Berliner Fußballplätze – BSV Eintracht Mahlsdorf

Das schöne Sportgelände in Mahlsdorf teilen sich zwei Vereine . Zum einen weht das Lila des BSV Eintracht Mahlsdorf über dem Eingang. Und dann ist da noch das Rot von SC Eintracht Berlin. Vor dem schönen Rasenplatz, links beim Eingang mit seinem Bogen und den Fahnen sind die Kabinen. Wer auf den neuen Kunstrasenplatz will, muss dann den ganzen Rasenplatz überqueren, bevor er dorthin kommt, wo die Jugendmannschaften in lila antreten. Außergewöhnlich gut ist die Stadionwurst – und das Steak, das hinten am Kunstrasenplatz gegrillt wird. Damit lässt sich auch ein nicht so gutes Spiel gut aushalten. Wobei bei meinem Besuch ein gutes Spiel mit einer unglücklichen Niederlage einherging.

Mehr Berliner Fußballplätze:
SV Schmöckwitz Eichwalde
SSV Köpenick-Oberspree
HSG Blau-Weiß Hohenschönhausen
VfB Einheit Pankow
Poelchau Oberschule Charlottenburg
Borussia Pankow 1960
Blau Gelb Berlin
Frohnauer SC
SV Nord Wedding 1893
SC Borussia 1920 Friedrichsfelde
BSV Eintracht Mahlsdorf
VfB Hermsdorf
FC Viktoria 1899 Berlin
VfB Biesdorf
BSV Hürtürkel
RFC Liberta – Scharnweberstraße
Tennis Borussia Berlin – Hans-Rosenthal-Sportanlage
Concordia Wilhelmsruh – Nordendarena

Alois Woldan hilft uns dabei, Lemberg als Teil Europas zu erlesen

Europa erlesen: Lemberg
Europa erlesen: Lemberg

Bei Lemberg fallen uns ganz schnell Namen wie Joseph Roth, Leopold von Sacher-Masoch oder Soma Morgenstern ein. Die Stadt war immer viel mehr als ein Ort für deutsche Literatur. Hier wurde Jiddisch geschrieben und natürlich Polnisch und Ukrainisch. Und in all diesen Sprachen wurde Lemberg als ein besonderer Ort gefeiert. Alois Woldan hat schon 2008 einen einen schönen Überblick darüber veröffentlicht; in der Reihe: „Europa erlesen“.

Zum Entdecken des Entdeckers Ludwig Leichhardt: Briefwechsel und Tagebuch

Zum 200. Geburtstag Ludwig Leichhardts sind einige Bücher erschienen. Ganz neu ist ein Band, der die Beiträge zum Leichhardt-Symposium in diesem Jahr versammelt. Das von Günter Bayerl und Tim Müller herausgegebene Buch ist für Fortgeschrittene sicherlich lesenswert. Wer aber Ludwig Leichhardt erst noch kennenlernen will, der sollte mit seinen eigenen Texten anfangen. Franz Braumann hat „Die erste Durchquerung Australiens“ nach Leichhardts Tagebüchern herausgebracht. Der Erdmann-Verlag, der für seine Bücher über und von Entdeckern und Seefahrer aller Zeitalter bekannt ist, hat das Buch 20 Jahre nach der vergriffenen Erstauflage noch einmal veröffentlicht.

Heimat (18) – Federweißen aus Hammelburg

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Wie Sauna ohne Aufguss, wie Schwimmen ohne Wasser, wie Bücher ohne Buchstaben – so ist ein Herbst ohne Federweißen. Mindestens einmal im Oktober müssen es einige Gläser des gärenden Traubenmostes aus Hammelburg sein. Das geht natürlich nur, wenn ich es während der Weinlese in die Heimat schaffe. Zum Glück klappt es eigentlich jedes Jahr. Ansonsten würde sich der Herbst ja anfühlen wie Schwimmen ohne Wasser oder ein Buch ohne Buchstaben…

Federweißen in Flaschen, wie man ihn in den Supermärkten ja auch in Berlin kaufen kann, ist keine echte Alternative zum heimischen Getränk. Denn meist ist er zu süß und nicht weit genug vergoren, um gut zu schmecken. Sonst könnte er ja nicht so weit transportiert werden. Beim Winzer daheim aber kann ich mir den Federweißen so abfüllen lassen, dass ich ihn zusammen mit Freunden auch einige Tage später trinken kann. Dafür geht er in den Keller und füllt meinen Kanister mit noch jungem Federweißen, der dann tatsächlich acht Tage später genau so weit vergoren war, dass er süffig war ohne zu süß zu sein.

Und so war das Schoppenglas auch in diesem Jahr wieder ein Genuss. Ein seltener, besonderer Genuss, weil es den Federweißen ja nur so selten gibt.

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“

Berliner Fußballplätze – SC Borussia 1920 Friedrichsfelde

Eine grüße Oase ist das Stadion Friedrichsfelde, in dem der Verein SC Borussia 1920 Friedrichsfelde seine Heimstatt hat. Neben dem alten Stadion mit seiner kleinen Stehtribüne gibt es hier auch einen großen Kunstrasenplatz und Besonderheiten wie einen Hockeykäfig, Beachvolleyball und etliches mehr. In Sichtweise von Hochhäusern zieht sich das Sportgelände wie ein grünes Band neben dem neuen Spielplatz.

Mehr Berliner Fußballplätze:
SV Schmöckwitz Eichwalde
SSV Köpenick-Oberspree
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Orfeo ed Euridice von Gluck in der Oper Lemberg

Lemberger Oper
Lemberger Oper

Da, wo einst der Fluß Poltawa floss, steht seit mehr als 100 Jahren die Oper von Lemberg. Ein monumentaler Bau, der sich an der wichtigsten Oper des damaligen Habsburger Reiches orientierte: der Wiener Hofoper. Pracht strahlt das Haus aus und Macht und dass Kunst in allen Zeiten ein beliebtes Mittel der Herrschenden war und ist, um den Untertanen zu demonstrieren, wie großartig man selbst ist. Da darf es dann auch ein wilder Mix von Stilen und Epochen sein. Frei nach dem Motto: Das schönste aus allen Zeiten ist gut genug für uns.

Im Vestibül der Lemberger Oper
Im Vestibül der Lemberger Oper

Um 1900 ist die Oper eröffnet worden. „Orfeo ed Euridice“ war damals bestimmt auch schon auf dem Spielplan. Die schöne Barock-Oper über den griechischen Sänger, der seine Liebe verliert und aus dem Hades zurückholen darf, war schon immer erhaben und fröhlich. Und irgendwie auch so ein Stück, in dem sich Stile und Stoffe mischen, um ein ebensolches erhabenes, erbauendes Wohlgefühl zu erzeugen. Insofern passt sie hervorragend in dieses Haus, das noch dazu einen Innenraum hat, der in Form einer Lyra, einer griechischen Leier, geformt ist, wie sie Orpheus zu Begleitung seines Gesanges benutzt.

In der Lemberger Oper
In der Lemberger Oper

An diesem Abend ist die Aufführung in Lemberg auch erhaben. Allerdings muss der Dirigent seinen Solotrompeter dazu erst erziehen. Anfangs quietscht sie etwas, aber mit der dem Fortgang des ersten Aktes spielt sich die Trompete warm und ertönt dann den Rest des Abends immer weich und hell, wenn sich das erhabene Gefühl beim Zuschauer einstellen soll. Die Inszenierung erinnert auch an die Bauzeit des Opernhauses. Damals waren Halbkreise des Ensembles üblich, früher lebte die Oper von der Deklamation und selten nur überzeugte sie durch Schauspiel. All das beherzigen auch die Darsteller in Lemberg. Vielleicht hat dieselbe Inszenierung ja auch schon Joseph Roth als Student gesehen. Und sich gewundert, dass Orpheus fast immer mit Leier herumläuft und diese selbst dann nicht senkt, wenn er schmachten, leiden oder erregt sein sollte. Damals war die Assoziation auch noch näher, dass die Unterwelt unter der Oper einen Fluss beherbergt, auf dem einst Schiffe zu den Häfen der Ostsee unterwegs waren. Dazu passen die etwas abgerissen wirkenden Kostüme in der Unterwelt, an denen welke Blätter hängen.

Schlussapplaus von Orpheo ed Euridice in Lemberg
Schlussapplaus von Orpheo ed Euridice in Lemberg

Trotz der Mängel bei Spiel. Kostümen und Inszenierung ist der Abend ein kurzweiliger. Das Orchester und der Chor harmonieren wunderbar. Die weiblichen Solostimmen tragen in der klaren Akustik des großen Saals mit seinen drei Rängen. Musikalisch ist das ein Genuss. Und da die Aufführungen in Lemberg stets um 18.00 Uhr beginnen, ist so eine schöne Barock-Oper mit ihrer knapp zweistündigen Spielzeit ein idealer Start in einen Abend mit neu gewonnen Freunden.

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Kategorisiert in Musik

Beim Training von Pogon Lwow

Pogon Lwow – das ist ein Name, der einst ein Ruf wie Donnerhall im Fußball hatte. Aber damals gehörte Lemberg noch zu Polen, war noch nicht im Hitler-Stalin-Pakt der Sowjetunion zugeschlagen worden. Bis zum Untergang des polnischen Lwow war der Club fünf Mal polnischer Meister. Dann ging er mit der polnischen Bevölkerung im Krieg unter.

Seit einigen Jahren gibt es den Verein wieder. 70 Jahre nach dem Untergang wurde er wieder gegründet. In der dritten Liga spielt er inzwischen – in der dritten ukrainischen Liga. Der Verein will an die große Vergangenheit anknüpfen, will der wieder präsenten polnischen Minderheit eine Heimstatt sein. Und ist es auch. Aber ganz ohne Nationalitätenstreit. Der Torhüter kommt aus Mazedonien, etliche Spieler sind ukrainische Ukrainer, andere polnische Ukrainier. Auf dem Platz wird Ukrainisch gesprochen. Und selbst die Farben auf dem Platz sind gelb und blau. Nur die Trikots und ein Werbetransparent hinter dem Tor sind in den polnischen Farben rot und weiß.

Trainiert wird übrigens auf einem Platz, der einst einem deutschen Fußballclub in Lemberg gehörte. Bis 1939 Stalins Rote Armee die Stadt von Hitlers Wehrmacht übernahm und die erste große Aussiedlungswelle begann, die der Stadt ihren Charakter, ihre Vielsprachigkeit und einen Großteil ihrer Kultur nahm. Heute knüpft Pogon Lwow an die alte Kultur auf einem Fußballplatz an, der einer anderen Kultur einst zum Spielen diente. Dass dies wieder möglich ist, ist schon ein enormer Fortschritt. Dass Spielern, Trainern und Präsidenten dabei alles Nationalistische abgeht, ein noch größerer.

20 Jahre später fasziniert Karl Schlögel mit „Das Wunder von Nishnij“ noch immer

Karl Schlögel: Das Wunder von Nishnij
Karl Schlögel: Das Wunder von Nishnij

Kurz nach dem Zusammenbruch des Warschauer Blocks hat Karl Schlögel seinen Band „Das Wunder von Nishnij“ veröffentlicht. In ihm sind Texte versammelt, die vor allem in der „Zeit“ und der „FAZ“ erschienen sind. Ihr Thema: „Die Rückkehr der Städte“ – so der Untertitel – im ehemaligen Osten, der eigentlich Mitteleuropa ist.

Schmiedeeiserne Balkone in Lemberg

Es sind die schmiedeeisernen Balkone, die mir in Lemberg als erstes auffallen. Egal aus welcher Epoche die Häuser sind, sie werden von Balkonen geziert. Sie verstecken sich nicht in den Hinterhöfen, sondern blicken stolz auf die Straße. Offensichtlich zeigte man sich hier früher gern, nahm vom Balkon aus am Leben in den Straßen teil. Wo sich in Deutschland die Bewohner der Häuser aus dem Barock, dem Klassizismus oder dem Jugendstil eher vom sicheren Erker einen Blick in die Öffentlichkeit trauten, trat der Lemberger nach außen.

Selbst an so manchem Plattenbau aus sozialistischen Tagen prangen Balkone. Sie sind dann meist aus billigerem Stahlrohr, teilweise auch aus Beton. Aber der dem Leben zugewandte Aufenthalt zwischen sicherer Wohnung und dem Leben draußen, den gibt es auch an diesen Häusern. Heute sehen sie an den Fassaden, die oft noch nicht saniert sind, schäbiger aus, als ihre schmiedeeisernen Vorbilder. Auch wenn diese dringend Anstrich, Entrostung oder vollkommene Restaurierung ebenfalls nötig hätten. Zwar sind die meisten Wohnungen in Privatbesitz, aber die Häuser nicht. Sie gehören der Stadt. Das ist Ergebnis der sowjetischen Politik. Die Wohnungen konnten die Bewohner billigst kaufen. Für die Außenhülle blieb aber die Kommune verantwortlich. Um die vielen schönen Fassaden zu sanieren, fehlt Lemberg aber das Geld. Und so beeindruckt die Pracht, die schon bessere Zeiten erlebte.

Um die vielen schönen Balkone sachgerecht erhalten zu können, wird allerdings Vorsorge getroffen. Jedes Jahr werden an der Kunstakademie in Lemberg mehr als ein halbes Dutzend Kunstschmiede ausgebildet. Sie können ihren Beitrag zur Erhaltung des außergewöhnlichen Erbes der Stadt leisten. Dass sie das tun, zeigen die vielen schon restaurierten Balkone, Gitter und Zäune. Aber die Arbeit wird ihnen in den nächsten 20 Jahren sicherlich noch nicht ausgehen.

Neue Grenzen in Medien-Europa

Diskussionen über Grenzen in Europa haben oft etwas veraltetes. In Zeiten einer multinationalen Währung, der Abschaffung von Grenzkontrollen im Schengen Raum und der stetigen Vereinheitlichung des Rechts verliert die Grenzfrage an Bedeutung. Auch wenn Staatsgrenzen oft gleichbedeutend mit Sprach- und Kulturgrenzen sind. Natürlich gibt es auch weiterhin Grenzen, die historische Räume trennen. Grenzen, die Schmugglern und anderen Kriminellen das Einkommen garantieren. Grenzen, die für jene, die sie überwinden wollen, sogar tödlich sein können. Ganz sicher ist die Außengrenze der Europäischen Union eine solche Grenze – und die des Schengen Raumes erst recht.

Aber wenn man über Grenzen und Journalismus diskutiert, dann drängen sich neue Fragen auf. Verlieren Grenzen nicht auch an Bedeutung, weil soziale Medien neue Formen der Gemeinschaft ermöglichen, die auch tatsächlich gebildet werden? Sind es nicht gerade die neuen Formen von Kommunikation, die viel eher eine Grenzüberschreitung im Alltag zulassen? Und zwar inhaltlich, sozial und vor allem so selbstverständlich. Es ist noch gar nicht so lange her, dass Korrespondenten vor Ort und private Brief- und Telefonkontakte über Grenzen hinweg das Bild vom anderen Land bestimmten. Heute erfahren wir oft über Facebook-Kontaktt, Twitter und Youtube-Videos mehr voneinander als über die klassischen Medien, denen in Krisnezeiten wie jetzt in Syrien sogar der Zugang zum Land verwehrt werden kann. Die Grenze der sozial-medialen Kompetenz ist heute also oft schon wichtiger, um wissen zu können, was in einem anderen Land passiert. Wer sich weigert, sie zu überqueren, wird von der Welt ausgeschlossen.

Verstärkt wird das alles noch durch eine weitere Grenze: die der Finanzierung von Journalismus. Der Kampf der Verleger, aber auch der privaten TV-Anbieter gegen die Medienkrise sorgt dafür, dass die Zahl der kompetenten Korrespondenten selbst bei renomierten überregionalen Titeln schrumpft. Der Kostendruck sorgt oftmals zudem dafür, dass schlicht nicht mehr genug Platz im Blatt ist, um Hintergrund-Geschichten vom Journalisten-Experten vor Ort schrieben oder produzieren zu lassen. Für die von der Gesamtauflage her wichtigsten Medien überhaupt, die Regionalzeitungen, stimmt dies erst recht. Während also in den sozialen Medien die Fülle der Informationen stetig wächst, nimmt die in den Medien stets ab. Die Finanzierungsgrenze ist so für Texte, Bilder, Filme und Hörfunk-Beiträge von Auslandsjournalisten immer schwerer zu überwinden. Denn das Geschäftsmodell zur Finanzierung von Journalismus rechnet sich oft nicht mehr.

Bei unserer Podiumsdiskussion auf dem n-ost-Kongress in Lemberg haben wir diese Grenzverschiebungen etwas diskutiert. Wir, das waren Ronny Patz, Eric Maurice, Oleg Khomenok, Taras Voznyak und ich. Bezeichnend an der Runde war, dass niemand von uns sein Geld in privatwirtschaftlich finanzierten Medien verdient. Eric Maurice leitet Presseurop.eu. Die Webseite ist ein Versuch, eine grenzüberschreitende europäische Öffentlichkeit herzustellen, indem Texte aus Zeitungen vieler Länder in die Sprachen vieler anderer Länder übersetzt und so publiziert werden. Das ermöglicht tatsächlich eine Debatte über die unterschiedlichen Blickwinkel auf Europa. Obwohl die Pageimpressions ganz erklecklich sind, gibt es aber auch für diese Seite kein funktionierendes Geschäftsmodell. Das Projekt wird von der Europäischen Kommission finanziert, die so einen Beitrag zu einer europäischen Öffentlichkeit leistet oder auch nur leisten will.

Oleg Khomenok arbeitet für Scoop, eine Plattform, die investigativen Journalismus über Ländergrenzen hinweg ermöglicht. Hier arbeiten Journalisten unterschiedlicher Länder Osteuropas projektbezogen miteinander, um zu recherchieren, wie Firmen international verbunden sind, wie internationale Korruption funktioniert oder welche Macht Oligarchen haben. Für Khomenok, der inzwischen mit Einreiseverbote nach Russland und nach Belaruß belegt ist, bieten solche Formen von Kooperation einen der wenigen zukunftsversprechenden Wege für Journalismus, weil sie akzeptieren, dass es immer weniger Geld für guten Journalismus gibt. Das lässt sich seiner Sicht nach nur kompensieren, wenn mehrere Journalisten zusammen, über Grenzen hinweg, an Themen arbeiten und so die Kosten senken. Das Internet ist in seinen Augen auch keine böse Konkurrenz, sondern mit den Möglichkeiten des Datenjournalismus ein unglaublicher Beschleuniger bei komplexen Recherchen – und ein Kostensenker. Finanziert wird Scoop maßgeblich vom dänischen und schwedischen Außenministerium.

Taras Voznyak gibt die Vierteljahres-Zeitschrift Ji heraus. Sowohl die Print- als auch die Onlineversion des kulturwissenschaftlichen Magazins tragen ihre Kosten nicht. Die hintergründigen Texte – oftmals über Grenzen, Räume, Kulturen und ihre Verschränkungen – können nur erscheinen, weil sie unter anderem über die Heinrich-Böll-Stiftung finanziert werden. Und Ronny Patz befasst sich mit der Europäischen Union und den damit verbundenen Grenzfragen als Blogger, als Euroblogger. Eigener Antrieb ohne die Hoffnung, durch das Schreiben die Existenz sichern zu können, hat ihn angetrieben. Seinen Wunsch, einen Beitrag zu einer europäischen Öffentlichkeit zu leisten, die über die Grenzen hinweg Gehör findet, hat er über das Internet realisiert. Inzwischen arbeitet er bei Transperency International, schreibt nicht mehr so regelmäßig. Aber er vertraut auf die Kraft der Öffentlichkeit durch Twitter, Facebook und Co. Weil vor allem die mobilen Eliten stark vernetzt sind, weil sie international aufgestellt sind, schaffen sie es seiner Ansicht nach auf diesen Weg mehr zu einer europäischen Öffentlichkeit beizutragen als viele klassische Medien.

All das sind natürlich keine Antworten darauf, wie sich ein finanzierbares, grenzüberschreitendes Mediensystem, in dem Journalismus noch eine wichtige Rolle spielt, entwickeln lässt. Aber da die Finanzierung vor allem über öffentliche Quellen und über Stiftungen funktioniert, sollte bei der nächsten n-ost-Konferenz vielleicht über das Selbstverständnis der Journalisten und der sie beschäftigenden Institutionen diskutiert werden. Der Weg, Journalismus über Stiftungen zu finanzieren, ist zudem einer, der angesichts der desaströsen Entwicklungen im deutschen Regionalzeitungsmarkt eine echte Option auch hierzulande werden könnte.

Mehr dazu:
Politische Kommunikation (5) – Veränderte Rolle der Tageszeitungen