Das Ende der Postkarten

Postkarten

Vorbei. Die Zeit der Postkarten ist vorbei. Gut 150 Jahre nachdem die ersten verschickt wurden und gut 120 Jahre nachdem mit der Ansichtskarte Bilder aus allen Städten und Orten Europas verschickt werden konnten, sterben sie aus. Selbst da, wo viele Menschen Urlaub machen, drängen sie sich nicht mehr auf. Konnte man vor einigen Jahren gar nicht an ihnen vorbeigehen, so sind sie heute kaum noch zu finden. In Ortona und entlang der Küste der Abruzzen etwa führen sie Supermärkte gar nicht mehr. In Souvenier-Läden gibt es sie noch. Und in einigen anderen kleinen Läden. Aber die Auswahl ist sehr eingeschränkt. Die Vielfalt früherer Zeiten ist passé. Je enger das WLAN geknüpft ist, umso weniger dieser bedruckten Rechtecke aus der Vergangenheit gibt es. Die Handykamera und WhatsApp haben sie verdrängt. Und somit werden sie in einigen Jahrzehnten auch kaum noch als historische Dokumente des Alltagslebens existieren. Schade für Sammler. Und traurig für all jene, die mit nostalgischen Gefühlen den geschriebenen Gruß der Verreisten gern aus dem Briefkasten geholt haben. In Instantfotos mit dem Handy können das nicht kompensieren.

Crecchio feiert sich und Byzanz

Historisches Fest in Crecchio

In Crecchio verlangen sie keinen Eintritt. Jeder darf über das historische Stadtfest schlendern. Aber mit dem Essen und dem Trinken wird es dann doch schwer. Denn wer in dem Ort in den Abruzzen richtig mitfeiern will, der muss sich eine Garnitur Geschirr für vier Euro kaufen. Dann bekommt er die Gerichte, die schon die Byzantiner in dem Städtchen zu sich nahmen.

Gegessen werden die Eintopfgerichte mit dem Holzlöffel. Dazu gibt es Brot. Für acht Euro wird der Teller gefüllt. Und das so, dass man satt werden kann. Der Becher Wein – weiß oder rot – kostet einen Euro. Und Wasser kommt aus den Brunnen, die auch zum Abwaschen des Geschirrs gedacht sind. Denn das sollte man unbedingt tun. Nur dann kann man ja einige Meter weiter das nächste Gericht zu sich nehmen. Das ganze Fest ist über die kleinen Plätze entlang der beiden Straßen im historischen Kern Crecchios angelegt. Und zwar nach dem Motto: Vorspeisen, erstes Gericht, zweites Gericht und Nachtisch. Wein gibt es natürlich überall.

Eine erstaunlich simple und doch schöne Idee, um die Besucher zum Essen und Trinken zu animieren. Und damit zur Geselligkeit. Denn natürlich wird überall an Bierbänken gesessen. Selten allein, denn die Straßen und Plätze füllen sich abends immer mehr. Noch um 22.oo Uhr stehen Besuche an, um sich ihre Papiertüte mit Geschirr zu kaufen. Und so sitzt man, trinkt man und freut sich über die Szenen der Darsteller, die das Leben der Spätantike oder des frühen Mittelalters in die die Gassen bringen. Das sind Gaukler, Patrouillen, Schwertkämpfe, Artisten, Stelzenläufer und Gefangenentransporte in Käfigkugeln.

Das alles ist einladend, freundlich und unterm warmen Sternenhimmel Ende Juli auch überhaupt nicht kitschig. Das Reactment wirkt authentisch. Es findet überall statt, ist aber dennoch nicht aufdringlich. Wer nur feiern will, der kann sitzen und den guten Wein der Region trinken. Ein wirklich schönes Fest, das jeder mitfeiern sollte, der Ende Juli in den Abruzzen zwischen Ortona und der Majella ist.