Karl-Markus Gauß wird heute 65 Jahre alt. Kurz zuvor ist sein neues Buch erschienen. In einem Alter, in dem die meisten Menschen zum Rentner werden, blickt auch er zurück. Aber er macht das nicht in einer autobiografischen Erzählung, in der aus Ereignissen die passende vergangene Zukunft konstruiert wird. Gauß schaut sich vielmehr in seiner Wohnung um und destilliert aus Gegenständen eine Vergangenheit, die ihn selbst und seine Familie vor allem in einen europäischen Kontext stellt. Was sich jetzt vielleicht etwas konstruiert und anstrengend liest, ist aber ein fröhlicher Genuss. Denn Gauß entführt den Leser Seite um Seite in (Gedanken-) Welten, die anregend und vor allem den eigenen Blick erweiternd sind.
Schlagwort: Salzburg
40 Jahre später ist die Welt wieder in Ordnung
Das schönste Weihnachtsgeschenk ist auf den ersten Blick das unscheinbarste. Ein altes Modellauto stand da unter dem Christbaum. Ein Krankenwagen von Mercedes. Voller Schrammen und Lackabsplitterungen, mit Lenkrad und ramponierter Inneneinrichtung für die Trage. Also insgesamt eher eine Marginalie, die sich niemand trauen würde, seinem Patenkind zu schenken oder auch nur als Mitbringsel für die Kinder des Hauses einzupacken.
Aber ich habe mich gefreut. Denn so einen Krankenwagen habe ich vor knapp 40 Jahren verloren. Oder besser: Ich habe ihn stehengelassen. Auf der Burg über Salzburg. Mit Eltern und Schwestern und Großtante war ich damals auf der Burg. Ein Ausflug führte uns im Sommerurlaub dorthin. In meiner Erinnerung ist davon aber nichts hängenbegblieben. Nur der Verlust des Spielzeugautos. Den habe ich nie vergessen! Auch weil die Eltern nicht umkehrten, als ich merkte, dass ich den Krankenwagen auf der Mauer der Festung vergessen hatte.
Und jetzt habe ich ihn wieder! Und freue mich darüber mehr, als über all die schönen Bücher und anderen Geschenke. Eine 40 Jahre währende Geschichte, die immer wieder einmal erzählt wurde – von mir, von den Eltern – nimmt ein gutes Ende. Und tröstet auch über Geschenke und Grüße, die nicht kamen, hinweg. Rundet das Fest und die freien Tage ab. Weil diese Aufmerksamkeit so toll war und ist!