Christoph Pilz erzählt von den Nackten des Tilman Riemenschneider

Eva von Tilman Riemenschneider
Eva von Tilman Riemenschneider (Foto: Andreas Oppermann

Das Jahr 1492 steht für die Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit. Verändert hat sich in dem Jahr für den normalen Menschen zwar wenig, aber Columbus hat Amerika entdeckt. Und in Würzburg hat Tilman Riemenschneider an einem Auftrag gearbeitet, der die Bischofsstadt in Unruhe versetzt hat. Das ist der Ausgangspunkt für einen anregenden Text von Christoph Pilz als erstem in der Reihe „Würzburger historische Novellen“.

„Tilman und Nackten“ heißt der Band mit seinen 145 Seiten. Er erzählt von unruhigen Zeiten in Würzburg, als der alte Bischof immer neue Steuern erhebt und die Bürger sich dagegen wehren. Es geht um Konkurrenz unter Künstlern und um die Instrumentalisierung von Kunst. Vor allem aber geht es um die neuartige Kunst, an der Tilman Riemenschneider 1491/1492 arbeitet. Zwar soll er nur Adam und Eva lebensgroß schaffen. Seine Auftraggeber erwarten gutes, solides und vor allem gottesfürchtiges Handwerk. Neuerungen sind eigentlich gar nicht gewünscht. Und dennoch werden Adam und Eva nicht so, wie es bis dahin üblich war.

Adam von Tilman Riemenschneider (Foto: Andreas Oppermann)

Steinmetzkunst auf dem Dom zu Mailand

Steinmetzkunst auf dem Dach des Doms zu Mailand

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Steinmetzkunst auf dem Dach des Doms zu Mailand

Schon von unten ist der Dom zu Mailand kaum mit den Augen zu fassen. Die vielen Details lösen ihn fast auf, machen den massiven Baukörper zu einem luftigen Etwas, das wirkt, als sei es nicht von dieser Welt. Wer die Stufen erklimmt, um auf das Dach des Doms zu gelangen (es gibt auch einen Aufzug), der kann die vielen Figuren und Ornamente aus Marmor en detail bewundern. Aber angesichts der Fülle von Hunderten Statuen, Ornamenten und Figürchen ist das Auge auch hier sehr schnell satt. Was bleibt ist die Bewunderung für diese Vielfalt. Und die handwerklich und künstlerische Fertigkeit der Mitarbeiter der Dombauhütte. Die wird mit ihrer Arbeit nie fertig. Wenn die letzten der mehr als 3000 Figuren saniert sind oder die 130 Türmchen ausgebessert sind, dann sind die ersten durch die Witterung und die Umwelteinflüsse schon wieder brüchig. Und so finden sich neben den alten Motiven auch manch neues, mit denen die Bildhauer und Steinmetze zeigen, dass sie mehr können als nur zu reparieren.

Köpfe vom Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt

Das Hammelburger Franziskaner-Kloster Altstadt hat 1733 den Kapellenkreuzweg mit seinen 14 Stationen errichten lassen. Der Hammelburger Bildhauer Johann Jakob Faulstieg (1697–1768) entwarf die Kapellen und war mit seinem Helfer, dem Franziskanerbruder Wenzeslaus Marx (1708–1773) aus Leitmeritz, auch für die Gestaltung verantwortlich (mehr dazu im ausführlichen Wikipedia-Text…).

Wer den schönen Weg vom Kloster zum Schloss Saaleck hinaufgeht, schaut sich meist nicht die Details der Stationen an. Aber es lohnt sich. Allein die vielen unterschiedlichen Gesichter sind schon sehenswert – und sie zeigen, dass Johann Jakob Faulstieg mit dem Meißel umzugehen wusste. Viele der dargestellten Gesichter haben satirische Züge – das wird vor allem im Kontrast zu Jesus und Maria deutlich.

Hammelburg Einst und Jetzt:
(1) – Stadtpfarrkirche
(2) – Rotes Schloss vom Weiher aus
(3) – Am Kellereischloss
(4) – Hüterturm
(5) – Ruine Aura
(6) – Baderturm
(7) – Blick auf Kloster Altstadt und Schloss Saaleck
(8) – Kreuzigungsgruppe des Altstädter Kreuzwegs

Und: Heimat (4): Bilder aus Hammelburg

Einblicke ins DDR-Kunstarchiv II

Das Kunstarchiv in Beeskow beherbergt nicht nur eine große Sammlung von Bildern. Auch Büsten und Skulpturen lagern hier. Ins Auge fallen die Großen der Vergangenheit, die von der Geschichte entsorgt wurden – und hier in Regalen ruhen wie anderswo Tote in Urnengräbern.

Lange bevor sich der Blick mit der Qualität der Werke beschäftigt kommen Mitleid, Genugtuung, Verwunderung, Erstaunen im Betrachter auf. Das ist es also, was übrig bleibt: Karl Marx in der Ecke. Lenin an der Schwelle zur Kellertür oder als Kopf im Regal. Überhaupt haben die Büsten etwas von den Köpfen Enthaupteter. Und irgendwie ist es ja auch so. Die Köpfe, die sich den Kommunismus und die Partei leninscher Prägung ausgedacht haben, waren einst überall aufgestellt. Jetzt sind sie entsorgt. Genauso wie ihre Ideen, wie ihre Parteistrukturen, wie ihre Welt.

Sie sind Geschichte. Und lagern im Inneren von Archiven. So wie hier im DDR-Kunstarchiv in Beeskow.

Mehr DDR in Museen und Archiven:
Einblicke ins DDR-Kunstarchiv I

Antonio Forcellino nähert sich Michelangelo wie einem Geliebten

Antonio Forcellino: Michelangelo
Antonio Forcellino: Michelangelo

Das Leben dieses Genies ist unglaublich spannend. Nicht nur, dass Michelangelo fast 90 Jahre alt wurde – und bis zum letzten Tag mit Hammer und Meisel an Skulpturen arbeitete. Auch sein Leben an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit ist fesselnd.

Der Schöpfer revolutionärer Bilder und Skulpturen war in den Kampf um die Herrschaft seiner Heimatstadt Florenz verwickelt. Da übernahm er Verantwortung für die Republik, floh aber kurz vor deren Niederschlagung. Als Vater, Onkel und Freund war er kaum auszuhalten. Aber seine Kunstwerke sind schöpferische und körperliche Kraftakte, die ihn unsterblich machten. Antonio Forcellinos Biografie nähert sich diesem Mann fast wie einem Geliebten.

Antonio Forcellino: Michelangelo – Eine Biografie; Siedler: 24,95 Euro