzeigt, dass der Hitler-Stalin-Pakt die Voraussetzung zum Einmarsch der Wehrmacht in Polen war – und für eine fast zweijährige gute Zusammenarbeit zwischen Roter Armee und Wehrmacht.

Brygida Helbig sucht ihre Heimat und entdeckt deutsch-polnische Schicksale

Europa ist in einem Ausmaß verworren, das der Einzelne oft kaum durchblicken kann. Zwar wird in allen Ländern so getan, als sei Nation und Land, als sei Bürger und Nationalität eine geradezu heilige Einheit. Aber wer sich etwas mehr Mühe gibt, wird in der Geschichte vieler Familien kreuz und quer über den Kontinent Zusammenhänge finden, die genau diese Einheit in Frage stellen – und damit auch das, was wir so leichthin Identität nennen. Brygida Helbig, eine Polin aus Stettin, die schon lange in Berlin lebt, hat das anhand ihrer Familiengeschichte getan. „Kleine Himmel“ ist die literarische Verarbeitung dieser verwirrenden Familiengeschichte aus Mitteleuropa, die in Galizien, Polen, Deutschland, der Ukraine und Kasachstan spielt.

Aus dem Zugfenster von Frankfurt (Oder) nach Cottbus

Frankfurt und Cottbus verbindet eine Bahnstrecke, auf der die Gemächlichkeit noch zuhause ist. Für die gut 90 Kilometer benötigt die Bahn eine Stunde und 18 Minuten. Auf der einen Seite ist das ziemlich lang. Auf der anderen aber auch Zeit zum Entspannen. Wer die Zeit nutzt und nicht schläft, Musik hört oder liest, sondern einfach nur zum Fenster hinausschaut, der sieht auf dieser Fahrt entlang der Oder-Neiße-Grenze all das, was den Osten ausmacht.

Brandenburg ist kulturell gespalten

Ein Kommentar

Die Wahlergebnisse in Brandenburg sind einschneidend. Die AfD triumphiert, die Grünen legen kräftig zu – und die drei Parteien, die im Land seit 1990 regiert haben, verlieren massiv. Und das in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit auf Rekordtief ist, die Haushaltseinkommen steigen, die Kriminalität sinkt und die Renten im Osten überproportional gestiegen sind.  Aber für solche Erfolge werden Regierungsparteien offenbar nicht mehr belohnt.

Zum 65. Geburtstag streunt Karl-Markus Gauß durch sein Zimmer

Karl-Markus Gauß: Abenteuerliche Reise durch mein ZimmerKarl-Markus Gauß wird heute 65 Jahre alt. Kurz zuvor ist sein neues Buch erschienen. In einem Alter, in dem die meisten Menschen zum Rentner werden, blickt auch er zurück. Aber er macht das nicht in einer autobiografischen Erzählung, in der aus Ereignissen die passende vergangene Zukunft konstruiert wird. Gauß schaut sich vielmehr in seiner Wohnung um und destilliert aus Gegenständen eine Vergangenheit, die ihn selbst und seine Familie vor allem in einen europäischen Kontext stellt. Was sich jetzt vielleicht etwas konstruiert und anstrengend liest, ist aber ein fröhlicher Genuss. Denn Gauß entführt den Leser Seite um Seite in (Gedanken-) Welten, die anregend und vor allem den eigenen Blick erweiternd sind.

Poros der Komischen Oper bleibt nette Unterhaltung

Zwar heißt der Eroberer in Indien Alexander, aber er ist kein Grieche. Sir Alexander ist englischer Eroberer voll Würde und Verstand. Ganz anders als Poros, der indische König, auf dessen Reich es Alexander abgesehen hat. Denn der ist voller Emotionen, voller Liebe und Eifersucht. Und natürlich geht es ihm um Ehre und Pflicht. Wo Alexander ganz kühl abwägt und die eigenen Gefühle für den Erfolg unterdrückt, ist Poros zu keinem klaren Gedanken fähig, weil ihn stets seine Gefühle übermannen.