Das Ende der Postkarten

Postkarten

Vorbei. Die Zeit der Postkarten ist vorbei. Gut 150 Jahre nachdem die ersten verschickt wurden und gut 120 Jahre nachdem mit der Ansichtskarte Bilder aus allen Städten und Orten Europas verschickt werden konnten, sterben sie aus. Selbst da, wo viele Menschen Urlaub machen, drängen sie sich nicht mehr auf. Konnte man vor einigen Jahren gar nicht an ihnen vorbeigehen, so sind sie heute kaum noch zu finden. In Ortona und entlang der Küste der Abruzzen etwa führen sie Supermärkte gar nicht mehr. In Souvenier-Läden gibt es sie noch. Und in einigen anderen kleinen Läden. Aber die Auswahl ist sehr eingeschränkt. Die Vielfalt früherer Zeiten ist passé. Je enger das WLAN geknüpft ist, umso weniger dieser bedruckten Rechtecke aus der Vergangenheit gibt es. Die Handykamera und WhatsApp haben sie verdrängt. Und somit werden sie in einigen Jahrzehnten auch kaum noch als historische Dokumente des Alltagslebens existieren. Schade für Sammler. Und traurig für all jene, die mit nostalgischen Gefühlen den geschriebenen Gruß der Verreisten gern aus dem Briefkasten geholt haben. In Instantfotos mit dem Handy können das nicht kompensieren.

Welche Bücher kommen mit in den Urlaub?

UrlaubslektüreJedes Jahr das gleiche Problem. Ungelesene Bücher stapeln sich. Da liegen aktuelle Romane, historische Texte und politische Literatur. Aber sind das die richtigen Bücher für den Urlaub? Sind sie zu schwer? Und haben sie irgendetwas mit dem Reiseziel zu tun?

Auf dem zweiten Stapel liegen Bücher, die in den Abruzzen spielen oder von Autorinnen und Autoren sind, die im Gebirge in der Mitte Italiens geboren wurden. Und Bücher, die Italien als Thema in der Gegenwart und der Geschichte haben. Aber liest sich das besser, wenn man auf die Adria blickt? Oder auf die Fast-3000er der Abruzzen?

Jedes Jahr sind es die gleichen Fragen, die bis zum letzten Moment nicht entschieden werden. Aber in meinem Kopf ist das die entscheidende Frage vor dem Urlaub. Aber entschieden wird sie erst auf den letzten Drücker. Ich bin selbst gespannt, welcher Stapel es wird.

Salzburger Land – ein inzwischen kulinarisch ödes Land

Denk ich an Österreichs Küche, fließt mir das im Mund zusammen. All die verschiedenen Knödel, die wunderbaren Braten, die köstlichen Süßspeisen. Wenn ich aber im Salzburger Land nach Wirtschaften suche, dann finde ich nur noch wenige. Und die bieten nicht viel an. Und das, was sie anbieten, ist vor allem kurz Gebratenes mit Pommes. Zu einem guten Schnitzel mag das ja noch gehen – wobei feine Petersilienkartoffeln die besser Alternative wären. Aber warum muss die immer gleiche Beilage auch bei den anderen Gerichten serviert werden?

Die Speisekarten richten sich offensichtlich am Publikum aus. Und das will Pommes. Und keine Selchknödel mit Kraut und Soße. Oder Schweinsbraten mit Semmelknödel. Auch den Tafelspitz scheint es nicht zu mögen. Das ist traurig. Und für mich eine echte Enttäuschung. Zum Urlaub gehört auch die kulinarische Entdeckungsreise dazu. Wenn es aber nur Pommes gibt, dann reduziert sich der Genuss dramatisch. Oder er konzentriert sich auf die Süßspeisen, wenn es einen guten Kaiserschmarrn oder einen Strudel gibt.

Vielleicht hängt der verhängnisvolle Trend zu eintönigen Speisekarten aber nicht nur an den vielen Touristen aus Holland und Dänemark, sondern auch an den Wirten selbst. Die werden nämlich immer weniger. Die Kinder wollen die Betriebe oftmals nicht mehr übernehmen. Dann werden die Wirtshäuser verkauft, aus dem Saal werden Fremdenzimmer und der neue Eigentümer kommt am Ende auch von weit her. Dann fehlt ihm natürlich der Bezug zur regionalen Küche und ihren Köstlichkeiten. Mit viel Glück sorgen die Köche noch für Pinzgauer Kasnocken oder ein Tiroler Geröstl, aber alles, was mehr Aufwand kostet, können oder wollen sie nicht durchsetzen.

Es ist nicht im ganzen Pinzgau, wie oben beschrieben. Aber die Tendenz geht ganz klar in diese Richtung. Inzwischen gibt es Orte wie Piesendorf, in denen die einheimische Bevölkerung nicht einmal mehr eine Hochzeit feiern kann. Die Säle sind in Fremdenzimmer umgewandelt, andere Wirtschaften stehen leer und der Rest ist so auf Tourismus eingestellt, dass für eine Hochzeitsgesellschaft kein Platz mehr ist. Und so stirbt in einer Region, die vom Tourismus lebt, der Kern der alten Gastlichkeit so langsam aus. Was bleibt ist das Wiener Schnitzel, das es überall gibt. Aber nur mit Pommes. Und ganz oft auch fritiert. Wie furchtbar.

Bei Wolf Haas ist die Luftmatratze von vor 15 Jahren richtig wichtig

Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren
Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren

Es gibt Schriftsteller, von denen will man schon immer etwas lesen, kommt aber aus etlichen Gründen nicht dazu. Und dann greift man doch noch zu einem Roman von ihnen und ärgert sich. Nicht weil das Buch schlecht wäre. Im Gegenteil! Weil es gut ist und man bedauert, so lange auf das Vergnügen verzichtet zu haben. Wolf Hass ist für mich einer dieser Schriftsteller, die ich viel zu lange nicht gelesen habe! „Das Wetter vor 15 Jahren“ habe ich als Taschenbuch im modernen Antiquariat gekauft – und schon in der S-Bahn konnte ich nicht mehr aufhören.

40 Jahre später ist die Welt wieder in Ordnung

Mercedes-Benz Krankenwagen aus den 1970er Jahren
Mercedes-Benz Krankenwagen aus den 1970er Jahren
Mercedes-Benz Krankenwagen aus den 1970er Jahren
Mercedes-Benz Krankenwagen aus den 1970er Jahren

Das schönste Weihnachtsgeschenk ist auf den ersten Blick das unscheinbarste. Ein altes Modellauto stand da unter dem Christbaum. Ein Krankenwagen von Mercedes. Voller Schrammen und Lackabsplitterungen, mit Lenkrad und ramponierter Inneneinrichtung für die Trage. Also insgesamt eher eine Marginalie, die sich niemand trauen würde, seinem Patenkind zu schenken oder auch nur als Mitbringsel für die Kinder des Hauses einzupacken.

Aber ich habe mich gefreut. Denn so einen Krankenwagen habe ich vor knapp 40 Jahren verloren. Oder besser: Ich habe ihn stehengelassen. Auf der Burg über Salzburg. Mit Eltern und Schwestern und Großtante war ich damals auf der Burg. Ein Ausflug führte uns im Sommerurlaub dorthin. In meiner Erinnerung ist davon aber nichts hängenbegblieben. Nur der Verlust des Spielzeugautos. Den habe ich nie vergessen! Auch weil die Eltern nicht umkehrten, als ich merkte, dass ich den Krankenwagen auf der Mauer der Festung vergessen hatte.

Und jetzt habe ich ihn wieder! Und freue mich darüber mehr, als über all die schönen Bücher und anderen Geschenke. Eine 40 Jahre währende Geschichte, die immer wieder einmal erzählt wurde – von mir, von den Eltern – nimmt ein gutes Ende. Und tröstet auch über Geschenke und Grüße, die nicht kamen, hinweg. Rundet das Fest und die freien Tage ab. Weil diese Aufmerksamkeit so toll war und ist!

Mercedes-Benz Krankenwagen aus den 1970er Jahren
Mercedes-Benz Krankenwagen aus den 1970er Jahren