In Zeithain setzt Michael Roes Hans Hermann Katte ein Denkmal
Die geplante Fahnenflucht von Kronprinz Friedrich und Leutnant Katte ist ein Stoff, der alles enthält, was einen guten Roman ausmacht. Wenn Michael Roes sich damit auseinandersetzt, wird ein facettenreiches, faszinierendes und phantasievolles Buch daraus. Und je weiter man in den 800 Seiten kommt, umso erschütternder wird „Zeithain“.
„Oder Florida“ – der Nachwende-Bildungsroman von Christian Bangel
Lange bevor die Republik geschockt auf die Wahlerfolge der AfD geschaut hat, suchten junge Ostdeutsche nach ihrer Identität. „3. Generation Ost“ nannten sie sich. Sie wollten verstehen, was sie von ihren gleichaltrigen Westdeutschen unterscheidet. Ohne die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie funktioniert das nicht. Umso besser, dass Christian Bangel jetzt einen tragisch-witzigen Roman geschrieben hat, der seine eigene Biografie als Material genau in diesem Sinne nutzt. Und dennoch sehr viel Spaß macht.
Christian Bangel ist 1979 in Frankfurt (Oder) geboren. Die prägenden Jahre seines Erwachsenwerdens sind von einer enormen Freiheit geprägt. Aber auch von den Ängsten der Eltern vor Arbeitslosigkeit, seinen eigenen Ängsten von der Gewalt der Neonazis und der Ungewissheit, was aus der eigenen Heimatstadt wohl werden wird. das einzig Gewisse war die Ungewissheit. Starke Menschen nutzen das, indem sie ihren Freiraum aktiv nutzen. Andere suchen Halt bei neuen Autoritäten.
Herbststimmung auf Schloss Saaleck und am Schlossberg
Viktor Schklowskij schildert die Grauen der Oktoberrevolution
Die Oktoberrevolution und ihre Folgen haben die Welt verändert wie nur ganz wenige Ereignisse der Weltgeschichte. Was in Moskau zunächst eher ein seltsamer Staatsstreich war, wuchs sich zu einem unglaublich brutalen Bürgerkrieg aus. Der Literaturwissenschaftler Viktor Schklowskij erlebte die Revolution in Petersburg als Panzerfahrer. Später war er als Kommissar an unterschiedlichen Fronten. Sein Bericht mit dem zynischen Titel „Sentimentale Reise“ ist eine lakonische Beschreibung ungeheuren Leids und unvorstellbaren Chaos‘.
Emilia Smechowski entdeckt den Strebermigranten in sich
Gnadenlos offen ist Emilia Smechowski in ihrem Buch „Wir Strebermigranten“. Sie erzählt ihre eigene Geschichte ohne sich und vor allem ihre Eltern zu schonen. Denn bei der Beantwortung der Frage, warum ausgerechnet die Polen in Deutschland Streber in der Anpassung sind, spürt sie der Motivlage ihrer Eltern nach.
Die Polen haben sich so angepasst, dass sie kaum oder gar nicht auffallen. Deshalb wissen viele Deutsche nicht, dass die zweitgrößte Gruppe der Einwanderer nach Deutschland Polen sind. Millionen von ihnen leben in Deutschland. Ohne sie würden viele Krankenhäuser nicht mehr funktionieren. Aber dennoch sind sie meist nicht sichtbar. Polen sind die zweitgrößte Migrantengruppe in Deutschland. Aber sie haben sich so angepasst, dass sie nicht auffallen.
Martin Schäuble denkt Trump gnadenlos zu Ende
Was passiert, wenn Mauern zur Abschottung von Flüchtlingen und Migranten gebaut werden? Wie fühlt es sich an, wenn Fremde konsequent ausgegrenzt werden? Und wo endet die Ideologie und beginnt die Menschlichkeit? Für Martin Schäuble sind es diese Fragen, die ihn dazu gebracht haben, den Thriller „Endland“ zu schreiben.
Da, wo derzeit die offene Oder die Grenze zu Polen ist, gibt es in seinem Roman eine Mauer. Ganz so, wie sie Donald Trump zwischen den USA und Mexiko angekündigt hat. Diese Mauer soll Flüchtlingen den Weg nach Deutschland verwehren. Die neue deutsche Regierung von der „Nationalen Alternative“ hat die Wahlen gewonnen und sofort damit begonnen, das eigene Programm umzusetzen. Anton, der Soldat, findet das in Ordnung. Auch ihm sind Flüchtlinge suspekt. Deshalb stört es ihn auch nicht, wenn er an der Grenze zum Einsatz muss, um Flüchtlinge zu jagen.
Mit Andreas Oppermann 1860 durch Palermo (3) – Märkte
„Palermo – Erinnerungen von Andreas Oppermann“ heißt ein 1860 in Breslau erschienenes Buch. Auf den Spuren dieses Namensvetters aus der Vergangenheit sieht Palermo manchmal noch genauso aus wie heute:
Der Antiquar legt ernsthaft den Schatz literarischer Reichthümer auf dem Straßenpflaster aus, unbekümmert, ob darüber auch einmal ein Eselchen mit seiner Ladung von Oel stolpert. Ein wissensdurstiger Käufer kniet sich gemüthlich vor den Büchern hin und hält Auslese seines Bedarfs.
Mit Andreas Oppermann 1860 durch Palermo (2) – Balkone
„Palermo – Erinnerungen von Andreas Oppermann“ heißt ein 1860 in Breslau erschienenes Buch. Auf den Spuren dieses Namensvetters aus der Vergangenheit sieht Palermo manchmal noch genauso aus wie heute:
Auch kennt der Palermitaner keine abgeschlossene Häuslichkeit. Es werden Toilettengeschäfte, welche man bei uns mit der größten Heimlichkeit abmacht, dort sehr öffentlich auf dem Balkon des Hauses oder der Straße verrichtet.
Peter Robb erklärt Sizilien in all seinen Dimensionen
„Sizilianische Schatten“ heißt ein Buch über Sizilien, das den Leser so gefangen nimmt, wie es die Mafia mit der sizilianischen Gesellschaft einst tat. Peter Robb, ein Australier, der mehr als 15 Jahre in Süditalien und auf Sizilien lebte, ist der Autor dieser fulminanten Reportage.
Leider gibt es das Buch nicht mehr im Buchhandel. 2000 ist es bei DuMont erschienen, vier Jahre nach der englischen Erstveröffentlichung. Auch wenn es also über 20 Jahre alt ist, hat es nichts von seiner Faszination verloren. Es lohnt sich, beim ZVAB auf die Suche nach einem antiquarischen Band zu gehen.