Staatsorchester verzaubert 350 Kinder in Orchestermäuse

"Orchestermäuse" in Frankfurter Kleist-Forum

Howard Griffiths hat eine neue Leidenschaft: Wenn ihm im Hotel langweilig wird, dann setzt er sich hin und schreibt ein Libretto für Kinder. Nach „Die Hexe und der Maestro“ sind es jetzt die „Orchestermäuse“. Wieder hat der Schweizer Fabian Künzli die Musik dazu geschrieben. Und wieder haben die beiden ein Bühnenvergnügen für uns mit Kindern geschrieben, das Lust auf Oper, Musical, Orchester und Gesang macht. In Frankfurt (Oder) hatten die Orchestermäuse jetzt ihre Welturaufführung – mit 350 Kindern aus Ostbrandenburg, einem lustvollen Brandenburgischen Staatsorchester und einem Maestro, der mit seiner Freude an Musik und Spiel alle ansteckt, die sich ihm nähern.

"Orchestermäuse" in Frankfurter Kleist-Forum

Die Geschichte ist schnell erzählt. Ein ganzes Mausvolk flieht durch den Zauberwald vor den Katzen, mit denen sie einst in Frieden lebten. Wenn da nicht eine vorlaute Maus für Ärger gesorgt hätte. Als neue Heimat suchen sie sich die Konzerthalle aus, geraten dort aber mit dem Orchester aneinander. Denn die musizieren, wenn die Mäuse schlafen wollen. Die nach allerlei Turbulenzen söhnen sich alle im Zauberwald miteinander aus und singen gemeinsam. Ein schönes Märchen, das vor allem durch den Witz der Texte und die schwungvolle Musik überzeugt.

"Orchestermäuse" in Frankfurter Kleist-Forum

Vor allem aber durch die Inszenierung von Be van Vark, die sich mit Howard Griffiths wunderbar versteht. Sie hat die unendlich mühevolle Arbeit mit etlichen Workshops mit den Kindern künstlerisch geleitet und zu einem amüsanten und energiegeladenen Bühnenevent formte. Howard Griffiths wiederum gelingt es erneut, sein Brandenburgisches Staatsorchester so für die Arbeit mit den Kindern zu begeistern, dass sie Instrumenten-Workshops durchführten und letztendlich eine Spielweise wählen, die es den Kindern ermöglicht, zu den Stars des Nachmittags zu werden.

"Orchestermäuse" in Frankfurter Kleist-Forum

Das Publikum in Frankfurt (Oder) ist begeistert. Denn die Kinder tanzen, singen, musizieren. Sie realisierten eine überzeugende Videoinstallation, mit der die Frankfurter Konzerthalle ins Kleist-Forum holt. Und alles zusammen ist irgendetwas zwischen Oper und Musical oder szenischem Musiktheater. Vor allem aber ist es einfach großartig! Eine Welturaufführung in Frankfurt (Oder), an die sich alle Zuschauer und vor allem alle Beteiligten noch sehr lang erinnern werden.

Tränen zum Tauwetter

Eisregen
Eisregen

Gestern Schnee. Heute Eisregen. Und Tauwetter. Aber dennoch Winter. So wie es sich für Weihnachten gehört. Und das, nachdem in der Woche schon fast der ganze Schnee weggeschmolzen war. Auf jeden Fall ist das Wetter weihnachtlich.

Die Kleine hat sich das so gewünscht. Immer wieder spricht sie davon, dass zu Weihnachten Schnee gehört, dass die Häuser und die Bäume und die Wiesen weiß sein müssen.

Aber dann hört sie die Wettervorhersage. Von steigenden Temperaturen tönt es aus dem Fernseher. Und von Tauwetter. Weiße Weihnacht werde es auf keinen Fall geben.

Beim Schlafengehen sind Tautropfen in den Augen der Kleinen. Traurige Tränen, weil der weiße Weihnachtswunsch vom Wetterfrosch im Fernseher zerstört wurde. Es sind aber auch wütende, trotzige Tränen. Denn: „Die können gar nicht in die Zukunft schauen. Das sind ja schließlich keine Hellseher!“

Wie recht sie hat. Ganz prinzipiell. Aber im Detail behält wohl der Metereologe recht. Und dann müssen Christkind und Weihnachtsmann wohl dafür sorgen, dass es keine Tränen mehr gibt.

Zensuren beim Jahresendkonzert der Grundschule Eichwalde

Jahresendkonzert 2012 der Grundschule Eichwalde
Jahresendkonzert 2012 der Grundschule Eichwalde

Die Kinder singen und alle freuen sich. Wenn die Grundschule zum Jahresendkonzert (es heißt tatsächlich so) lädt, dann überhören Mutter und Vater schon mal den nicht ganz getroffenen Ton. Dann singen die Kinder mit Inbrunst vor einem Publikum, das sich genau darüber freut, dass sie sich das trauen. Dieser doppelte Stolz von Kindern und Eltern ist mehr als nur schön –  er ist bereichernd und verbindend. Ja, er erzeugt so etwas wie ein Gefühl von Schulfamilie.

Wenn da nicht dieses Gerede von Zensuren wäre. Spricht man die Zuschauer mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „Hallo Leute“ an? Eine der Schüler-Modeatorinnen hat folgende Antwort: „Wenn es gut klappt, können wir doch gute Zensuren bekommen.“ Und gut klappt es natürlich nur, wenn es „Sehr geehrte Damen und Herren“ heißt. Was hat das Gerede von Zensuren auf einem Schulkonzert zu suchen? Warum wird das ganze dann später noch gesteigert: „Wenn wir ein Gedicht in Englisch aufsagen, können wir vielleicht zwei Zensuren bekommen!“. Eine für Vortrag und eine für Englisch!

Warum müssen die Kinder selbst an diesem Abend weit nach Schulschluss noch über Zensuren schwadronieren? In einem Moment, in dem auch schlechtere Schüler Anerkennung für ihre musikalische Darbietung bekommen. Dann, wenn weder Eltern noch Schüler – und hoffentlich auch die Lehrer – nicht an Noten denken?

Vielleicht war es ja nur ironisch gedacht? Aber selbst wenn das der Fall war, zeigt es doch, dass in der Wahrnehmung der Verantwortlichen dieser Grundschule Noten das wichtigste sind. Sonst gäbe es ja gar keinen Grund, das Thema in das Schulkonzert zu schleppen.

Das übrigens war schön. Auch wenn die Erwartungen auf ein weihnachtliches Konzert nicht erfüllt wurde. Dafür war von HipHop bis Adele und dem Cowboy Jim aus Texas eine enorme Bandbreite zu hören. Und ganz am Ende dann auch noch ein Weihachtslied, bei dem die ganze Halle mitsang.

Familienausflug zu IKEA

Ausflug zu IKEA
Ausflug zu IKEA

Sie wollten baden. Und landeten bei IKEA. Ein vollständig freier Samstag kann die merkwürdigsten Wendungen nehmen. Da will man das schlechte Wetter schnell nutzen, um eine Kleinigkeit zu kaufen – und schon ist das Auto voll. Alle wollen mit. Denn der Regen verhindert das Baden. Und die vier gelben Buchstaben auf blauem Grund wirken wie Magneten.

Der Verdruss ist groß – bei mir. Wie soll das denn gut gehen? Ein Möbelhausbesuch mit der ganzen Familie. Ständig wird der eine hier stehen bleiben, die andere dort Probe sitzen, der nächste an jener Schublade ziehen und die letzte von Hunger oder Durst nörgeln. Meine Laune sinkt. Aber die der Familie steigt angesichts des unverhofften IKEA-Ausflugs.

Und dann? Dann sind alle entspannt. Sie sitzen zwar Probe, aber ständig zusammen. Sie ziehen an Schubladen, aber stets gemeinsam. Sie schmeißen sich auf Betten, aber immer so, dass sie zusammen Spaß haben. Mit jedem Meter mehr in der Möbelausstellung sinkt meine Anspannung etwas. Alle Befürchtungen schwinden. Statt Stress herrscht Spaß. Selbst ich kann mich dem nicht entziehen und muss die ungeliebte Last als Familienfreude akzeptieren. Ja, selbst ich habe Spaß im schwedischen Möbelcenter, an einem Ort, den ich sonst meide. Aber mit einer so gut gelaunten Familie, geht es gar nicht anders.

Der schreiende Nachbar

Der Zaun des Nachbarn, eine Mischung aus Festungswall und Garten-Center-Ästethik.
Der Zaun des Nachbarn, eine Mischung aus Festungswall und Garten-Center-Ästethik.

Er ht sich eingemauert. Der niedrige Maschendrahtzaun genügte dem Mann mit Glatze nicht. Er setzte hinter ihn noch einen zweiten Zaun aus Holz. Fertigware aus dem Baumarkt bietet dem Mann mit den Tattoos zusätzlich Sichtschutz. Und da, wo er seinen Swimmingpool aufgebockt hat, sichert er sich mit einem noch höheren Bretterverschlag von der Stange. Aber nicht, um nicht gesehen zu werden, sondern um nicht zu sehen. Und um möglichst nicht zu hören.

Aber Kinder spielen nun mal. Noch dazu, wenn Cousins und Cousinnen zu einem Familienfest anreisen. Dann wird auch mal etwas lauter geschaukelt, gespielt und auf dem Trampolin gesprungen. Die Nachbarn links und die Nachbarn hinten, auch die Nachbarn vorne links sind dann ganz entspannt. Sie fragen allenfalls, ob wir Hilfe benötigen.

Aber der Nachbar hinten links brüllt liebe rüber den Zaun. Die Halsschlagadern schwellen dann an. Der Kopf wird ganz rot – und zwar der ganze. Und dann brüllt es: „Ihr Drecksgören!“ Oder noch viel Schlimmeres. Immer gepaart mit einer deutlich zu lauten, teils schwer verständlichen Argumentation. Der Kopf des untersetzten Mannes ist dann zwischen diesen Ornamenten zu sehen. Würde es nicht so laut tönen, er würde in seiner selbst gebauten Mauer untergehen. Aber so macht er den Kindern Angst. Vor allem der Besuch ist völlig verwirrt.

Einige klare Worte an ihn und peinlich berührter Besuch hinter der Wand sorgen wieder für Ruhe – also hinter dem Zaun. Aber ärgerlich ist es schon, wenn ein friedliches, fröhliches und  frohes Fest von einem pöpelnden Nachbarn unterbrochen werden kann. Und das wirklich nur, weil es an einem Sonntag mal nachmittags für ein bis zwei Stunden etwas lauter war. Im Kino würde man über Auftritt und Aussehen lachen. Aber so in echt war die Schreiattacke schon ärgerlich!

Tierische Bescherung an Weihnachten

Schöne Bescherung
Schöne Bescherung

Da war dieses Jucken. Ständig musste sich der Sohn an den Kopf fassen und kratzen. Hinweise, dass dies bei Tisch nicht so schön sei, wurden geflissentlich überhört. Und das an Weihnachten! Da ist der Tisch schön gedeckt, das Essen ist ausgesucht fein und die Getränke runden das besondere Mahl ab. Aber der Junior muss sich ständig kratzen!

Was nun, denkt sich der Vater. Ist das ein Grund, um gründsätzlich zu werden? Oder ist die Harmonie am Tisch wichtiger? Ruhig bittet er deshalb den Sohn, das grausame Gescheuer in den Haaren doch zu unterlassen. Er bittet ihn einmal, er bittet ihn zweimal. Ja sogar beim dritten Mal ist Vater noch ruhig.

Doch dann fängt auch die Kleine an, sich ständig an den Kopf zu fassen. Ist das Solidarität? Wird hier geschickt mit der Autorität des Familienoberhauptes gespielt? Legen die beiden es doch darauf an, dass der Vater deutlich wird? Und das an Weinhachten, an diesem Tag, an dem sich alle Frieden und Freude und Ruhe wünschen?

Das Essen geht vorüber. Das Kratzen aber nicht. Die beiden juckt das Haupt. Es hört nicht auf, wird eher schlimmer. Fast so, als hätten sie Läuse. Die Vermutung wird nur so dahingesagt. Als einer dieser eher schlechten Scherze, die entstehen, um die Lage zu entspannen. Dieser Scherz erreicht das genaue Gegenteil: hektisches Treiben. Sofortige Inspektion der Köpfe überm Waschbecken. Und siehe da: Der Sohn konnte nichts für sein Benehmen. Es war die Laus, die sich bemerkbar machte. Nicht eine Laus, nein eher fünf bis acht. So viele jedenfalls, dass zwei sich schon auf den Weg zur Schwester machten.

Läuse am Weihnachten! Was für eine Bescherung! Da hat die ganze Familie was davon. Wenn die Waschmaschine dauerläuft, wenn die Köpfe abgesucht werden, wenn sich die Unterhaltung nur noch um ein Thema dreht. Dann verbindet das. Nur Freude mag nicht aufkommen.

Und wo kommen die Viecher her? Aus der Schule? Oder von einem Ausflug? Vom Fußballtraining? Hm. Oder von diesem komischen roten Mann mit seinem Zauselbart? Von diesem Weihnachtsmann, der überall sein Unwesen treibt und das Christkind verdrängt? Wahrscheinlich. Denn sonst war niemand da. Nur der Weihnachtsman an der Terrassentür.

Und so könnte es passiert sein…

Wenn die Tochter tanzt, platzt die Brust vor Stolz

Schlussapplaus in Zeuthen.
Schlussapplaus in Zeuthen.

Wenn ungefähr 50 Mädchen zwischen vier und vierzehn einen Tanzauftritt haben, dann schauen sich das mindestens 200 Eltern, Geschwister und Großeltern an. Heute waren es in Zeuthen sogar 300 bis 400. Eine ganze Halle voller erwartungsfroher Menschen, weil Enkelin, Tocher oder Schwester gemeinsam mit anderen Enkelinnen, Töchtern und Schwestern tanzen.

Auf dem Fußballplatz sind es nie so viele. Natürlich spielen da auch nicht so viele Jungs wie hier Mädchen auftreten. Aber Lärm können die genauso machen. Auch wenn der Schlussapplaus geradzu frenetisch ausfiel.

Am Rand des Fußballplatzes kann es auch aggressiv werden. Da schreien Eltern Fehler machende Söhne schon mal an. Bei tanzenden Mädchen gibt es das nicht. Da wird jeder falsche Schritt verziehen. Alles ist Feier, alles ist Freude. Irgendwie richtig Advent. Auch wenn auf der Bühne viele Rotkäppchen von noch mehr Wölfen erwischt werden. Aber das Tanzgeschehen ist ja egal – anders als beim Spielgeschehen auf dem Platz. Hauptsache der Stolz kann sich entfalten. Da schwillt die väterliche Brust. Da schmunzelt das großmütterliche Gesicht. Da strazelt die ganze Familie. Denn das Mädchen ist einfach super. Oder goldig. Oder beides. Und unsere ist natürlich beides! Da sind sich alle in der Halle einig. Auch wenn sie alle eine andere meinen.

Vom Scheitern der digitalen Generation am analogen Telefon

Analoges Telefon
Analoges Telefon

Meine Freunde von der Telekom sorgen ab und an für freudige Erheiterung. Ich meine jetzt nicht, dass unser normales Telefon nicht funktioniert. Das ist eher ärgerlich. Ich meine auch nicht, dass dieser Zustand schon vier Wochen anhält. Auch dies stößt in der gesamten Familie eher weniger auf Zustimmung.

Aber dass der ISDN-Notstand zu diesem analogen Apparat zwang, ist schon amüsant. Vor allem, wenn Kinderhand ihn zu bedienen versucht. Schon die Schnur ist eine Ungeheuerlichkeit und führt dazu, dass das Gerät den Boden mehrfach berührt. Seltsam ist auch, dass da gar keine Namen eingespeichert sind. Man ist genötigt Telefonnummern zu kennen und einzutippen. Das ist zwar kompliziert, aber irgendwie bekannt.

Aber was passiert, wenn sich Kinderhand vertippt hat? Hier gibt es ja keinen roten „Beenden“-Knopf. Selbst ältere Kinder sind damit überfordert. Dass der große runde Knopf oben links dafür zuständig sein könnte, glauben sie nicht. Erst ausprobieren überzeugt.Und das ist endlich mal für uns Eltern amüsant. Normalerweise ist es ja die Rolle der Eltern technischer Depp zu sein. Aber wie die Virtuosen an Laptop, iPod, Playstation am normalen Telefonieren scheitern, macht uns mal Spaß! Danke Freunde von der Telekom!

P.S.: Aber langsam haben wir genug gelacht. Vier Wochen sind genug.

Was Kinder wirklich lieben: Adventskalender

Adventskalender
Adventskalender

Eltern denken, Adventszeit ist Familienzeit. Aber für Kinder ist sie wohl eher Süßigkeitenzeit. Da locken Schoko-Weihnachtsmänner, Plätzchen und natürlich auch Adventskalender.

Auf den Klassiker, den Schoko-Kalender, haben wir in diesem Jahr verzichtet. Das bedeute aber keinen Verzicht auf Süßes. Eher ist das Gegenteil richtig. Was aber fehlt, ist das Öffnen der Türchen. Und genau damit hat die Jüngste ein Problem.

Als hätte mein Arbeitgeber dies geahnt, hat er den Vätern und Müttern pro Kind einen genau solchen Schoko-Adventskalender geschenkt. Was zum freudigen Kommentar von Mascha führte: „Papa, ich habe Deine Arbeit noch lieber als Dich!“

Die Sorge um unsere Kinder

Die Zahl ist dramatisch: In 32.300 Fällen haben Jugendämter Kinder 2008 in ein Heim gebracht, um sie vor den Zuständen zu Hause zu schützen. Das Eingreifen der Ämter wird dabei von Familiengerichten gestützt. Voraussetzung ist die Gefährdung der Kinder. Nach den Fällen verhungerter und verwahrloster Kinder zeugt die Zunahme um mehr als 14 Prozent von einer größeren Aufmerksamkeit der Jugendämter.

Das ist erfreulich, denn die höhere Sensibilität der Ämter geht mit mehr Achtsamkeit von Schulen, Ärzten und Nachbarn einher. Die Gesellschaft schaut inzwischen genauer hin. Es ist wieder selbstverständlich, dass Kinder geschützt werden müssen – notfalls auch vor den eigenen Eltern.

Die fühlen sich oft überfordert. Dafür gibt es objektive Gründe. Den Entzug der Kinder können diese aber nur im äußersten Notfall rechtfertigen. Es besteht die Gefahr, dass Jugendämter Kinder aus Familien nehmen, weil sie sich nichts vorwerfen lassen wollen. Vor allem dort, wo sich zu wenige Mitarbeiter um zu viele Fälle kümmern müssen.

Dann aber wäre der Entzug der Kinder nichts anderes als ein Versagen der verantwortlichen Kommunalpolitiker. Immerhin gibt es auch Kommunen mit gegenläufigem Trend. Dort wird in Vorbeugung investiert. Jugend- oder Gesundheitsämter gehen kurz nach der Geburt zu den Eltern. Der Babybesuchsdienst erklärt, dass es Beratungsangebote gibt. Er zeigt jungen Eltern, dass sie mit ihren Problemen nicht alleingelassen werden. Und er baut Angst vor dem Amt ab.

Dazu müssen die Ämter qualitativ und quantitativ gut ausgestattet sein. Nur so können sie das notwendige Netzwerk aufbauen, das Eltern hilft. Nur dann bleibt Zeit, um Familien so zu begleiten, dass sie nicht langsam in eine Spirale aus Vernachlässigung, Angst und schlimmstenfalls Gewalt abrutschen.

Denn der eigentliche Auftrag der Jugendämter ist nicht die Herausnahme der Kinder aus den Familien, sondern Hilfe. Wenn die erfolgreichen Präventionsmodelle ausgebaut werden, dann besteht die Chance, dass weniger Kinder ins Heim müssen – und sie dennoch nicht gefährdet sind.