Proteo Laurenti ist inzwischen eine bekannte Krimi-Figur. Dank der Verkörperung durch Henry Hübchen in der ARD ist der Commisario aus Triest einen großen Publikum bekannt. Doch anders als im Fernsehen ist in den Büchern von Veit Heinichen die Stadt Triest der eigentliche Star. Und nicht der Polizist.
Schlagwort: Literatur
Grimmelshausens Gefährten sind immer auf Reisen
Eigentlich sind in diesem Buch zwei Reiseromane. Die „Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage“ und „Der seltsame Springinsfeld“ sind mit dem „Simplizissimus“ verbunden. Hans Jakob von Grimmelshausen hat sie nach dem Erfolg des Simplizissimus geschrieben, um die Geschichte weiterzudrehen. Dabei nutzte er Personen aus dem eigentlichen Buch.
Reiseromane sind die Bücher deshalb, weil die Lebenserzählungen der Courage und des Springinsfeld nicht aneinem Ort spielen. Vielmehr ziehen die Helden durch Europa, dem Dreißigjährigen Krieg nach. Der Leser kommt so an Orte in Deutschland, Böhmen, Italien, Griechenland, Russland der Türkei und vielen anderen Ländern. Die Courage folgt zunächst als Offiziersfrau, später als Hure und noch später als Zigeunerkönigin den Heeren und Schlachten.
Springinsfeld ist als Soldat Teil dieser Maschinerie. Die Courage schreibt eine fiktive Autobiografie, weil sie sich vom Simplizissimus in dessen Lebensbeschreibung verhöhnt fühlt. Es geht um ein Kind, das sie von ihm haben will oder auch nicht. Obwohl sich beide nur sehr kurz getroffen haben, schildert sie ihr Leben, um es diesem einen Mann heimzuzahlen. Und das, wo sie doch so viele Männer hatte. Männer, die sie verehrten, Männer, die sie benutzten und Männer, die sie bezahlten. Aber der eine Simplizissimus hat ihre Würde, die sie trotz ihrer entgegen gesetzten Karriere von der adligen Tochter sozial abwärts zur Zigeunerin führte, so sehr verletzt, dass sie diesen Umstand in die Welt hinausschreit.
Genau aus diesen Gegensätzen entsteht der Grimmelshausensche Witz in den Romanen. Die Courage hat übrigens so gut wie gar nichts mit der des Bert Brecht zu tun. Moral und Moralisieren sind ihre Kategorien nicht. Dafür die ständige Bewegung auf der Suche nach dem Wohlstand – und letztlich auch nach dem Glück. Sie ist immer auf Tour, kann nicht sesshaft werden. Und so nimmt sie den Leser mit auf ihre Lebensreise, die stets auch eine Reise durch die reale Welt ist. Ähnlich ist es beim Springinsfeld. Dem hat die Courage ihr Leben diktiert. Und der erzählt in dem Buch alles dem Simplizissimus in einer Straßburger Kneipe, wo er den alten Kameraden zufällig trifft. Sein Leben ist das eines typischen Landsknechts in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Da der Krieg nicht enden will, bietet er Ernährung für all jene, die lieber kämpfen, räubern und marodieren, als Äcker zu bestellen oder ein Handwerk auszuüben.
Die stete Bewegung, das stete Reisen hält ihn genauso wie die Courage davon ab, sein Glück festzuhalten, wenn sie es einmal gefunden haben. Aber diese Kategorie ist für diese Menschen nichts. Sie erdulden kein Schicksal, sondern leben eine Freiheit, die eben auch das Risiko in sich trägt, zu scheitern. Grimmelshausen schildert in den Büchern genau dies. Seine Bildungsromane sind kurzweilig und lehrreich. Denn die Courage ist zwar faszinierend, aber eben auch auf der schiefen Bahn nach unten. So viel Moral muss in den satirischen Schriften schon sein. Und Springinsfeld macht sich als Bettler sogar zum Gespött. Doch seine Würde behält er. Ja, er ist sogar glücklich und zufrieden. Schließlich hat er mehr von der Welt gesehen, als die meisten Zeitgenossen. Zwangsläufig fragt sich der Leser, ob sich Glück festhalten lässt oder ob es immer nur ein Momentum sein kann.
Egal, ob man in Bewegung oder fest verankert ist. Das Reisen bietet die Chance auf Veränderungen stärker als das Verharren. Aber ob das Treiben oder das feste Verzurren besser und richtiger ist, lässt Grimmelshausen für den Leser offen. Auch wenn die vordergründige Moral der Texte, etwas anderes suggeriert. Aber die Satire eröffnet neue Gedankenspiele. Reinhard Kaiser hat die beiden Romane wie schon den gesamten Simplizissimus ins Hochdeutsche übersetzt. Das war sehr mutig, denn auf den ersten Blick ist das Barockdeutsch noch immer gut verständlich. Doch Keiser eröffnet mit seinen Übersetzungen einem neuen Publikum die Chance, diese wunderbaren Simplizianischen Bücher kennenzulernen, die sich an das alte Deutsch nie getraut hätten. Da er sein Handwerk versteht, schafft er so wunderbare, gut verständliche und auch in der Übersetzung großartig abwechslungsreiche und unterhaltsame Texte. Egal ob man auf Reise ist, geht oder daheim beleibt, die Lebensbeschreibungen von Simplizissimus, Courage und Springinsfeld sind eine Entdeckung wert. Zumindest bei einer vergnüglichen Lesereise ins Innere der Texte und des Lesers selbst.
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Robert Seethaler erfindet einen bizarr-realen Bildungsroman
Diese Geschichte ist eigentlich ganz banal. Da wächst ein Bub in der Provinz auf, versucht sich und die Welt zu begreifen und scheitert an ihr. Bis er das Theater für sich entdeckt und mit ihm seine Rolle in der Welt.
Was sich wie eine knappe Inhaltsangabe von Goethes „Wilhelm Meister“ liest, fasst das neue Buch von Robert Seethaler zusammen. „Jetzt wirds ernst“ ist sein dritter Roman. Vor allem der Vorgänger „Die weiteren Aussichten“ war ein Erfolg. Genauso wie der darauf basierende Fernsehfilm „Die andere Frau“, für den Seethaler mit Dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.
Seethaler ist ein Meister lakonischer Sätze, die nicht sofort ihre Wirkung entfalten. Die Summe der simplen Beobachtungen erzeugen eine Stimmung, die jeder in seiner Pubertät erlebt hat. Denn davon handelt der Roman vor allem. Er schildert, wie aus einem Baby, das bei einer Sturzgeburt das Licht der Welt erblickte, ein Junge wird, der die Schule seltsam findet und in der Pubertät langsam zu sich selbst findet. Insofern ist der Vergleich zu Wilhelm Meister ein guter. Nur dass Seethalers Bildungsroman viel humorvoller und direkter ist.
Der Titel „Jetzt wird ernst“ beschreibt eigentlich das Ende des Buches. Bis dahin ist für den Jungen natürlich auch alles ernst. Der Tod der Mutter, die Mitarbeit im väterlichen Friseursalon, die erste unglückliche Liebe oder die Versagensangst vor dem ersten Auftritt auf der Theaterbühne. Doch richtig ernst wird es halt erst, wenn man erwachsen ist und sich der Welt richtig stellen kann.
Robert Seethaler gelingt es, alle seine Figuren mit echter Zuneigung zu schildern. Selbst unangenehme Personen wirken nicht abstoßend. Sie sind ein Teil des Lebens und schon deshalb auch gut. Seinen eigentlichen Helden, aus dessen Ich-Perspektive der Roman geschrieben ist, begleitet er mit Herzlichkeit und Frische. Angesichts der vielen Fettnäpfchen, die das langsame Erwachsenwerden so mit sich bringt, ist das gar nicht so einfach. Genau diese Spannung trägt den Roman und macht ihn zu einem großen Lesegenuss.
Robert Seethaler: Jetzt wird’s ernst. 303 Seiten, Kein & Aber, 19,90 Euro
Auf der Flucht vor dem Leben
Eine Mischung aus Tagebuch und Erinnerungen schreibt der Israeli Amir im Roman „Liebe und anderer Schlamassel“ von Ilan Heitner auf. Nach einem Wirtschaftsstudium macht er sich von Tel Aviv auf den Weg, um in New York ein Filmstudium anzuschließen. Dabei lernt er seine große Liebe Philly kennen. Doch die eigenartige Beziehungsunfähigkeit der beiden zerstört das Glück.
Ilan Heitner hat vieles aus seinem Leben in den Roman gepackt. Das Buch gleicht deshalb manchmal einer Therapiesitzung. Und doch liegt darin auch der Reiz. So bietet sich ein authentischer Blick auf die Gefühlslage der Israelis zwischen 30 und 40, die in Hedonismus, Sex und einem guten Trip die Erfahrungen aus der Armeezeit und die Bedrohung durch den Terror betäuben. Im Roman sind solche Momente nur am Rand Thema, aber sie wirken nach.
Das Dilemma zwischen den Ansprüchen an ein freies Leben und den Zwängen Israels lässt sich nur durch Flucht bewältigen. Für Amir ist auch die Beziehung zu Philly eine solche, die keine dauerhafte Perspektive bieten kann.
Heitners Roman ist sprachlich teilweise derb und so kompromisslos, wie die Sucht nach Sex, die Amir umtreibt. Kein Buch für nebenbei, aber lesenswert.
Ilan Heitner: „Liebe und anderer Schlamassel“, Kein & Aber, Zürich 2009, 288 S., 18,90 Euro
Frank Schulz wünscht sich „Mehr Liebe“
Mit der Liebe ist es ja so ein Ding. Fast jeder wünscht sie sich. Einfach, unkompliziert und wärmend soll sie sein. Doch genau das ist sie dann oft nicht. Frank Schulz hat in seinem neuen Buch 22 Erzählungen zum Thema Liebe veröffentlicht, die dieses Gefühl in all seinen Varianten von zärtlich und vergeblich bis brutal und gewaltig nachzeichnen.
Für Harry Rowohlt ist Frank Schulz einer der Großmeister deutscher Komik. Seine „Hagener Trilogie“ hat viele Leser gefunden, die sich von der sprachlichen Kraft und dem norddeutschen trockenen Humor begeistert zeigten. Sein letzter Roman, „Das Ouzo-Orakel“ brachte diese Könnerschaft zur Vollendung.
Mit „Mehr Liebe“ stellt Schulz nicht mehr sein bekanntes Personal aus „Kolks Bräute“ ins Zentrum der Erzählung, sondern tatsächlich dieses wunderbare Gefühl, das die Kraft hat, alle Menschen zu verändern. Deshalb schreibt er davon, wie die Eifersucht nagt, wie das Lächeln einer Bäckersfrau der Sonnenschein sein oder wie ein verräterischer Zettel eine lange Beziehung zerstören kann.
Frank Schulz nimmt seine Figuren dabei sehr ernst. Er will keine billigen Witze reißen, indem er seine Protagonisten auf klischeehafte Verhaltensweisen reduziert. Seinen Humor erzeugt er durch gut beobachtete Details, die den Riss zwischen Anspruch und Wirklichkeit sichtbar machen. Diese Details wirken zudem oft erst auf der nächsten Seite richtig. Und so sind die Erzählungen stets auch Entdeckungsreisen in die eigene Beobachtungsgabe.
Verblüffend exakt schafft es Schulz die Erfahrungen der Alltagskultur mit Popmusik oder Fußball auf dem Lande in seine Literatur einzubauen. Das Nennen eines Liedtitels genügt, um beim Leser das gewünschte Gefühl zu erzeugen. Auch deshalb ist Schulz tatsächlich ein Meister. Einer des Schreibens und einer des Humors. Denn ohne zu schmunzeln lässt sich die Liebe in all ihren Facetten dieses Buches gar nicht ertragen.
Frank Schulz: „Mehr Liebe – Heikle Geschichten“, Galiani Berlin 2010, 292 S., 19,95 Euro MOZ-Rezension…
Burroughs und Kerouc lassen Nilpferdekochen
Ein Debüt-Roman aus dem Nachlass ist eine seltsame Sache. Der Autor wird schon seine Gründe gehabt haben, dass das Buch nicht erschienen ist. Das gilt auch für die schon spektakulär zu nennende Veröffentlichung des ersten Buches von Jack Kerouac und William S. Burroughs.
„Und die Nilpferde kochten in ihren Becken“ ist nicht nur ein erstaunliches Debüt. Es ist vor allem ein Roman von zwei Autoren, die beide zu den wichtigsten der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts gehören. Zusammen mit Allen Ginsberg sind sie die Vertreter der Beatniks. Sie haben mit ihrem konsequenten Leben abseits des US-Mainstreams einer ganzen Generation gezeigt, dass Karriere, Wohlstand, Glaube und Familie nicht die Grundlagen für ein erfülltes Leben sein müssen.
Beide erzählen aus ihrer eigenen Perspektive von einem Ereignis, das sie selbst erlebt haben. Burroughs nennt sich Will Dennison, Kerouac wählt den Erzählernamen Mike Ryko. Durch die Doppelperspektive beleuchten sie die letzten Tage von Al. Der ist unsterblich in Philipp verliebt und nervt ihn damit. Philipp möchte sich Al entziehen, indem er sich mit Ryko als Matrose einschiffen will, um von New York nach Europa zu fliehen.
Die Leser lernen den Freundeskreis dieser Bohemians kennen, die in der Phase des späten Zweiten Weltkriegs zwischen Universität und Alkohol, zwischen Kunstprojekten und Drogen die Tage und Nächte zubringen. Ganz wichtig sind dabei die erstaunlich oberflächlichen Beziehungen zwischen schwulen Männern, aber auch die zwischen Männern und Frauen. Der Titel des Buches ist ein Zitat aus einem Zeitungstext, das die schwül-überhitzte Atmosphäre des Freundeskreises auf den Punkt bringt.
Burroughs und Kerouac schaffen es, durch ihre konsequent subjektive Perspektive dem Geschehen einen jeweils anderen Ton zu geben. Das geht bis hin zur Ermordung Als durch Philipp. Auch das ist tatsächlich passiert. Am 14. August 1944 er¬stach ein gewisser Lucien Carr einen David Kammerer. Und anschließend ging Lucien Carr zu den Freunden Burroughs und Kerouac, um Hilfe und Trost zu suchen.
Die beiden Autoren haben diese Geschichte zu einem Roman verarbeitet. Dabei bleiben sie nah am Geschehen. Dennoch verdichten sie die Atmosphäre zu einem erstaunlichen Stück Literatur.
Dass ihr Debüt erst jetzt erschienen ist, hat nicht mit minderer Qualität zu tun. Burroughs und Kerouac verzichteten zu ihren Lebzeiten auf die Veröffentlichung aus Rücksicht auf Lucien Carr alias Philipp. Denn der wurde nach einer Haftstrafe ein erfolgreicher Journalist. Doch zum Glück wurde das Manuskript nicht vernichtet, sondern 40 Jahre nach dem Tod Kerouacs und zwölf nach dem von Burroughs veröffentlicht.
William S. Burroughs / Jack Kerouac: „Und die Nilpferde kochten in ihren Becken“, Nagel & Kimche, Zürich 2010, 190 S., 17,90 Euro MOZ-Rezension…
Gehobener Klatsch
Der Zürcher Verlag Kein & Aber hat ein schönes Format entwickelt: Echte Taschenbücher, die an die Art der Moleskin-Notizbücher angelehnt sind. „Nach Frühstück bei Tiffany’s“ von Truman Capote ist jetzt ein Band mit gehobenem Klatsch von ihm erschienen. Die Mischung aus Reportagen und persönlichen Erinnerungen an Begegnungen mit Elisabeth Taylor, Marilyn Monroe, Marlon Brando und vielen anderen ist eine Fundgrube an geistreichen Porträts echter Stars.
Diese Momentaufnahmen zeigen die Leinwandgrößen als normale Menschen, die zwischen Ruhm und der Sehnsucht nach echten Freunden einfache Freuden suchen. Große Texte im kleinen Format.
Truman Capote: „Marilyn & Co – Begegnungen mit Marilyn Monroe, Marlon Brando, Elizabeth Taylor und vielen anderen“, Kein & Aber, Zürich 2009, 170 Seiten, 14 Euro
Ein Logistiker im Liebesrausch
Das Leben von Matthias Bleuel ist nicht gerade aufregend. Als sich ihm die Chance zum wenigstens kurzfristigen Ausbrechen aus dem Alltagstrott bietet, fürchtet er zunächst die Veränderung. Vielleicht ist das eine notwendige Eigenschaft, um als Logistiker bei einem Versandhaus in Baden-Württermberg zu arbeiten. Bleuels Bewegungsunfähigkeit wird erst erschüttert, als seine Ex sich wieder einmal über ihn beschwert.
Um vor ihr wegzulaufen, nimmt er das Angebot seines Chefs an, nach Sibirien zu reisen, um eine Auszeichnung für die aktivste Bestellagentur des Versandhauses im Ausland zu überreichen. Die Reise nach und in Sibirien verändert ihn vollständig. Aus dem biederen 40-Jähigen mit Bauchansatz wird ein verzauberter Liebender, der einer singenden, schorischen Schamanin verfällt und sich nicht mehr von Sibirien lösen kann.
Diese Handlung ist natürlich absurd. Michael Ebmeyer hält die Geschichte in einem Schwebezustand, der zwischen Ironie und romantischem Traum flirrt. So wird die Verwandlung des trockenen Logistikers in einen heißen, im Liebesrausch über sich hinauswachsenden Romantikers zu einem schönen Buch über die alles sprengende Kraft der Liebe. Wer beim Lesen träumen und lachen will, der ist bei Michael Ebmeyer richtig.
Michael Ebmeyer: „Der Neuling“, Verlag Kein & Aber, Zürich 2009, 19,90 Euro.
Orhan Pamuks Museum der Unschuld atmet Istanbul
Orhan Pamuk (56) hat seine vielen Preise zurecht. Ob Literaturnobelpreis oder Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Pamuk hat die Kraft Geschichten zu erzählen. In Das Museum der Unschuld geht es um Kemal, der sich in die blutjunge – noch dazu entfernt verwandte – Füsun verliebt. Aus der Affäre wird für Kemal eine Passion, die
ihn fast seine gesamte Existenz kostet. Während Füsun einen andern Mann heiratet, versucht Kemal alles zu sammeln, was irgendwie mit Füsun zu tun hat. Daraus entsteht sein Museum.
Pamuk beschreibt nicht nur die Istanbuler Gesellschaft wunderbar. Vor allem gelingt es ihm, die Leiden an dieser Liebe auf den Leser zu übertragen – selbst wenn der den Kopf schüttelt wegen allzu viel Liebe. Das ist großartig, aufwühlend, verstörend uns ein Denkmal für die Unbedingtheit der Liebe.
Orhan Pamuk: DAS MUSEUM DER UNSCHULD. HANSER , 19,95 EURO
Ingo Schulzes Adam und Evelyn ist ach aus Hörbuch fein
Die Flucht über Ungarn und die Ankunft in der Bundesrepublik stehen im Mittelpunkt des Buches „Adam und Evelyn“ von Ingo Schulze. Matthias Brandt hat den Roman für die große Hörfunkfassung gelesen.
Schulze erzählt eine neue Version der Geschichte von Adam und Eva. Die heißt hier Evelyn und verführt den Damenschneider Adam mit der Freiheit. Die Erkenntnis
der Vielfalt wirft den netten Menschen Adam aus der Bahn. Natürlich spielen die Verwirrungen der Liebe auch eine wichtige Rolle.
Ingo Schulze schafft es, ein präzises und packendes Zeitbild aus der Wendezeit zu zeichnen. Matthias Brandt liest das alles sehr exakt, nur bei den Frauenstimmen manchmal etwas zu affektiert.
Ingo Schulze: ADAM UND EVELYN. 7 CDS GELESEN VON MATTHIAS BRANDT. HÖRVERLAG, 30 EURO