Karl-Markus Gauß wird heute 65 Jahre alt. Kurz zuvor ist sein neues Buch erschienen. In einem Alter, in dem die meisten Menschen zum Rentner werden, blickt auch er zurück. Aber er macht das nicht in einer autobiografischen Erzählung, in der aus Ereignissen die passende vergangene Zukunft konstruiert wird. Gauß schaut sich vielmehr in seiner Wohnung um und destilliert aus Gegenständen eine Vergangenheit, die ihn selbst und seine Familie vor allem in einen europäischen Kontext stellt. Was sich jetzt vielleicht etwas konstruiert und anstrengend liest, ist aber ein fröhlicher Genuss. Denn Gauß entführt den Leser Seite um Seite in (Gedanken-) Welten, die anregend und vor allem den eigenen Blick erweiternd sind.
Schlagwort: Karl-Markus Gauss
Karl-Markus Gauß zeigt uns die Entdeckung der Wahrnehmung
Die Bücher von Karl-Markus Gauß sind immer eine Bereicherung, weil er dem Leser den Blick weitet. Vor allem, wenn er über Europa und seine Vielfalt schreibt. Gauß kennt sich aus in diesem Europa, das schon immer viel stärker einander verwoben ist, als es die nationalstaatliche Brille, mit der wir meist in die Welt blicken, vermuten lässt. Er selbst ist ein Kind von Donauschwaben, die nach dem Krieg in Österreich hängen blieben. Und für die Ungarisch genauso selbstverständlich war wie Serbokroatisch und Deutsch.
Karl-Markus Gauß bloggt über den Ruhm am Nachmittag
Die Texte lösen sich auf. Karl-Markus Gauß hat schon Bücher mit Reportagen und Sammlungen von Rezensionen veröffentlicht. Mit dem „Wald der Metropolen“ hat er sich dann auf einen Band mit Reisebeobachtungen und -reportagen konzentriert, die seine persönliche Entdeckung Europas durch das Reisen zum Thema hatte. Und nun legt er eine Sammlung kurzer und kürzester Texte vor, die etwas von einem Tagebuch ohne Daten haben. Fast wirkt es, als wollte er einen Blog in Buchdeckeln präsentieren. Einen Blog, der sich auf seine Beobachtungen beim Fernsehen, bei Empfängen, bei Reisen und bei den Veränderungen der Arbeitsprozesse zum Inhalt haben.