Ein Fund in einem Antiquariat soll der Grund für diesen großartigen Abend im Studio R des Gorki Theaters verantwortlich sein. Yuriy Gurzhy soll in Zürich die Biografie von Essad Bey entdeckt haben – und das Buch verschlungen haben. zu unglaublich ist das Leben des Essad Bey, der als Lew Nussimbaum in Baku geboren wurde, nach der Oktoberrevolution mit seinem Vater über Istanbul und Paris nach Berlin geflohen ist und schließlich ein berühmter, schillernder, deutscher Schriftsteller wurde. Zusammen mit Daniel Kahn, Marina Frenk, Ilya Schneyveys und Mehmet Yılmaz machte er sich jetzt auf eine muskalische Reise, um die Antwort auf die Frage „Who was Essad Bey“ zu suchen.
Schlagwort: Literatur
Bei Wolf Haas ist auch die Missionarsstellung aufregend
Die Missionarsstellung zählt ja nicht gerade zu den aufregendsten Möglichkeiten der Kopulation. Aber wenn sie mit Durchbrennen oder Fremdgehen verbunden ist, kann sich das wohl ändern. Und wenn Wolf Haas, der österreichische Autor, der vor allem für seinen Kommissar Brenner bekannt ist, darüber schreibt, dann klingt schon der Titel „Verteidigung der Missionarsstellung“ vor allem nach Ironie und doppeltem Boden.
Leo Perutz ist eine lesenswerte Entdeckung
Leo Perutz ist einer dieser Schriftsteller, deren Name ich schon immer kenne, für dessen Bücher ich aber noch nie den nötigen Impuls bekam. Für seinen letzten Roman, „Der Judas des Leonardo“, gab es jetzt so einen Anlass. Und siehe da: Es hat sich gelohnt, Leo Perutz zu lesen.
Angelika Klüssendorf begleitet April in den Westen
„Das Mädchen“ hat jetzt einen Namen. April nennt sie sich. Und genauso heißt der Roman von Angelika Klüssendorf, mit dem sie es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hat. April, diese Wort klingt nach Frühling und nach Extremen, nach Schnee und Badewetter in einem, nach Frieren und Schwitzen, nach Unzuverlässigkeit und Überraschungen. Insofern passt dieser Name sehr gut zur Hauptperson des aktuellen Romans von Angelika Klüssendorf, in dem sie „Das Mädchen“ fortsetzt.
Martin Suter baut einen Krimi um eine Sage
Eigentlich wollte ich ein Buch über Mailand. „Der Teufel von Mailand“ lockte mich. Doch dann habe ich einen Krimi ohne Kommissar oder Detektiv aus einem Wellness-Hotel in einem Dorf in der Schweiz gelesen. Martin Suter hat mich zumindest so gefesselt, dass ich das Buch trotz meiner Enttäuschung nicht weglegte.
„Das Mädchen“ von Angelika Klüssendorf ist ein Meisterwerk der Reduktion
Das Mädchen hat keinen Namen. Nur ein „Ich“ der Erzählerin. Die Geschwister und die Freunde des Mädchens dagegen haben Namen. und damit etwas ganz entscheidendes für die Definition von Individualität. Angelika Klüssendorf arbeitet sich in ihrem Roman „Das Mädchen“ am Schicksal dieses Mädchens ab. Kein Wunder, ist das Leben des Mädchens doch die autobiografische Vorlage für das Buch.
Bei Peter Truschner steckt ein Mann im verflixten 35. Jahr
Und wieder geht es Peter Truschner um den Halt. In „Das fünfunddreißigste Jahr“ seziert das Leben der Mittdreißiger, die alles haben, nur eines nicht: Ein festes Fundament aus Bindungen und innerem Halt.
Dieter Sander erzählt vom phantastsichen Leben Fitz Picards
Fritz Picard ist einer der Menschen, die einen völlig verblüffen. 1888 am Bodensee geboren, lernt er schon als Schüler Hermann Hesse kennen. Später in seinem Leben als Verlagsvertreter lernt er nicht nur die Avantgarde Berlins im Café Größenwahn von Else Lasker-Schüler über Walter Mehring und Kurt Tucholsky kennen. Er verhandelt mit Max Liebermann und etlichen anderen Künstlern.
Die Horen suchen den europäischen Blick auf den Ausbruch des 1. Weltkriegs
Allerorten wird an den Ausbruch des 1. Weltkriegs vor 100 Jahren erinnert. Der Bundespräsident reist nach Frankreich und Belgien, die Zeitungen füllen Seiten mit historischen Betrachtungen und Auszügen aus zeitgenössischen Zeitungsartikeln und Tagebüchern. Überall ist der Rückblick auf den mörderischen Krieg Thema. Die Literaturzeitschrift „Die Horen“ hat auch einen Beitrag dazu geleistet. Einen Beitrag, der sehr lesenswert ist.
Robert Seethaler fasziniert ein ganzes Leben
Seine ersten beiden Bücher überraschten mit einem wunderbaren absurden Humor. In seinem dritten, „Der Trafikant„, macht sich Robert Seethaler erneut auf die Suche nach den Verwirrungen des Erwachsenwerdens. Diesmal aber im historischen Wien kurz vor und nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich. Und jetzt in seinem aktuellen Roman „Ein ganzes Leben“ begleitet Seethaler tatsächlich ein ganzes Leben, das Leben des Seilbahnarbeiters Andreas Egger. und so, wie sein Schreiben schon im vorherigen Buch erwachsener, reifer wurde, so ist es jetzt noch überzeugender und ganzheitlicher.