Timm Beichelt erforscht Fußball und Macht

(Foto: Andreas Oppermann)Timm Beichelt liebt den Fußball. Er ist davon fasziniert davon, wie sehr dieses Spiel die Menschen begeistert. Und er versucht zu verstehen, wie es möglich ist, dass trotz Kommerzialisierung, Korruption und Kumpanei mit den Autokraten dieser Welt die Faszination für den Fußball stärker bleibt, als der Widerwillen gegen die miesen Seiten des Sports. Als Politikwissenschaftler hat er genau in dieser Diskrepanz einen spannenden Forschungsgegenstand gefunden. „Ersatzfeldspieler – Zum Verhältnis von Fußball und Macht“ ist das lesenswerte Ergebnis von Beichelts Begeisterung und Forschung.

Anpaddeln auf dem Zeuthener See

Am ersten Samstag im März ist der Zeuthener See ganz leer. Kein Segelboot, kein Motorboot, keine Paddler bevölkern das Gewässer. Von der Eichwalder und der Schmöckwitzer Badewiese tönt noch nicht der frohe Sound der badenden Kinder über das Wasser. Bei den ersten warmen Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings herrscht Stille.

Lynn Sherr feiert das Schwimmen in einer persönlichen Kulturgeschichte

Lynn Sher: SwimSie kann es nicht mehr lassen. Zwar ist Lynn Sherr Zeit ihres Lebens auch geschwommen, doch seit sie als Frau von fast 70 Jahren damit begonnen hat, sich auf eine Durchquerung des Hellespont vorzubereiten, ist das Schwimmen für sie immer wichtiger geworden. In ihrem siebten Lebensjahrzehnt hat sie daran gearbeitet, ihren Stil zu verbessern. Sie ist auf spezielle Trainigscamps gegangen, um bei großen Schwimmtrainern mehr über sich, über das Wasser und das Schwimmen zu erfahren. Und sie hat das alles in einer Kulturgeschichte des Schwimmens zwischen zwei Buchdeckeln zusammengefasst. Entstanden ist dabei ein Buch, das nicht nur Erstaunliches über das Schwimmen erzählt, sondern vor allem Lust darauf macht, ins Wasser zu springen und loszuschwimmen.

Jan Beißen macht das Frankenderby zum Regionalkrimi

Jan Beißen: LokalderbyWenn der Club gegen Fürth spielt, dann ist das sehr viel mehr, als ein normales Fußballspiel. Es ist das traditionsreichste Derby schlechthin, auch wenn die Spiele nur noch in der 2. Liga stattfinden. Früher aber wurde bei diesen Spielen die Deutsche  Meisterschaft entschieden. Und zeitweise bestand die Deutsche Nationalmannschaft nur aus Spielern dieser beiden Vereine. Insofern bietet ein solches Spiel tatsächlich einen sehr guten Rahmen für einen Krimi.

Heimat (21) – Nürnberg gegen Union Berlin

Der Club gegen Union in der Alten Försterei am 7. November 2015
Der Club gegen Union in der Alten Försterei am 7. November 2015

Die eigene Heimat muss nicht die Heimat der eigenen Kinder sein. Wer mit seinen Kindern umgezogen ist oder vor deren Geburt die Region der eigenen Kindheit verlassen hat, merkt das immer wieder an Kleinigkeiten. So richtig deutlich wird dies aber, wenn der Sohn zum selben Fußballspiel geht wie man selbst, sich aber in der Kurve des Gegners heimisch fühlt. Da steht man dann in der Alten Försterei bei einem Spiel von Union Berlin auf einmal im Gästeblock oder direkt daneben. Das eigene Kind singt unweit des Capos der Union-Ultras Lobgesänge auf die Eisernen. Und noch schlimmer: Es jubelt, wenn im Netz des 1. FC Nürnberg das Netz zappelt.

Das fühlt sich dann ein bisschen falsch an. Der eine feiert, während der andere die Arme über dem Kopf zusammenschlägt, weil der Torwart mit einem veritablen Patzer Union wieder ins Spiel bringt. In der Masse der Jubler oder der der Entsetzten ist rationale Neutralität nicht möglich. Es zählt nur das Gefühl der Zugehörigkeit. Der Franke feiert die Franken. Der Fast-Berliner die Köpenicker.

Es ist schon ein erstaunliches Phänomen, welche Kraft, welche Freude, welches Leiden ein Fußballspiel auslösen kann. Man uniformiert sich mit Trikot, Schal oder Vereinslogo. Man ist und will Teil einer Gruppe sein, die sich in der Regel aus regionaler Verbundenheit zu einem Verein bekennt. Und das lässt sich auch gar nicht ablegen. Jeder Versuch scheitert. Es ist allenfalls möglich, Sympathie für den Club des Sohnes zu fühlen. Aber echtes Fan-Sein ist eigentlich ausgeschlossen. Das wäre ja so, als würde man seine Heimat vergessen wollen. Wie absurd!

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“

Berliner Fußballplätze – Tasmania 1973 Berlin

Bei Tasmania Berlin

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Bei Tasmania Berlin

Auf der einen Seite ist Neukölln, auf der anderen das Tempelhofer Feld. Dazwischen liegt der Werner-Seelenbinder-Sportpark, auf dessen Gelände Tasmania 1973 seine drei Plätze hat. Wo einst 30.000 Zuschauer Platz hatten, ist heute nur noch für 3500 Platz. Der Rasenplatz liegt zwischen zwei höher liegenden Kunstrasenplätzen. Von der Eisbahn nebenan schallt Musik herüber. Dafür gibt es keinen Fluglärm mehr, seit der alte Zentralflughafen in Tempelhof geschlossen ist.

Mehr Berliner Fußballplätze:
SV Schmöckwitz Eichwalde
SSV Köpenick-Oberspree
HSG Blau-Weiß Hohenschönhausen
VfB Einheit Pankow
Poelchau Oberschule Charlottenburg
Borussia Pankow 1960
Blau Gelb Berlin
Frohnauer SC
SV Nord Wedding 1893
SC Borussia 1920 Friedrichsfelde
BSV Eintracht Mahlsdorf
VfB Hermsdorf
FC Viktoria 1899 Berlin
VfB Biesdorf
BSV Hürtürkel
RFC Liberta – Scharnweberstraße
Tennis Borussia Berlin – Hans-Rosenthal-Sportanlage
Concordia Wilihelmsruh – Nordendarena
Jahn-Sportpark und Jahnstadion
Stadion Lichterfelde vom FC Viktoria Berlin

Berliner Fußballplätze – Stadion Lichterfelde vom FC Viktoria Berlin

Stadion Lichterfelde

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Stadion Lichterfelde

Am Ostpreußendamm liegt das Stadion Lichterfelde, in dem der FC Viktoria Berlin seine Heimspiele hat. Ergänzt um ein Trainingsgelände ist das Stadion mit seinen 4300 Plätzen eines der schönsten in Berlin. Das liegt zum einen an der Lage direkt am Teltowkanal, zum anderen an der klaren Architektur. Alles hier ist funktional und doch geschmackvoll. Gebaut wurde es zwischen 1926 und 1929, um dann von 1933 an zwölf Jahre nach Adolf Hitler benannt war. 2009 wurde es zuletzt umgebaut.

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Jahn-Sportpark und Jahnstadion
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Berliner Fußballplätze – Jahn-Sportpark und Jahn-Stadion

Im Jahn-Sportpark

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Im Jahn-Sportpark

Die Olympia-Bewerbung rückt das Jahn-Stadion wieder ins Blickfeld. Sollten die Spiele in Berlin stattfinden, dann würde auch das Gelände in Prenzlauer Berg zur Wettkampfstätte. Aber davor müsste eine Sanierung her. Modern und auf dem neusten Stand sind hier nur die Umkleidekabinen für die Fußballer von Empor, die nicht im Stadion, sondern im Jahn-Sportpark trainieren und spielen. Mitten in der Großstadt ist der Jahnsportpark auch ein Zugang zum Mauerpark. Ein Stück Berlin, das auf eine respektable Ost-Vergangenheit zurückblickt und Mitten in der Gegenwart liegt. Früher spielte hier der DDR-Dauermeister Dynamo Berlin. Heute träumt der Club von der Wiederbelebung der Spielstätte Jahn-Sportpark. Doch davor müssten die Hohenschönhauser erst mal wieder aufsteigen.

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Wie ich 1990 Weltmeister wurde – obwohl ich eigentlich nicht wollte

Die Weltmeister von 1990
Die Weltmeister von 1990
Die A 7 war leer. Vollkommen leer. So leer wie sonst nie, in den drei Semestern, in denen ich regelmäßig von Hammelburg nach Göttingen fuhr. Kurz vor dem Anpfiff hatte ich mich auf den Weg gemacht. Statt Autostress wie sonst hatte ich eine ruhige Fahrt erwartet. Und genau so kam es.

Deutschland stand in Rom im Finale. Ganz Fußball-Deutschland fieberte mit. Und ganz Deutschland meinte mehr als ein halbes Jahr nach dem Fall der Mauer und einige Monate vor Helmut Kohls willkürlich terminierter Vereinigung von DDR und Bundesrepublik tatsächlich GANZ DEUTSCHLAND! Okay, es gab da noch viele Linke und skeptische Intellektuelle, die diskutierten, ob die Vereinigung der beiden Deutschlands der richtige Weg sei. Oder die davor warnten, dass dieses zukünftige vereinte Deutschland in alte, grausige Muster verfallen könnte. Dieser Skepsis konnte ich auch viel abgewinnen. So viel, dass ich mir sogar Gregor Gysi im Wahlkampf in Göttingen anschaute. Den Mann, der die Auflösung der SED verhinderte – und stattdessen eine reformierte Partei durchsetzte. Nicht aus moralischen Gründen, die er schon 1990 ständig im Mund führte, sondern aus rein finanziellen. Mit dem Argument, dass das mehr als zweifelhafte Vermögen der Diktatur-Partei nur bei einer Umbenennung, nicht aber bei einer Auflösung erhalten werden könne.

Nun ja, in diesem Land, das formal noch zwei Länder war, in dem aber der DFB die Vereinigung schon vollzogen hatte, fuhr ich auf der Autobahn. An diesem 8. Juli 1990, als Argentinien der Gegner war. Wirklich mitfiebern konnte ich nicht. Auch wenn ich das Spiel im Radio verfolgte. Die Live-Reportage war großartig, die Stimme des Reporters sonor und nur selten am kippen. Sie war ein wenig so wie das Spiel, das offenbar weder spielerisch noch kreativ eine Offenbarung war. Ich war zufrieden, es nicht im Fernseher verfolgen zu müssen und schwebte über die leere A 7.

Kurz vor Göttingen fiel das Tor. Kurz vor Göttingen wurde ich Weltmeister. Im alten hellgrünen Audi 100 mit dem weißen Kotflügel. Und irgendwie freute auch ich mich über dieses Tor. Vor allem aber über meine Cleverness, die mir zu dieser ruhigen Fahrt verholfen hatte. Gut gestimmt, ja formidable fröhlich fuhr ich in die Stadt. Und da stand ich dann. Mitten im Autokorso. Inmitten von Deutschlandfahnen schwenkenden jungen Frauen und Männern, die auch alle Weltmeister geworden waren. Inmitten von Türken und Griechen und Italienern, wie wir damals all die „Gastarbeiter“ nach ihrer Herkunft noch nannten. Und die auch alle Weltmeister geworden waren.

Und ich? Ich habe für die paar Kilometer in Göttingen fast genauso lange gebraucht wie auf den gut 200 Kilometern auf der A 7! Und ich habe noch viel länger gebraucht, bis ich verstanden habe, dass Deutschlandfahnen nicht schlimm sein müssen. Nämlich bis 2002. bei einer anderen WM. Aber das ist eine andere Geschichte, bei der weder wir noch Weltmeister wurden.

Be Berlin – Be BER – Be Olympia

Berlin ist kreativ. Berlin ist anders. Berlin ist einfach wunderbar. Be Berlin! Das ist der Kern der Stadt. Und das ist auch die Beschreibung für ihn: den Regierenden. Den einzigen Wowereit.

Berlin hat einen Flughafen, von dem nicht geflogen werden kann. Das ist anders. Das ist kreativ. Das können und wollen sich andere Städte nicht leisten. Aber Berlin! Und Brandenburg. Denn der Rand, das Umland ist zwar nicht Berlin. Aber eigentlich wäre man schon gern irgendwie auch Berlin.

Berlin hat einen Bürgermeister. Der ist seit 14 Jahren im Amt. In diesen 14 Jahren ist an diesem Flughafen gebaut worden. Aber fertig wurde er nicht. Stattdessen kostet er so viel Geld, dass nicht ausreichend Lehrer eingestellt werden können. Dass jeder Polizist mit dem privaten Handy telefoniert, weil sonst die Polizeiarbeit zusammenbrechen würde. Und dass kein Geld für wichtige neue Investitionen da ist.

Und was macht der Wowereit? Er ist kreativ! Er hält sich nicht mit Sachzwängen auf. Er greift nach den Sternen. Oder besser gesagt nach den olympischen Ringen! Besser von Olympia träumen, als vom Chaos-Flughafen zu reden, denkt er sich. Und wenn das nicht reicht, dann kommt sein größter Coup: Dann rückt er mit seinem eigentlichen Plan heraus. Dann kommt die umtimative Olympia-Idee: Olympia auf dem BER – oder kurz OlymBer! Die Spiele mit der besten Verkehrsanbindung überhaupt. Hallen bis zum Abwinken. Shopping-Mall im OlymBer-Gelände. Und was noch fehlt, wird Ruckzuck aufgebaut. Das ist kreativ. Das ist innovativ. Das ist anders. Be Berlin!