Angelika Klüssendorf begleitet April in den Westen

Angelika Klüssendorf: AprilDas Mädchen“ hat jetzt einen Namen. April nennt sie sich. Und genauso heißt der Roman von Angelika Klüssendorf, mit dem sie es auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis geschafft hat. April, diese Wort klingt nach Frühling und nach Extremen, nach Schnee und Badewetter in einem, nach Frieren und Schwitzen, nach Unzuverlässigkeit und Überraschungen. Insofern passt dieser Name sehr gut zur Hauptperson des aktuellen Romans von Angelika Klüssendorf, in dem sie „Das Mädchen“ fortsetzt.

Auch in diesem Buch beeindruckt die fast schon harte Sprache. Sie steht für die Schonungslosigkeit, mit der Klüssendorf April beschreibt. Da es sich um einen stark autobiografisch beeinflussten Roman handelt, geht sie nicht nur mit ihrer Protagonistin, sondern auch mit sich selbst sehr ehrlich um. Das gilt auch für ihren Blick auf die Gesellschaft; sowohl in der DDR als auch nach der Ausreise in die Bundesrepublik.

Wo im ersten Roman die fürchterliche familiäre Situation im Vordergrund stand, rückt jetzt vor allem die Gesellschaft in den Blick. Die äußeren Umstände, die Freunde und Beziehungen werden wichtiger. Und damit auch die Auseinandersetzung mit dem Staat, in dem April lebt. Angelika Klüssendorf erzählt davon, wie der äußere Druck die innere Verbundenheit in Beziehungen stärkt und die Freiheit in West-Berlin diese zerstört. Sie fühlt sich schmerzhaft in Aprils Ängste, Phobien und psychische Verletzungen ein. Und das so intensiv, dass es den Leser fast körperlich schmerzt.

Dennoch entfaltet auch der zweite Band der geplanten Trilogie einen enormen Sog, der nichts mit Voyeurismus zu tun hat, sondern mit Empathie für April.  Die vermittelt Angelika Klüssendorf mit ihrer knappen, präzisen Sprache. Der Roman war zu Recht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.

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