Von der Veränderung des Schmerzes

Anfangs war der Schmerz ganz stechend. Schon beim Sturz war es so, als würde der Schmerz in Wellen von genau diesem Punkt an den beiden linken Rippen über dem Herzen ausstrahlen. So war es auch, als ich den Lauf fortsetzte und nach dem Heimkommen und in der ertsen Nacht. Bei jeder Bewegung schoss die gesamte Konzentration des Körpers auf diesen einen Punkt. Und von da breitete sich dieses Gefühl, das einen vollständig verkrampfen und das Gesicht verziehen lässt, aus.

Am Folgetag dann die Ärztinnen. Die erste tastete sich vorsichtig an die Stelle vor. Die zweite drückte den Brustkorb einfach von rechts und von links abrupt zusammen. Während das vorsichtige Annähern den heftigen Stich vorbereitete und der Kopf wusste, was jetzt kommt, war der Körper quasi gelähmt. Bei der Pressattacke setzte die Lähmung von Kopf und Körper mit dem abrupten Stich in den Rippen ein – und ließ erst nach, als sich die Schmerzwellen quasi ausliefen. Was besser ist? Ich kann es nicht sagen. In beiden Fällen war der Schmerz stechend und heftig.

Inzwischen ist aus dem plötzlichen Zutreten des Schmerzes ein dauerhafter geworden. Allerdings nicht mehr stechend, sondern verkrampft. Die Musuklatur, die seit acht Tagen die Rippen krampfhaft vor Erschütterungen schützt, ist nicht mehr locker. Deshalb schmerzt die linke Seite jetzt ständig. Zwar nicht mehr stechend, aber anhaltend. Was besser ist? Eindeutig der jetzt erreichte Zustand. Es gibt kaum unvorbereitete Überraschungsmomente, sondern nur erwartbares Zähne-Zusammenbeißen. Das führt zwar nicht zu Entspannungen, läßt sich aber deutlich besser ertragen. Obwohl so verkrampfte Zustände eigentlich alles andere als lustig sind. Sie lähmen, weil sie Spontanität durch Angst ersetzen.

Berliner Fußballplätze: SV Schmöckwitz Eichwalde

Mehr Berliner Fußballplätze:
SV Schmöckwitz Eichwalde
SSV Köpenick-Oberspree
HSG Blau-Weiß Hohenschönhausen
VfB Einheit Pankow
Poelchau Oberschule Charlottenburg
Borussia Pankow 1960
Blau Gelb Berlin
Frohnauer SC
SV Nord Wedding 1893
SC Borussia 1920 Friedrichsfelde
BSV Eintracht Mahlsdorf
VfB Hermsdorf
FC Viktoria 1899 Berlin
VfB Biesdorf
BSV Hürtürkel
RFC Liberta – Scharnweberstraße
Tennis Borussia Berlin – Hans-Rosenthal-Sportanlage
Concordia Wilihelmsruh – Nordendarena

Erntesorgen

Kürbisse vom Kompost
Kürbisse vom Kompost

Das ist schon die zweite Fuhre! Ein Kürbiskern auf dem Kompost ist aufgegangen. Vergangene Woche musste geerntet werden. Während alle meine Melonenkerne nicht angehen wollten, fragen wir uns seit einer Woche, was damit geschehen soll. Seitdem steht die Ernte vor der Terrasse und grüßt uns – und verursacht bei uns ein schlechtes Gewissen. Die Melonen wären schon lange vertilgt. Aber die Kürbisse?

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Leben Verschlagwortet mit ,

Salka Viertel erinnert sich an Europa in Hollywood

Salka Viertel: Das unbelehrbare Herz
Salka Viertel: Das unbelehrbare Herz

Für Greta Garbo hat sie Drehbücher geschrieben. Für die deutsche Exilgemeinde in Hollywood war sie Anlaufpunkt und für Künstler und Kreativität war Salka Viertel bereit alles zu geben. Ihr Leben hat sie in dem Band „Das unbelehrbare Herz – Erinnerungen an ein Leben mit Künstlern des 20. Jahrhunderts“ aufgeschrieben.

Die „Andere Bibliothek“ hat das Buch mit einem wunderbar weichen Samteinband ausgestattet. Das Buch liegt wohlig in den Händen. Der Inhalt ist eine dieser unglaublichen Geschichten, wie sie im 20. Jahrhundert geschrieben wurden. Geboren wurde sie in der Habsburger Monarchie ganz im Osten. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Sambor polnisch, nach dem zweiten Weltkrieg dann ukrainisch – und somit sowjetisch. Aber da lebte sie nach vielen Stationen an Theatern in Wien, Düsseldorf, Dresden und Berlin schon lange in Hollywood. Ihren Mann, den Regisseur und Schriftsteller Berthold Viertel hatte es schon 1928 dorthin gezogen.

Die Viertels kannten von Albert Einstein bis Karl Kraus, von Lion Feuchtwanger bis Bertolt Brecht, von den Manns bis Walter Mehring, von Fritz Murnau bis Max Reinhardt, von Arnold Schönberg bis Schostakowitsch alles, was Rang und Namen hatte. Salka Viertels Buch ist davon ganz stark geprägt. Sie erzählt viele Geschichten von Begegnungen mit den Künstlern. Sie charakterisiert sie dabei und plaudert dabei angenehm unaufgeregt.

Aber genau das macht das Buch oft langatmig. Denn Salka Viertel erzählt ihr Leben sehr chronologisch. Dabei beachtet sie, dass auch wirklich alle wichtigen Namen genannt werden. Die Dramatik der Zeit geht dabei oft etwas unter. Obwohl sie schildert, wie sie es schaffte, ihre Mutter aus der Sowjetunion im Krieg in die USA zu holen, obwohl sie die Arbeit in den großen Filmstudios schildert. Aber all das geschieht in einem sehr gleichförmigen Tonfall.

Jede der vielen Geschichten ist lesenswert. Nur die Fülle erschlägt. Erstaunlich, dass eine Frau, deren Drehbücher nicht nur Greta Garbo schätzte, es nicht schaffte, das eigene Leben so zu komprimieren, dass eine packende Erzählung daraus wird. Immerhin geht es dabei um eine Jüdin vom Rande der Karpaten, der es gelang, Nationalsozialismus und Bolschewismus auszuweichen, um am Ende über den Eiferer Mc Carthy zu stolpern und in die Schweiz emigrieren zu müssen.

Salka Viertel: Das unbelehrbare Herz – Erinnerungen an ein Leben mit Künstlern des 20. Jahrhunderts. Eichborn

Mehr über Bücher der Anderen Bibliothek

Sich auflösender Milchschaum

Geschäumte Milch auf Kaffee
Geschäumte Milch auf Kaffee

Wenn der Geruch warmer Milch in die Nase steigt, muss das Hirn eingeschaltet werden. Denn der normale Reflex wäre ein Würgen. Wenn man sich aber entschieden hat, Freude bereiten zu wollen, dann wäre das Würgen ganz sicher falsch.

Auch wenn ich zu Milch und Käse ein vor allem im Magen (und in der Nase) mehr als angespanntes Verhältnis habe, so lebe ich doch mit Menschen zusammen, die Milchprodukte lieben. Deshalb überwinde ich mich ab und an und stelle mich an den Herd, um Latte Macchiatto zu produzieren. Wenn dann noch lange vor dem ersten feinen Milchdampf dieser seltsam schmierige Geruch aufsteigt, gilt es konzentriert zu sein. Nicht das Aufschäumen ist das Problem, nicht das Abfüllen des Schaums in Gläser und das Aufgießen mit dem Kaffee, der mich Teetrinker ebenfalls nicht erheitert, sondern nur der olfaktorische Reiz, der das vegetative Nervensystem in Aufruhr versetzt.

Doch die Freude der inzwischen schon zwei Latte-Liebhaberinnen ist es wert. Aber nur, wenn der Schaum nicht zerfällt. Und das tut er, wenn sich das Frühstück verzögert. Dann schiebt sich der strahlend weiße Schaum zusammen, dann vermischt er sich mit dem braunen Kaffee, dann löst er sich in schlamm-farbener Tristess auf. Fast so wie Träume, für die man mit viel Kraft und Widerstand gekämpft hat, wenn sie sich als unrealistische Illusion entpuppen. Deren Ende schlägt ja auch auf den Magen.

Jean Zieglers Leben ist eine Aufforderung

Jürg Wegelin: Jean Ziegler - Das Leben eines Rebellen
Jürg Wegelin: Jean Ziegler - Das Leben eines Rebellen

Unbeirrte Dickköpfe braucht die Welt. Menschen wie Jean Ziegler, der mit seinem unangepassten Denken nicht nur die Schweiz in Aufregung versetzte, sondern in der ganzen Welt Gehör fand. Jürg Wegelins Biografie des Schweizer Nationalrats, undogmatischen Marxisten, UNO-Sonderberichterstatter und Soziologen hätte kaum zu einem besseren Zeitpunkt erscheinen können als mitten in der aktuellen Finanzkrise. Denn Jean Ziegler hat sich mit den Schweizer Banken schon angelegt, als die Gründer von Attack gerade in die Grundschule gingen.

Er hat das Schweizer Bankgeheimnis angegriffen, weil Diktatoren und Kriminelle damit ihr Geld sichern konnten. Er hat Begriffe wie „Kasinokapitalismus“ geprägt, als der Euro noch lange nicht eingeführt war. Jürg Wegelin, Schweizer Journalist, hat sich nach einer Biografie des Swatch-Gründers Nicolas Hayeck den Rebellen Ziegler vorgenommen. Der stammt aus einem konservativen Elternhaus, orientierte sich im Umfeld von Jean-Paul Sartre in seinen Pariser Studienjahren immer weiter nach links und verzichtete dennoch nicht darauf, vom Protestantismus zum Katholizismus zu konvertieren. Schon in den 60er Jahren arbeitete er für die UNO im Kongo. Seitdem hat ihn Afrika und später die gesamte Dritte Welt nicht mehr losgelassen. Er war mit Jassir Arafat genauso bekannt wie mit Kofi Anan, mit Fidel Castro wie mit Muamar Gaddafi. Mit Elie Wiesel war er befreundet und Simone de Beauvoir hat die ersten französischen Aufsätze des Deutschschweizers in eine geschliffene Form gebracht. Das ist viel Stoff für ein spannendes Buch.

Aber Wegelin erzählt zu chronologisch und in Teilen zu oberflächlich. Zwar arbeitet er die Widersprüche Zieglers ganz gut heraus, aber das Buch bleibt seltsam farblos. Wegelin schafft es nicht, Begeisterung für diesen wunderbare Trotzkopf zu entflammen, der von Klagen seiner reichen und mächtigen Gegner so überzogen wurde, dass er trotz der hohen Einnahmen aus seinen mehr als 30 Büchern die Forderungen noch nicht alle begleichen konnte. Selbst das hat Ziegler nicht verzagen lassen, sondern ihn gestärkt weiterzumachen. Für die Hungernden in aller Welt ist das ein Segen. Denn in deren Namen kämpft er unverdrossen auch noch mit 80 gegen die Ungererchtigkeit der Welt.

Fußballlverband verordnet allen Spielern fünf Minuten zum Nachdenken

Das Plakat des Berliner Fußballverbandes
Das Plakat des Berliner Fußballverbandes

Fünf Minuten zum Nachdenken. Nach der zehnten Spielminute wurden am Wochenende alle Fußballspiele des Berliner Fußballverbandes unterbrochen. Von der G-Jugend bis in die höchsten Spielklasse unterbrachen die Schiedsrichter die Partien, damit die Spieler kurz spüren, dass ohne sie keine Spiele stattfinden würden.

Der traurige Hintergrund: Vergangenes Wochenende wurde ein Schiedsrichter von einem Spieler fast erschlagen. Immer wieder setzen sich die Unparteiischen dem Risiko aus, verprügelt zu werden, weil sich Spieler in Berlin nicht unter Kontrolle haben. Hoffentlich haben die jetzt begriffen, dass sie die Schiedsrichter brauchen. Ohne deren Engagement würde nicht gespielt. Schade nur, dass die Pausen meist von den Trainern genutzt wurden, die Mannschaften zu instruieren. Und nicht zu gemeinsamen Gesprächen der gegnerischen Mannschaften.

Ein Lied Walter Mehrings über die Liebe: Wie lange noch?

In der Werkausgabe von Christoph Buchwald ist der Text dieses Liedes („Wie lange noch“) nicht zu finden. Dafür aber auf dieser CD und auf einer von Teresa Stratas („The unknown Weill“) In der gleichnamigen Liedersammlung wurde es auch veröffentlicht. Rita-Lucia Schneider (Mezzosporan) singt das Lied, das 1943 oder 1944 entstanden ist, hier zu einfacher Klavierbegleitung.

Ein unruhiger Tag ohne Handy

Weg. Es ist einfach weg. Nicht in der Hosentasche hinten links, wo es gerne mal verstaut wird. Nicht in einer der Jacken des Jackets. Alles Tasten ist sinnlos. Die Fingerkuppen fühlen nur Stoff. Sie stoßen nicht auf harten Widerstand. Mit jedem Griff ins Leere nimmt die Panik zu.

Wo ist es? Wo ist das Handy? Ich gehe den Weg zurück. Frage den Polizisten, der da zufällig steht. Doch auch er hat kein Handy gesehen. Die Zeit drängt, ich muss vorwärts. Muss immer weiter weg vom Auto, in dem es hoffentlich noch liegt. Der Zug wartet nicht. Ich weiß nicht, ob es noch im Auto ist. Ich weiß nur, dass die Unruhe bleibt. Jetzt habe ich also einen Tag ohne Handy vor mir.

Einen Tag, an dem ich unterwegs bin und nicht nur nicht telefonieren kann. Viel schlimmer: Ich komme nicht an meine Mails. Ich sitze im Zug und gehe alle Möglichkeiten durch, wann ich wo eventuell online gehen könnte. Der Kopf ist voll von diesen kreisenden Gedanken. Und ganz tief in mir drin bleibt diese Unruhe. Selbst das Buch, auf das ich mich gefreut habe, will nicht richtig verfangen. Ich lese zwar alle Zeilen. Aber schon nach zwei Seiten weiß ich nicht mehr, was ich gelesen habe. Die blöde Unruhe frisst die Konzentration. Obwohl ich jetzt ganz sicher nicht gestört werden kann, obwohl ich mich jetzt nicht mit einem Blick auf Mails und Co. ablenken kann, will das Lesen nicht funktionieren. Es ist fast so, als komme die Ruhe erst wieder, wenn ich wieder gestört werden kann, wenn ich das Handy wieder ganz nah in einer Jacke am Körper spüre.

Ein furchtbarer Tag. Vielleicht sollte ich das jetzt üben? Immer wieder bewusst Tage ohne mobiles Ieternet? Immer wieder den Rückfall in die analoge Welt zelebrieren, um ruhiger zu werden? Aber ich bin doch ruhig. Wenn ich das Teil habe. Und es nicht – wie jetzt – im Auto liegt!