Lebt er noch, der Punk? Oder ist er tot? Oder zieht er als Zombie durchs Musik- und Modebusiness? Oliver Maria Schmitt hat einen Roman darüber geschrieben, der Antworten gibt. Schmitt ist Jahrgang 1966. Die 40 leuchtet also schon. Für einen
Menschen, der Anfang der 80er-Jahre im rebellischen Punk-Alter war, ist es nun Zeit, Bilanz zu ziehen.
Sein Romanheld Peter Hein – ja er heißt tatsächlich so wie der Sänger der Fehlfarben – wird von seinen Kumpels nur Zombie genannt. Und so wandelt er wie ein Untoter auch durch das Buch. Zombie war einst der Leadsänger der Gruppe Senf, einer Punkband
aus der schwäbischen Provinz, die es zu nicht viel mehr als einigen Gigs in der Umgebung
brachte. Doch jetzt im Jahr 2006 geht es um die Reunion der alten Punks.
Dazu muss Zombie mit seinem Kumpel Holo – der heißt nicht umsonst so – in die feindliche Welt aufbrechen. Ein Horrortrip in die neuen Bundesländer beginnt.
Zombie war da noch nie, was auch schon zeigt, wie geistig aktiv so ein Punk an der Schwelle zum 40. Geburtstag ist. Was Zombie und Holo in einer thüringer Bratwurstbude, im Tagebau Jänschwalde bei Cottbus, in einer Magdeburger Galerie und beim Besuch von Konzerten in Magdeburg und Chemnitz erleben, ist großartige Satire. Für zartbesaitete
Ostdeutsche allerdings könnten die Beschreibungen etwas heftig sein.
Doch wie schon geschrieben, die beiden Besucher sind ja nicht die aktivsten. Ihre
verzerrte Wahrnehmung der Welt hängt auch mit den Tabletten und den Unmengen Alkohol zusammen, die von Gruppe Senf so eingeschmissen und -geschüttet werden.
Und dennoch liegt in der Satire auch viel Wahres. Wunderbar ist Schmitts Abarbeitung
der Punk-Geschichte. Sämtliche Bands und wichtige Songs spielen eine Rolle. Was
nervt, sind viele sprachliche Wiederholungen. „Doch das Ey Alter, haste ma ne Mark,“ aus den westdeutschen Fußgängerzonen der 80er war halt auch nicht sehr abwechslungsreich.
Ein Punkroman für die besseren Kreise lautet der Untertitel des Romans. Wobei nicht klar wird, ob die besseren Kreise die sind, die Punk noch immer leben oder die, die inzwischen
erwachsen wurden. Amüsant ist das Buch aber allemal.
Oliver Maria Schmitt: Anarchoschnitzel schieen sie, Rowohlt Berlin. 19,90 EURO.
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