
Kaum eine hat Berlin am Ende der Weimarer Republik so genau beschrieben wie Irmgard Keun. Ihr Berlin erkundet Michael Bienert, der Stadt-Literat und Literatur-Geograph Berlin in seinem neuen Buch. Dem Kundigen zeigt er die Schauzplätze der Romane Irmgard Keuns. Und den an Berlin-Interessierten bringt er die Stadt nahe – und Köln noch dazu. Denn auch dort lebte die Keun.
Michael Bienert hat uns schon das Berlin von Erich Kästner, Bert Brecht, Alfred Döblin und E.T.A. Hoffmann nähergebracht. Jetzt hat er sich eine nicht mehr ganz so bekannte Autorin für sein aktuelles Buch herausgesucht: Irmgard Keun. Das allein ist schon ein Verdienst. Zwar gibt es immer mal wieder eine Neuauflage der beiden Romane „Das kunstseidene Mädchen“ und „Gigli, eine von uns“ und vor einigen Jahren ist sogar das Gesamtwerk in einer dreibändigen Kassette erschienen, aber neben den oben genannten Namen verlasst Irmgard Keun dennoch. Und das völlig zu Unrecht!




Karl-Markus Gauß wird heute 65 Jahre alt. Kurz zuvor ist sein neues Buch erschienen. In einem Alter, in dem die meisten Menschen zum Rentner werden, blickt auch er zurück. Aber er macht das nicht in einer autobiografischen Erzählung, in der aus Ereignissen die passende vergangene Zukunft konstruiert wird. Gauß schaut sich vielmehr in seiner Wohnung um und destilliert aus Gegenständen eine Vergangenheit, die ihn selbst und seine Familie vor allem in einen europäischen Kontext stellt. Was sich jetzt vielleicht etwas konstruiert und anstrengend liest, ist aber ein fröhlicher Genuss. Denn Gauß entführt den Leser Seite um Seite in (Gedanken-) Welten, die anregend und vor allem den eigenen Blick erweiternd sind.

fast 75 Jahren Frieden in Europa – oder zumindest in dessen größtem Teil – ist dies für viele Europäer eine Gewissheit. Und doch haben sich gerade in Europa die Grenzen immer wieder verschoben. Ganz besonders häufig im Raum zwischen Elbe und Memel. Im Mai 2018 entdeckten Studenten der Viadrina in Frankfurt (Oder) eine Grenze, die es nicht mehr gibt: die zwischen Deutschland und Polen der Jahre 1918 bis 1939.
Heute wird Rolf Henrich 75. Passend zu seinem Geburtstag ist gerade sein neues Buch „Ausbruch aus der Vormundschaft“ erschienen. Seinen runden Geburtstag sieht er allerdings nicht als Grund an. Rolf Henrich geht es mit seinen Erinnerungen um den 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution in der DDR. Als einer der Mitgründer des Neuen Forums und dessen Vertreter am Runden Tisch war er ein wichtiger Akteur in den turbulenten Monaten, die zum Untergang der DDR führten. Sein wichtigster Beitrag dazu war sicherlich sein im März 1989 bei Rowohlt in Hamburg erschienene Buch „Der vormundschaftliche Staat“, in dem er mit der DDR abrechnete. Als das entscheidende Lebensereignis Henrichs nehmen die Vorgeschichte und die Folgen auch den größten Teil der Erinnerungen ein.