Vor dem Sturm Sabine

Sabine kündigt sich mit Wind an. Drei Stunden, bevor die die 25stündige Unwetterwarnung beginnt, ist die Luft klar, das Licht wechselt so schnell wie die Wolken die Intensität. Und es ist warm. 15 Grad. Die Tulpen treiben, erste Blüten sprießen im Garten. Und das alle am 9. Februar.

Anpaddeln auf dem Zeuthener See

Am ersten Samstag im März ist der Zeuthener See ganz leer. Kein Segelboot, kein Motorboot, keine Paddler bevölkern das Gewässer. Von der Eichwalder und der Schmöckwitzer Badewiese tönt noch nicht der frohe Sound der badenden Kinder über das Wasser. Bei den ersten warmen Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings herrscht Stille.

Mehrforte begeistert wieder beim Rosenfestkonzert

Die Konzerte des Eichwalder Chores Mehrforte beim Rosenfest sind eine schöne Tradition. Jedes Jahr treten die Laien, die von Chorleiter Thomas Merfort zu immer neuen Leistungen geführt werden, in der Eichwalder Kirche auf. Die Mischung von Klassikern der Pop-Musik bis hin zu Mozart und schwedischem Volkslied hat wieder viel Spaß gemacht.

Viele Worte muss man dazu gar nicht verlieren. Besser ist einfach zuzuhören!

Heimat (22) – Der DDR-Polizeiruf „Draußen am See“

Am Zeuthener See
Am Zeuthener See

Wenn einen ein alter, nur mäßig überzeugender Polizeiruf 110 daran hindert ins Bett zu gehen, dann muss er im Zuschauer etwas Besonderes auslösen. „Draußen am See“ zeichnet sich weder durch Thrill, Action oder gar Humor au. Im Gegenteil: Gestelzte Dialoge, langsame Schnitte und eine in Teilen ans Absurde grenzende Handlung sind eigentlich Garanten fürs sofortige Ausschalten.

Dennoch hab eich den DDR-Krimi geschaut. Denn er zeigt den Zeuthener See so, wie er 1983 aussah. Die Insel zwischen Zeuthen und Schmöckwitz Werder hat noch keinen Ring aus Holzpfählen, um zu verhindern, dass das Naturschutzgebiet von Bootsfahrern gestört wird. Die Uferlinie ist noch nicht ganz so verbaut wie heute – vor allem in Schmöckwitz. Aber dennoch ist es die Uferlinie, der ich beim Paddeln folge. Der Kohlekahn, mit dem man in der Fahrrinne immer rechnen muss oder das Bootshaus Roll mit seinen vielen Stegen.

Dass der DDR-Polizeiruf einmal für mich Heimat-Fernsehen sein könnte, hätte ich mir nie vorstellen können. Und doch sind die Bilder vom Zeuthener See genau das. Sie lösen ein frohes Erkennen zutiefst vertrauter Anblicke aus. Und das so sehr, dass sich bestimmt die Recherche lohnt, ob noch mehr Filme hier am See gedreht worden sind.

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“

Kurz nach Sonnenaufgang auf dem Zeuthener See

In der Morgensonne

Bild 1 von 12

Kurz nach Sonnenaufgang ist das Wasser richtig ruhig. Das Kajak gleitet ganz ruhig über den Zeuthener See. Ein, zwei Stunden später sorgen die Motorboote für einen steten, leichten Wellengang. Aber jetzt, da stimmt der alte Satz: „Still ruht der See.“ Das Licht strahlt in warmen Farben am westlichen Ufer. Die Bootshäuser, Villen und Segelvereine strahlen eine friedliche Ruhe aus. Auf dem glatten See spiegeln sie sich, wie sonst nie. Nur jetzt steht das Licht so, dass dies möglich ist. Aber von Kilometer zu Kilometer Richtung Wildau wird das Wasser unruhiger. Die ersten Motorboote stören nicht nur die plane Wasseroberfläche, sondern auch die Ruhe.

Mehrforte begeistert in Eichwalde

Mehrforte singt in der evangelischen Kirche Eichwalde

Bild 1 von 6

Mehrforte beim Rosenfest-Konzert

Wenn „Engel“ von Rammstein in der evangelischen Kirche Eichwalde als mehrstimmiger Choral erklingt, dann singt Mehrforte. Wie jedes Jahr beim Rosenfest stimmt der Chor um Thomas Merfort Songs von Coldplay, Queen, Otis Redding und vielen anderen an. Und wie jedes Jahr ist die Kirche voll.

Es ist wirklich enorm, welchen Klang die Sängerinnen und Sänger erzeugen. Einmal pro Woche proben sie nur. Aber die Mischung aus Freude am Singen, Musikalität und guter Chorleitung ist der Garant für ein gutes Konzert. Das für das Publikum nicht nur aus Zuhören, sondern auch aus Mitsingen besteht. Denn Thomas Merfort lässt den ersten Kanon schon anstimmen, bevor sich der Chor vor dem Altar aufgestellt hat. Da bleibt einem – auch wenn man nicht singen kann – nicht anderes übrig, als einzustimmen. Und die Begeisterung von Mehrforte zu teilen. 

Wenn Respekt kein Wert der Schulleitung ist

Abizeugnis mit Rose beim Abiball im Maritim
Abizeugnis mit Rose beim Abiball im Maritim

Noch ist der offizielle Teil nicht vorbei. Aber die Direktorin macht sich schon auf den Heimweg. Im noblen Berliner Hotel „Maritim pro Arte“ feiert das Humboldt-Gymnasium Eichwalde die Ausgabe der Abiturzeugnisse. Ein großer, festlicher Rahmen, wie ihn sich die Schulleitung im Vorfeld mehrfach wünschte. Zu melancholischer Klaviermusik vom Band, die eher an eine Trauerfeier als an ein freudiges Fest erinnert, wurden Zeugnisse überreicht. Und Rosen, deren Dekoration teurer war als die Blumen selbst. Schüler der 11. Klassen trugen Gedichte u.a. von Schiller vor, weil sie dafür noch eine Note kurz vor Notenschluss bekommen. Und andere Schüler singen oder musizieren auf der Bühne, in der die Abiturienten aufgereiht sitzen. Die Eltern, Großeltern und Freunde, die sie begleiten, sitzen weiter hinten um große Tische gruppiert und hoffen, etwas erkennen zu können.

Die Direktorin hat eine Rede gehalten, in der sie sich bei den Schülern bedankt und bei den Eltern und natürlich bei den Lehrern. Sie referiert, dass 25 Prozent der Abiturienten einen Einser-Schnitt haben und einige einen Dreier. Sie zitiert wahllos die Humboldts, nach denen die Schule benannt wurde. Da kommen auch schon mal zwei Zitate ohne eigene Text-Verbindung hintereinander. Vor allem aber wird die Reife der Schüler betont. Und die Werte, die vermittelt wurden. Allerdings immer nur als abstraktes Wort. „Werte“ wird nicht inhaltlich aufgeladen. Außer dem Verweis auf Fleiß und Lernen fällt ihr nichts ein. Respekt zum Beispiel taucht nicht auf. Oder Verständnis, Verstehen oder Begreifen. Auch diese Begriffe spielen bei der Reife, wie sie die Schulleiterin versteht keine Rolle.

Dass das seine Berechtigung hat, wird klar, als die Abiturienten noch mit ihrem Teil des Programms beschäftigt sind. Als nach der aufgesetzten Feierlichkeit und einem guten Buffet die Kreativität und der Witz des Abijahrgangs 2014 aufblitzen. Als Schüler mit Humor geehrt und sich von Lehrern mit Charme verabschiedet wird. Denn da macht sich die Rektorin schon auf den Heimweg. Sie schleicht sich aus dem Saal. Wahrscheinlich glaubt sie, genug Fleiß in diesen Abend investiert zu haben. Da erübrigt sich für sie dann wohl der Respekt vor den Abiturienten, von denen sie sich in ihrer tragenden Rede mit den Worten verabschiedete: „Viel Erfolg uns ein bisschen Glück.“

Das Ende eines Schulexperiments – Unser erstes Abitur

Das erste Schulexperiment ist abgeschlossen. Der Älteste hat heute seine Abiturnote bekommen. Nach zwölf Jahren Schule hat er die Hochschulreife. Das ist auf jeden Fall ein Grund zur Freude und zum Feiern.

Auch wenn sich nach wie vor die Frage stellt, warum junge Menschen schon mit 17 Abitur machen müssen? Auch wenn wir uns fragen, was die Verkürzung von 13 auf zwölf Jahre Schule gebracht hat? Schlauer ist er nicht. Er weiß bestimmt auch nicht mehr, als wenn er noch ein Jahr länger auf die Schule gegangen wäre. Und ob er reif genug für die Hochschulreife ist, wenn er sich selbst noch nicht einmal an der Uni einschreiben dürfte, ist ebenfalls mehr als fraglich.

Was also hat diese Schulreform tatsächlich gebracht? Der Sohn ist ein Jahr früher fertig. Er wird die Zeit, bis er 18 ist, sicherlich mit einer sinnvollen Beschäftigung überbrücken. Aber ist das der Sinn des Abiturs? Dass man noch ein wenig wartet, bis man selbst entscheiden kann und nicht in Begleitung der Eltern zur Immatrikulation und in die Sprechstunden der Professoren geht? Der Sohn hat mehr Stunden am Tag Unterricht gehabt, als wir damals. Das hat den Druck erhöht und Freiraum zur eigenen Entfaltung geraubt. Außerdem musste er deutlich mehr Stoff lernen. Auswendig lernen. Denn wie soll man auch sonst in weniger Zeit mehr Stoff unterbringen? Das geht nur durch das Abfragen von auswendig Gelerntem. Nicht mit Verstehen, Verständnis oder gar vertieftem Diskutieren. Mit echter Bildung hat das nichts zu tun. Wenn überhaupt, dann nur mit Wissens-Maximierungs-Lernen.

Das heißt nicht, dass der Abiturient jetzt nicht doch stolz sein kann. Er hat es geschafft, sich geschickt durch ein Schulsystem, ein zu Tode reformiertes Schulsystem zu lavieren und genau dafür seine Reife attestiert zu bekommen. Es gab Lehrer, die ihm geholfen haben, Lehrer, die ihn motiviert haben, Lehrer, die ihn ernst genommen haben. Aber es gab auch Lehrer, die Kinder und Jugendliche nicht mögen, Lehrer, die selbst nicht verstanden haben, was Bildung ist (und das an einem Humboldt-Gymnasium) und Lehrer, die vor allem über „Elite“ schwafelten, statt selbst ein guter, aufgeschlossener und den Schülern zugewandter Pädagoge zu sein. All das hat er überstanden. Und darauf kann er stolz sein.

Aber profitiert hat er davon nicht wirklich. Profitiert hat von all den Schulreformen nur einer – der Staat. Das Land Brandenburg hat durch den Wegfall der 13. Klasse im wahrsten Sinne des Wortes gespart. Lehrer hat es eingespart und so Geld gespart. Obwohl SPD und Linke seit Jahren vom Vorrang von Bild sprechen, sieht die Politik tatsächlich anders aus. Wenn Lehrer krank sind, gibt es keine ausreichende Reserve, um Unterrichtsausfall zu verhindern. Stattdessen „Stillarbeit“, die nicht als Ausfall in die Statistik einfließt. Jetzt, wo der Sohn das Abitur hat, werden in der ganzen Republik mit Anzeigen Lehrer geworben. Aber davon hat er nichts. Und ob seine Geschwister etwas davon haben, ist fraglich. Denn alle Bundesländer kämpfen um junge Lehrer. Ob Brandenburg mit seinem bildungspolitischen Sonderweg da mithalten kann? Hier ist das Kurssystem de facto abgeschafft worden. Echte Leistungskurse gibt es nicht mehr. Die Wahlfreiheit bei der Fächerwahl de facto auch. Auch diese Reform hat er überstanden. Zum Glück.

Das liegt vor allem an ihm selbst. Auch wenn das Schulsystem es immer wieder versucht hat, seine Neugier auf Neues konnte es ihm nicht austreiben. Seine Lust am Diskutieren – auch zum Erkenntisgewinn – ebenfalls nicht. Genau das feiern wir heute. Dass mit dem Abitur eine Schulzeit der verpassten -Bildungs-Möglichkeiten beendet wurde. Und dass er das alles unbeschadet und selbstbewußt überstanden hat.

Wählen macht glücklich

20140527-201048-72648591.jpg

Manche sind aufgeregt. Andere ganz souverän. Und die nächsten sind unsicher, wollen gern erklärt bekommen, wie das mit den drei Stimmen bei den Kommunalwahlen funktioniert. Die Wähler im Wahllokal II in Eichwalde sind ganz unterschiedlich. Sie kommen mit Kindern oder alleine. Sie begleiten ihre Eltern oder als Ehepaar sich selbst. Sie tragen kurze Hosen mit weißen Socken und Sandalen oder hohe Absätze zum engen Rock. Sie bilden tatsächlich die Vielfalt der Menschen des Ortes ab. Aber bei aller Verschiedenheit eint sie doch etwas: eine gewisse Ernsthaftigkeit.

Der Ratssaal der Gemeinde ist an diesem Sonntag zum Wahllokal umgestellt worden. Europawahlen, Kreistagswahlen und Gemeinderatswahlen finden statt. Das Wetter ist schön, im Laufe der Stunden wird es in ihm auch immer wärmer. Und die Wähler lassen sich Zeit. Sie lesen sich die Namen auf den Listen durch. Sie wollen von der Möglichkeit, unterschiedliche Kandidaten wählen zu können, Gebrauch machen. Wenn sie die Wahlkabine verlassen, sind die meisten noch immer etwas angespannt. Wenn sie die Stimmzettel, dann noch ein weiteres Mal gefaltet haben, damit sie durch den Schlitz der Wahlurne passen, entspannen sie sich etwas. Und wenn die Stimmzettel dann alle drei in die richtige Urne gesteckt wurden, dann macht sich ein Lächeln in ihren Gesichtern breit. Alle, wirklich alle Wähler dieses Wahllokals II lächeln nach der Stimmabgabe. Alle spüren offenbar vor der Stimmabgabe eine gewisse Ernsthaftigkeit, die sich mit der Stimmabgabe in Zufriedenheit auflöst. Oder sogar in so etwas wie Glück. Zumindest für einen Moment.

Warum wählst Du?

20140525-101857-37137634.jpg
„Was machst Du da?“
„Kreuze. Heue darf ich sieben machen.“
„Warum machst Du Kreuze?“
„Weil ich wähle.“
„Warum wählst Du?“
„Weil wir mitbestimmen dürfen.“
„Aber Du bestimmst doch immer alles.“
„Es geht nicht um zuhause. Es geht um die Gemeinde und um Europa.“
„Was ist Europa?“
„Das sind ganz viele Länder. Und die gehören alle zusammen. Und die Erwachsenen in den Ländern dürfen alle wählen, um zu bestimmen, was in Europa passieren soll.“
„Hm. Dann will ich auch bestimmen.“
(Dialog von Vater und dreijährigem Sohn im Wahllokal)