Es gibt auch eine akustische Heimat. Bei Landschaften, Geschmäckern, Gerüchen ist es mir immer klar gewesen, dass Sinneswahrnehmungen Heimatgefühle auslösen können. Das Ohr aber habe ich bislang vernachlässigt.
Gestern bei einem wunderbaren Konzert von Werner Schmidbauer, Pippo Pollina und Martin Kälberer ist in mir immer wieder eine wohlige Zufriedenheit aufgeschwappt. Das lag natürlich an der Musik, den Liedern, die diese drei begnadet ehrlichen Musiker darboten. Und die Verheißung, in den Süden entführt zu werden, tat bei -9 Grad und permanentem Schneegestöber ein Übriges. Aber da war noch mehr: Ein Konzertsaal in einer ehemaligen Zehntscheuer, wie es ihn in Berlin nicht gibt. Schwere Mauern aus dem Mittelalter, außen mit einem Treppengiebel gekrönt, innen in einen funktionalen, aber dennoch atmosphärisch dichten und Geschichte atmenden Saal verwandelt. Und italienische Musik.
Bayern 3 war wahrscheinlich schon vor über 30 Jahren der einzige Sender in Deutschland, der regelmäßig italienische Pop- und Rockmusik spielte. Vieles davon war grauenhaft, so wie Albano und Romina Power oder Eros Ramazotti, manches war großartig, wie Paolo Conte oder Lucio Dalla, aber unabhängig davon war diese Musik einfach italienisch. Und später anderswo – in Brandenburg, Hessen oder Berlin, war sie nie so zu hören wie damals im heimischen Radio.
Und so hat mich Pippo Polina gestern in eine akustische Heimat versetzt, von der ich bis dahin gar nichts wusste. Werner Schmidbauers oberbayrisch hat das noch verstärkt. Seltsam, diese Heimat. Überraschend und schön – wie der Süden von Schmidbauer, Pollina und Kälberer. Und das, obwohl ich von der italienischen Musik auf Bayer 3 nur sehr selten angetan war.
Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“
morgen ein Jahr!, schön, dass Du Deine Mutter nach Berlin holst!
Herzliche Grüße Walla