Michael Bienert entdeckt das Berlin von Irmgard Keun

Kaum eine hat Berlin am Ende der Weimarer Republik so genau beschrieben wie Irmgard Keun. Ihr Berlin erkundet Michael Bienert, der Stadt-Literat und Literatur-Geograph Berlin in seinem neuen Buch. Dem Kundigen zeigt er die Schauzplätze der Romane Irmgard Keuns. Und den an Berlin-Interessierten bringt er die Stadt nahe – und Köln noch dazu. Denn auch dort lebte die Keun. 

Michael Bienert hat uns schon das Berlin von Erich Kästner, Bert Brecht, Alfred Döblin und E.T.A. Hoffmann nähergebracht. Jetzt hat er sich eine nicht mehr ganz so bekannte Autorin für sein aktuelles Buch herausgesucht: Irmgard Keun. Das allein ist schon ein Verdienst. Zwar gibt es immer mal wieder eine Neuauflage der beiden Romane „Das kunstseidene Mädchen“ und „Gigli, eine von uns“ und vor einigen Jahren ist sogar das Gesamtwerk in einer dreibändigen Kassette erschienen, aber neben den oben genannten Namen verlasst Irmgard Keun dennoch. Und das völlig zu Unrecht!

Siehdichum: Uwe Rada entdeckt eine Landschaft in Brandenburg

Uwe Rada: Siehdichum
Uwe Rada: Siehdichum

Im Landkreis Oder-Spree gibt es eine Gemeinde mit dem schönen Namen Siehdichum. Für den Journalisten Uwe Rada ist dieser Name Programm. Er hat das Sieh-Dich-Um ernst genommen. Seine Blicke auf die Region zwischen Oder und Spree, zwischen Lieberose im Süden und Frankfurt im Norden hat er in einem neuen Buch zusammengefasst.

Uwe Rada hat es nach 35 Jahren in Berlin ins Grüne gezogen. Zusammen mit seiner Frau hat er auf der Banhstrecke von Frankfurt (Oder) nach Cottbus den 350-Seelenort Grunow entdeckt. Der gehört zum Amt Schlaubetal und bildet für Rada den Ausgangspunkt für Entdeckungsreisen in die Natur und die Geschichte einer brandenburgischen Landschaft, die nach wie vor am Rand liegt. Hier gibt es zwar sanften Tourismus mit Wanderern und Radfahrerinnen. Aber Massentourismus oder Sonntagsausflügler aus Berlin sind hier eher selten.

Rainer Suckow feiert 100 Jahre Rundfunk mit 50 Geschichten

Rainer Suckow: Eine Prise Funkgeschichte

Er ist erst 100 Jahre alt und wird dennoch seit Jahren für tot erklärt. Aber der Rundfunk sendet immer weiter. Weder Spotify noch iTunes konnte das Radio bisher ersetzen. Für Katastrophenschützer ist er unersetzbar. Denn für ein UKW-Radio benötigt man nur Batterien. Fürs Handy ist aber Strom notwendig – spätestens wenn aufgeladen werden muss. Das Radio hat seine Fans. Und was für eine tolle Geschichte es hat, erzählt Rainer Suckow in seinem kleinen Band „Eine Prise Funkgeschichte“, der zum 100. Geburtstag des Hörfunks erschienen ist.

Claudia Weber erinnert faszinierend an den Hitler-Stalin-Pakt

Es ist genau 80 Jahre her, dass sich Adolf Hitler und Jose Stalin auf einen Pakt verständigten. Am 23. August 1939 verbündeten sich die beiden brutalen Diktaturen, um Polen von der Landkarte zu tilgen. Offiziell handelte es sich um einen Nichtangriffs-Pakt. Aber im geheimen Zusatzprotokoll wurde viel mehr geregelt. Claudia Weber, Historikerin an der Viadrina in Frankfurt (Oder), hat jetzt ein Buch veröffentlicht, in dem sie aufzeigt, dass der Hitler-Stalin-Pakt die Voraussetzung zum Einmarsch der Wehrmacht in Polen war – und für eine fast zweijährige gute Zusammenarbeit zwischen Roter Armee und Wehrmacht.

Brygida Helbig sucht ihre Heimat und entdeckt deutsch-polnische Schicksale

Europa ist in einem Ausmaß verworren, das der Einzelne oft kaum durchblicken kann. Zwar wird in allen Ländern so getan, als sei Nation und Land, als sei Bürger und Nationalität eine geradezu heilige Einheit. Aber wer sich etwas mehr Mühe gibt, wird in der Geschichte vieler Familien kreuz und quer über den Kontinent Zusammenhänge finden, die genau diese Einheit in Frage stellen – und damit auch das, was wir so leichthin Identität nennen. Brygida Helbig, eine Polin aus Stettin, die schon lange in Berlin lebt, hat das anhand ihrer Familiengeschichte getan. „Kleine Himmel“ ist die literarische Verarbeitung dieser verwirrenden Familiengeschichte aus Mitteleuropa, die in Galizien, Polen, Deutschland, der Ukraine und Kasachstan spielt.

Zum 65. Geburtstag streunt Karl-Markus Gauß durch sein Zimmer

Karl-Markus Gauß: Abenteuerliche Reise durch mein ZimmerKarl-Markus Gauß wird heute 65 Jahre alt. Kurz zuvor ist sein neues Buch erschienen. In einem Alter, in dem die meisten Menschen zum Rentner werden, blickt auch er zurück. Aber er macht das nicht in einer autobiografischen Erzählung, in der aus Ereignissen die passende vergangene Zukunft konstruiert wird. Gauß schaut sich vielmehr in seiner Wohnung um und destilliert aus Gegenständen eine Vergangenheit, die ihn selbst und seine Familie vor allem in einen europäischen Kontext stellt. Was sich jetzt vielleicht etwas konstruiert und anstrengend liest, ist aber ein fröhlicher Genuss. Denn Gauß entführt den Leser Seite um Seite in (Gedanken-) Welten, die anregend und vor allem den eigenen Blick erweiternd sind.

Hammelburg Einst und Jetzt (13) – Hochhaus Breslauer Straße 2

Wer von Osten, also von Elfershausen, Westheim oder Feuerthal nach Hammelburg fährt, für den ist das Hochhaus in der Breslauer Straße 2 ein dominanter Anblick (auch wenn die beiden Fotos den Blick von Südwest auf das Hochhaus zeigen). Als die Wohnungsbaugenossenschaft Hammelburg den Neunstöcker baute, war das Gebäude enorm dominant. Nach mehr als vier Jahrzehnten ist es eingewachsen und nach der Sanierung vor wenigen Jahren fügt es sich fast harmonisch am Abhang des Hammelberges ins Baugebiet und die Landschaft ein.

Mehr Einst und Jetzt aus Hammelburg:
(1)  – Stadtpfarrkirche
(2)  – Rotes Schloss vom Weiher aus
(3)  – Am Kellereischloss
(4)  – Hüterturm
(5)  – Ruine Aura
(6)  – Baderturm
(7)  – Kloster Altstadt und Schloss Saaleck
(8)  – Kreuzigungsgruppe des Altstädter Kreuzwegs
(9)  – Blick von Schloss Saaleck auf die Stadt
(10) – Freibad (heute Saaletalbad) 
(11) – St. Nepomuk
(12) – Kissinger Straße
(13) – Hochhaus Breslauer Straße 2

Eine Reise durch Polen entlang einer vergessenen Grenze

Grenzen sind unverrückbar. Nach fast 75 Jahren Frieden in Europa – oder zumindest in dessen größtem Teil – ist dies für viele Europäer eine Gewissheit. Und doch haben sich gerade in Europa die Grenzen immer wieder verschoben. Ganz besonders häufig im Raum zwischen Elbe und Memel. Im Mai 2018 entdeckten Studenten der Viadrina in Frankfurt (Oder) eine Grenze, die es nicht mehr gibt: die zwischen Deutschland und Polen der Jahre 1918 bis 1939.

Zum 75. erscheinen die Erinnerungen von Rolf Henrich

Rolf Henrich

Rolf Henrich: Aufbruch aus der VormundschaftHeute wird Rolf Henrich 75. Passend zu seinem Geburtstag ist gerade sein neues Buch „Ausbruch aus der Vormundschaft“ erschienen. Seinen runden Geburtstag sieht er allerdings nicht als Grund an. Rolf Henrich geht es mit seinen Erinnerungen um den 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution in der DDR. Als einer der Mitgründer des Neuen Forums und dessen Vertreter am Runden Tisch war er ein wichtiger Akteur in den turbulenten Monaten, die zum Untergang der DDR führten. Sein wichtigster Beitrag dazu war sicherlich sein im März 1989 bei Rowohlt in Hamburg erschienene Buch „Der vormundschaftliche Staat“, in dem er mit der DDR abrechnete. Als das entscheidende Lebensereignis Henrichs nehmen die Vorgeschichte und die Folgen auch den größten Teil der Erinnerungen ein.

Marta Kijowska beantwortet die Frage: Was ist mit den Polen los?

Die Frage haben sich in den vergangenen drei Jahren viele Freunde Polens gestellt: „Was ist mit den Polen los?“ Marta Kijowska stellt sie sich auch und versucht sie für sich und uns zu beantworten. Gut 100 Jahre nach der staatlichen Neugründung 1918 macht sich die Autorin, Übersetzerin und Journalistin auf einen aufschlussreichen Weg durch die jüngere Geistes- und Kulturgeschichte des wichtigsten östlichen Nachbarn Deutschlands. Dabei spielt die PiS, die aktuell regierende nationalkonservative bis nationalistische Partei zwar ein wichtige, aber nicht dominierende Rolle in Kijowskas „Porträt einer widersprüchlichen Nation“ – so der Untertitel.