Rita Falk kocht einen Krimi mit Winterkarftoffelknödeln

Jede Provinz hat inzwischen mindestens einen Kommissar, der in ihr ermittelt. Dtv schickt jetzt einen weiteren durch Niederbayern. Aber dieser Franz Eberhofer ist besser als die meisten Provinzler. Er ist wunderbar direkt und unkompliziert. Und seine Heimat ist von Rita Falk grandios geschildert. Damit hat Franz Eberhofer die Chance, zumindest als Krimikommissar über seinen engeren provinziellen Wirkungskreis hinaus bekannt zu werden. Sein erstes Auftreten in „Winterkartoffelknödel“ spielt mit all den Klischees, denen sich Bayern ausgesetzt sehen – und mit denen, die sie selbst bis zum Exzess zelebrieren.

Eberhofer führt ein ruhiges Dorfpolizistenleben, nachdem seine Vorgesetzten der Meinung waren, dass er in München nicht mehr tragbar war. Auf seinen ausgedehnten Spaziergängen mit dem Hund entdeckt er eine Leiche. Bei dieser einen beliebt es im Laufe des Buches nicht. Die Familie Neuhofer stirbt einer nach dem anderen. Und eigentlich sieht es immer so aus, als wäre alles natürlich. Doch Ebernshofers Instinkt trügt ihn nicht. Wie auch, denn in der Dorfwirtschaft und im Sportverein schnappt er Dinge auf, die ihn hellhörig machen.

Da dies seinen Vorgesetzten gar nicht passt, sind die klassischen Konfliktlinien von Provinzkrimis gezeichnet. Rita Falk spielt mit diesen, verwirrt den Leser, indem sie ihn auf falsche Fährten lotst und erheitert ihn. Denn diese Provinz ist so lebenswert und doch so eng, dass nicht nur dem Eberhofer oft nichts anderes bleibt, als zu lachen.

Rita Falk schreibt im bayerischen Tonfall. Das mag für ungeübte Leser erstmal schwer sein. Doch wer sich auf diese Grammatik, diese Wortwahl und damit auf diese Lebenshaltung einlässt, der wird mit einem außergewöhnlich großen Lesespaß belohnt.

MOZ-Rezension…

20 Jahre Brandenburg: Das Land putzt sich heraus

Einst und Jetzt - Land Brandenburg
Einst und Jetzt - Land Brandenburg

Rechtzeitig zu den Feierlichkeiten von 20 Jahren Brandenburg hat die Märkische Oderzeitung das Buch „Einst und Jetzt – Land Brandenburg“ veröffentlicht.

Der Wandel in Brandenburg hat sich für die Bewohner Schritt für Schritt vollzogen. Deshalb ist vielen gar nicht bewusst, wie stark sich die Städte und Gemeinden, die Infrastruktur aber auch ganze Landschaften verändert haben. Wer das Buch „Einst und Jetzt – Land Brandenburg“ durchblättert, wird überrascht sein, wie nachhaltig die Veränderungen sind.

Das Buch stellt Fotos aus der Zeit um 1990 Bildern aus diesem Sommer gegenüber. Knappe Texte der Potsdamer Autorin Hanne Bahra ordnen die Bildpaare ein und erzählen von denjenigen, die sich für den Erhalt von Gebäuden oder die Wiederbelebung alter Traditionen stark gemacht haben. Im Buch sind sie ausführlicher als auf dieser Seite.

Aus allen ehemaligen Altkreisen Brandenburgs sind Beispiele versammelt. Thematisch geht es um Schlösser, Herrenhäuser, Kirchen und Altstadtensembles. Aber auch die Veränderung in den den Natur- und Landschaftsparks sind abgebildet. Und die in der Wirtschaft, etwa in Schwarze Pumpe, im Mercedes-Werk in Ludwigsfelde oder im EKO Eisenhüttenstadt.

Abgerundet wird das Buch mit einigen Statistikseiten. Wer weiß schon, dass die Bevölkerung Brandenburgs kaum geschrumpft ist? Und dass die Anzahl der Ärzte um 46 Prozent gestiegen ist?

www.moz.de/shop

Gehobener Klatsch

Truman Capote: Marilyn & Co.
Truman Capote: Marilyn & Co.

Der Zürcher Verlag Kein & Aber hat ein schönes Format entwickelt: Echte Taschenbücher, die an die Art der Moleskin-Notizbücher angelehnt sind. „Nach Frühstück bei Tiffany’s“ von Truman Capote ist jetzt ein Band mit gehobenem Klatsch von ihm erschienen. Die Mischung aus Reportagen und persönlichen Erinnerungen an Begegnungen mit Elisabeth Taylor, Marilyn Monroe, Marlon Brando und vielen anderen ist eine Fundgrube an geistreichen Porträts echter Stars.

Diese Momentaufnahmen zeigen die Leinwandgrößen als normale Menschen, die zwischen Ruhm und der Sehnsucht nach echten Freunden einfache Freuden suchen. Große Texte im kleinen Format.

Truman Capote: „Marilyn & Co – Begegnungen mit Marilyn Monroe, Marlon Brando, Elizabeth Taylor und vielen anderen“, Kein & Aber, Zürich 2009, 170 Seiten, 14 Euro

Partnerschaft auf Augenhöhe

Hazel Rosenstrauch: Wahlverwandt und ebenbürtig  - Caroline und Wilhelm von Humboldt
Hazel Rosenstrauch: Wahlverwandt und ebenbürtig - Caroline und Wilhelm von Humboldt

Den Namen Humboldt tragen Schulen und eine Universität. Straßen sind so benannt. Ob damit Alexander oder Wilhelm oder beide geehrt werden, wissen selbst die Lehrer und Professoren nicht. Sicher ist nur, dass Caroline von Humboldt nicht gemeint ist. Hazel Rosenstrauch will das ändern. In ihrem Buch „Wahlverwandt und ebenbürtig – Caroline und Wilhelm von Humboldt“ zeichnet sie das Leben zweier faszinierender Persönlichkeiten nach – und einer außergewöhnlichen Partnerschaft.

Wilhelm von Humboldt ist als der große Bildungsreformer Preußens in die Geschichte eingegangen. Und das, obwohl er nur einige Monate Minister war. Die meiste Zeit in Diensten Preußens war er Gesandter in Rom, Paris oder London.

Doch in Rosenstrauchs Buch geht es weniger um die Leistungen des Mannes, als um das Sittenbild einer Generation, die von der Aufklärung erfüllt und von Sturm und Drang beseelt war. Und dafür ist Caroline von Humboldt sehr bedeutsam. Denn die Thüringer Landadelige steht für einen Typus Frau, den es im späten 18. Jahrhundert in der sich formierenden literarischen Öffentlichkeit nicht nur vereinzelt gab. Caroline war Teil des Freundeskreises, zu dem Schiller genauso gehörte wie Rahel Levin, die spätere Rahel Varnhagen von Ense. In diesen aufgeklärten Kreisen galt die Stimme der Frau sehr viel. Entgegen der Konventionen wurden sogar Scheidungen toleriert.

Das Paar Caroline und Wilhelm von Humboldt lebte eine Ehe auf Augenhöhe. Beide wahrten ihre Autonomie, beide hatten Beziehungen außerhalb der Ehe. Und doch stand für sie nie in Frage, zueinander zu gehören. Wie Hazel Rosenstrauch diese Beziehung anhand der Briefe nachzeichnet, zeugt von viel Einfühlvermögen und einer umfassenden Kenntnis der Zeit. Dabei blendet sie auch nicht die negativen Aspekte aus. Caroline wandelte sich von der aufgeklärt toleranten Frau zur nationalen Antisemitin, während Wilhelm dieser geistigen Seuche gegenüber resistent blieb. Aber auch in diesem Aspekt steht Caroline von Humboldt beispielhaft für die deutsche Geistesgeschichte – und Wilhelm bleibt auch hier die vorbildhafte Ausnahme.

Hazel Rosenstrauch: „Wahlverwandt und ebenbürtig – Caroline und Wilhelm von Humboldt“, Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 333 S., 24,95 Euro

Orhan Pamuks Museum der Unschuld atmet Istanbul

Orhan Pamuk: DAs Museum der Unschuld
Orhan Pamuk: Das Museum der Unschuld

Orhan Pamuk (56) hat seine vielen Preise zurecht. Ob Literaturnobelpreis oder Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Pamuk hat die Kraft Geschichten zu erzählen. In Das Museum der Unschuld geht es um Kemal, der sich in die blutjunge – noch dazu entfernt verwandte – Füsun verliebt. Aus der Affäre wird für Kemal eine Passion, die
ihn fast seine gesamte Existenz kostet. Während Füsun einen andern Mann heiratet, versucht Kemal alles zu sammeln, was irgendwie mit Füsun zu tun hat. Daraus entsteht sein Museum.

Pamuk beschreibt nicht nur die Istanbuler Gesellschaft wunderbar. Vor allem gelingt es ihm, die Leiden an dieser Liebe auf den Leser zu übertragen – selbst wenn der den Kopf schüttelt wegen allzu viel Liebe. Das ist großartig, aufwühlend, verstörend uns ein Denkmal für die Unbedingtheit der Liebe.

Orhan Pamuk: DAS MUSEUM DER UNSCHULD. HANSER , 19,95 EURO

 

Ben Schott welches Sammelsurium 2009 wichtig ist

Ben Schott: Sammelsurium 2009
Ben Schott: Sammelsurium 2009

Seine Bücher sind Kult. Sie werden von vielen Autoren und Verlagen nachgemacht. Aber die Originale von Ben Schott (34) sind nach wie vor etwas Besonderes. Das beweist auch das aktuelle Schotts Sammelsurium 2009.

Ben Schott hat auf den gut 280 Seiten nicht nur das wesentliche Wissen des Jahres 2009 gesammelt. Er hat vor allem auch wieder genau hingeschaut. Und so entlarvt er anhand von Fakten die eine oder andere unsinnige Debatte des Jahres. Zum Beispiel die Atomkraft. Nicht nur die Energiekonzerne reden derzeit gern von der Renaissance der Atomkraft. Wer unter diesem Stichwort bei Ben Schott nachschlägt, findet eine spannende Aufstellung: Ende 2007 waren weltweit 439 Atomkraftwerke am Netz. Fünf Jahre vorher fünf mehr. Bis 2030 müssten weltweit 338 Reaktoren ersetzt werden. Aber es sind tatsächlich nur 32 im Bau befindlich. Das heißt: Von einer Renaissance kann keine Rede sein. Eher das Gegenteil. Die Atomkraft ist stark rückläufig.

Natürlich finden sich auch Informationen zum Eisbären Knut in dem Band. Im April 2008 hat das Landgericht Frankfurt eine Gedenkmünze für den Eisbären erlaubt, obwohl der Bundesbank das gar nicht passte. Interessant ist auch die Aufstellung, welche Promis für welche Organisation wohltätig sind. Angelina Jolie (33) etwa für die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, George Clooney (47) als  Friedensbotschafter für Darfur und Detlev Buck (46) für Querdenker Kids für hochbegabte Kinder.

Zwar ist in dem Buch auch viel, was schon mal gedruckt wurde. Etwa die Angaben zur Welt und zur Erde. Doch es gibt so viel Erschreckendes, dass die Lektüre in den Listen und Tabellen immer wieder ein Gewinn ist. Wer weiß schon, dass die Donau zu den am meisten gefährdeten Flüssen weltweit gehört; vor allem wegen der Schifffahrt. Der Indus dagegen ist durch den Klimawandel bedroht, der Mekong wegen Überfischung, der
Jangthse wegen Wasserentnahme und der La Plata wegen 27 geplanter Staudämme. So schafft es Ben Schott immer wieder, den Leser ins Grübeln zu bringen. Darüber, wie wir leben und was wir unserem Planeten so antun. Das Sammelsurium 2009 ist also auch in diesem Jahr unersätzlich.

BEN SCHOTT: SCHOTTS SAMMELSURIUM 2009. BLOOMSBURY BERLIN, 18,90  EURO

Texte von Erich Loest aus dem Exil uns zurück

Erich Loest: Einmal Exil uns zurück
Erich Loest: Einmal Exil uns zurück

Reden, Aufsätze und Interviews sind in Erich Loests Buch „Einmal Exil und zurück“  versammelt. In ihnen rechnet der Heimkehrer nach Leipzig mit der Ostalgie ab.

Loest, der als politischer Häftling in Bautzen einsaß und von der Bundesrepublik freigekauft wurde, stellt die Freiheit in seiner Werteskala nach ganz oben. Um so
verbitterter äußert er sich über ehemalige SED-Bonzen, willfährige Schriftsteller und jammernde Sachsen oder Brandenburger. Dabei lässt Loest reale Probleme nicht außer Acht.

Er kritisiert die Leipziger Kommunalpolitik genauso wie bundespolitische Verfehlungen.
Seine Texte sind frisch, seine Metaphern treffend und seine Haltung.

Erich Loest: EINMAL EXIL UND ZURÜCK. STEIDL, 30 EURO

Erhart Neuberts großes Buch über die friedliche Revolution

Erhart Neubert: Unsere Revolution
Erhart Neubert: Unsere Revolution

Erhart Neubert hat ein Buch geschrieben, das es in sich hat. Als einer der wichtigen Akteure der friedlichen Revolution hat er Geschichte geschrieben. Jetzt schreibt er als Historiker diese Geschichte auf. Das gelingt ihm hervorragend.

Sein Blick beleuchtet die Basisgruppen in den DDR-Bezirken genauso wie die große Politik. Und er selbst bringt sich ebenfalls ein. Dabei entsteht eine packende Wende-Geschichte, die sehr genau ist – und die Kraft, den Mut und die Entschlossenheit der Akteure aufzeigt.

Aber auch die Rückschläge und die Verzagtheit ganz vieler. Das Buch hat das Zeug zum Standardwerk. Es ist ein Muss, für alle die das Jubiläumsjahr 2009 ernst nehmen.

Erhart Neubert: UNSERE REVOLUTION – DIE GESCHICHTE DER JAHRE 1989/90. PIPER, 24,90 EURO

Diese Rezension ist am 27. Dezember 2008 in 20cent erschienen.

Volker Brauns Flick kann das Arbeiten nicht lassen

Volker Braun: Machwerk oder Das Schichtbuch des  Flick von Lauchhammer
Volker Braun: Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer

Die Idee von Volker Brauns neuem Roman ist pfiffig. Ein Vorruheständler zieht als Schelm der Arbeit durch die Niederlausitz. Doch die Umsetzung ist schwerfällig, die Sprache sperrig und der Humor oftmals zu verschwurbelt.

Sein neues Buch soll ein Volksbuch werden. Das hat Volker Braun vor wenigen Tagen gesagt. Er hofft, dass es von den breiten Massen gelesen wird. Doch dieser Wunsch wird ein unerfüllter bleiben. Denn dazu ist der Text viel zu schwerfällig.

Eigentlich ist Braun ein Lyriker. Das ist auf jeder Seite von „Machwerk oder Das Schichtbuch des Flick von Lauchhammer“ zu spüren. Jeder möglichen schwerwiegenden Bedeutung eines Worts hechtet der Dichter hinterher. Dadurch zerstört er den Lesefluss und landet nur allzu oft auf der Nase. Denn nicht jede von ihm imaginierte Tiefsinnigkeit ist tatsächlich bedenkenswert.

Im Roman geht es um Flick, den Mann im Vorruhestand, der einst die großen Bagger im  Tagebau reparierte. Jetzt steht er auf dem Abstellgleis, will sich damit aber nicht abfinden. Zusammen mit seinem Enkel, einem Nichtsnutz, der weder Lust auf Bildung noch auf  Arbeit hat, zieht er von Kapitel zu Kapitel durch die Lausitz und Berlin.

Flick nimmt jede Arbeit an. Er kann sich nur als arbeitenden Menschen denken. Der Systemwechsel und die Rationalisierung in der Kohle hat ihm seiner Bedeutung beraubt. Jetzt ist er arbeitslos. Doch Flick packt noch immer an. Ob als Ein-Euro-Jobber oder bei
einem Theaterprojekt mit Arbeitslosen. Das macht den Flick teilweise sogar sympathisch. Anderseits ist er aber ein dummer Einfaltspinsel, der bei seinem Kampf gegen die Windräder der Gegenwart nicht in der Lage ist dazuzulernen.

Flicks Enkel wird von Braun zudem als fauler, blöder Jugendlicher dargestellt. Allerdings ist er nach Ansicht des Erzählers dafür nicht verantwortlich, sondern die Gesellschaft. Ein Traum von sozialistischer Arbeitsethik wabert da bei Braun mit. Einer Ethik, die aber  offensichtlich dazu führte, dass Opa Flick wie ein Narr durch die Lausitz stolpert und nicht in der Lage ist, sich selbst als Mensch zu begreifen. Sondern nur als Arbeiter. Da stellt sich doch ernsthaft die Frage, was für eine unsinnige Botschaft Volker Braun verkünden will!

VOLKER BRAUN: MACHWERK ODER DAS SCHICHTBUCH DES FLICK VON LAUCHHAMMER. S. FISCHER, 19,80 EURO.

Diese Rezension ist a 27. Dezember 2008 in 20cent erschienen.  

Judith Joy Ross fotografiert die Gesichter der US-Kriege

Judith Joy Ross: Living with war
Judith Joy Ross: Living with war

Der Krieg und die Menschen in den USA ist das Motto der Arbeit von Judith Joy Ross. Living with war enthält ausschließlich ganzseitige Porträts in Schwarz-Weiß, in denen sich das ganze Drama des Krieges zeigt.

Begonnen hat Judith Joy Ross mss mit Fotos am Denkmal für die Vietnam-Gefallenen. Kurz nach der Einweihung hat sie Besucher gefragt, ob sie sich von ihr mit ihrer altertümlichen Großbildkamera ablichten lassen. Was sie dann auf den Film gebannt hatte, waren keine einfachen Porträts. Angesichts des Denkmals, in dem sämtliche Namen der fast 60.000 gefallenen US-Soldaten eingraviert sind, hat sie Trauer und Entsetzen über die Unfassbarkeit des kriegerischen Todes eingefangen.

1990 konzentrierte sich Ross auf Reservisten der US-Army, die sich gerade freiwillig gemeldet hatten. Aus dem Buch blicken uns Menschen an, die ihre Uniformen bekommen haben. Menschen, die verkleidet wirken. Die Mischung aus Erschrecken und Stolz, aus
Unsicherheit und Entschlossenheit offenbart die seltsame Macht, die von Uniformen ausgeht. Und das genau in dem Moment, in dem die USA im ersten Golfkrieg standen
und Saddam Hussein aus Kuwait verjagten. Während die Reservisten zu Hause in die ungewohnte Militärkleidung schlüpften, wurden die gleichen Kleidungsstücke von
aktiven Soldaten mitten in einem Krieg getragen.

In den Jahren 2006 und 2007 schließlich fängt Ross Gesichter von Menschen ein, die in den USA gegen George W. Bushs Irak-Krieg demonstrieren. Junge Männer und Frauen, gesetzte Priester und ehemalige Soldaten zeigen die Zweifel und die Enttäuschung, sich gegen die eigene Regierung, gegen die kämpfenden Soldaten im Irak stellen zu müssen. Einigen Demonstranten ist der innere Kampf anzusehen. Sie selbst haben wohl George W. Bush gewählt. Jetzt fühlen sie sich belogen. Und deshalb gehen sie auf die Straße, obwohl das wirken könnte, als fallen sie der eigenen Armee in den Rücken.

Ohne auch nur einen Toten zu zeigen, gelingt es Ross nur durch ihre eindringlichen  Porträts, die menschliche Tragweite des Krieges zu zeigen. In den Gesichtern spiegelt sich das alles. Diese Fotos lösen nur durch Betrachten beim Betrachter intensive Gefühle aus.
Und Faszination darüber, welche Kraft in vermeintlich einfachen Fotos stecken kann.