Arbeit ganz transparent

Öffentlich-rechtliche Transparenz in Frankfurt (Oder)
Öffentlich-rechtliche Transparenz in Frankfurt (Oder)

Gegenüber liegt die Buchhandlung. Wenn der Blick vom Schreibtisch nach links schweift, dann lockt das gute, alte Papier. Nicht mehr als Zeitung, an der gearbeitet wird, sondern als Buch, das gelesen werden will. Doch der Kasten mit dem Mikrophon und dem wunderbar glatt geschliffenem Holz erinnert sofort daran, dass es jetzt um Radio und Fernsehen geht.

Da, wo andere einkaufen, sitzt der rbb in Frankfurt (Oder). Und weil all diejenigen, die im Oderturm ihr Geld im Schnäppchenkaufhaus lassen auch Gebührenzahler sind, können sie die Arbeit an ihrem Programm sehen. Ihre Blicke schweifen in Studios, in einen Großraum und in mein Aquarium. Das ist ein ganz neues Arbeitsgefühl. Genau beschreiben kann ich es noch nicht. Denn der Austausch mit den Kollegen, das Diskutieren der Themen und das Kennenlernen aller dazugehörigen Prozesse zieht alle Aufmerksamkeit so sehr auf sich, dass für die Blicke nach innen und den eigenen nach außen keine Zeit bleibt.

Auf der IFA boomt die Kreativität rund um unsere Ablenkung

Neue Trends in der Unterhaltungselektronik präsentiert die Internationale Funkausstellung ab morgen. Dieser Satz passte auch zu jeder IFA der Vergangenheit. Umso erstaunlicher ist es, dass er jedes Mal aufs Neue stimmt. Der Erfindungsreichtum rund um den Spiel- und Ablenkungstrieb des Menschen ist grenzenlos.

Das gilt zum Beispiel für den guten alten Fernseher. Vor wenigen Jahren wurde er noch zu Grabe getragen, weil ihn der Computer angeblich ersetzen sollte. Doch dank Flachbildschirmen und der Verbindung mit Spielkonsolen wie Wii oder Playstation hat er seinen festen Platz in den meisten Wohnzimmern behauptet.Ja, oftmals ist er dank dieser Präsenz als visuelle Spielstatt gar nicht mehr wegzudenken. Er hat nur die Funktion geändert.

Neue Akteure wie die Telekom mit ihrem TV-Angebot via Internet festigen seine Rolle zudem. Jetzt nimmt auch Apple den Fernseher ins Visier, weil sich rund um ihn viel Geld verdienen lässt. Denn die Nutzer sind es gewohnt, für DVDs Geld auszugeben. Genauso wie beim Produkt „Entertain“ der Telekom will Apple nun an die Umsätze der Videotheken. Das wird auch funktionieren, weil es vor allem in den Ballungszentren eine Netzinfrastruktur gibt, die so große Datenmengen wie bei Filmen problemlos – das heißt in diesem Fall ruckelfrei – übertragen kann. Der Erfolg der Pay-TV-Programme zeigt zudem, dass die Anzahl derer, die regelmäßig im Abonnement Geld fürs Fernsehen ausgeben, stetig wächst.

Der zweite große Trend rund um den Fernseher ist 3D. Die Kreativität der Entwickler scheint grenzenlos zu sein. Nachdem sich heute kaum noch jemand ein Fußballspiel ohne HD-Qualität anschauen mag, wird jetzt an der nächsten Verbesserung des Seh-Erlebnisses gearbeitet. Dabei machen sich die Kreativen das natürliche Bedürfnis der Menschen zu nutze, abgelenkt werden zu wollen.

Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Die Aussteller auf der IFA gehen wohl zurecht davon aus, dass wir Menschen selbst in Krisenzeit bereit sind, für Unterhaltung Geld auszugeben. Vielleicht sogar gerade wegen der Krisen. Lieber wird am Essen gespart. Oder an Kleidung. Aber sicher nicht an der liebgewordenen Unterhaltung auf der Glotze.

MOZ-Kommentar…

Mit Espresso schmeckt der neue Veit Heinichen noch besser

Veit Heinichen: Eine Frage des Geschmacks
Veit Heinichen: Eine Frage des Geschmacks

Proteo Laurenti ist inzwischen eine bekannte Krimi-Figur. Dank der Verkörperung durch Henry Hübchen in der ARD ist der Commisario aus Triest einen großen Publikum bekannt. Doch anders als im Fernsehen ist in den Büchern von Veit Heinichen die Stadt Triest der eigentliche Star. Und nicht der Polizist.

Deutschlands beste TV-Satire kribbelt wie ein Kir Royal

Mensch, waren das Zeiten: In den 80ern war der Westen noch richtig reich, konzentrierte sich auf seine Nabelschau und aufs Vergnügen. Kir Royal war die sechsteilige TV-Serie, die dieses Lebensgefühl am schärfsten porträtierte. Zum 20. Jubiläum der Erstausstrahlung ist sie jetzt auf DVD erschienen.

Das Leben und Treiben des Baby Schimmerlos – des Münchner Klatschreporters – bildet den Mittelpunkt dieser wunderbaren Satire. Franz Xaver Kroetz spielt den Sunnyboy, der von den Schönen und Reichen, den Promis und all denen, die auch gerne auf der Sonnenseite des Lebens sein wollen, instrumentalisiert wird. Dieter Hildebrand ist sein Fotograf. Sein beliebtestes Motiv lässt sich nur durchs Schlüsselloch ablichten.

Zusammen mit Senta Berger als Schimmerlos’ Lebensgefährtin sind sie der Kern, um den
die sechs Folgen angelegt sind. Es ist schon erstaunlich, dass selbst 20 Jahre später alles noch richtig sehenswert ist. Der Genuss am Schauen wird nicht durch den Abstand gemindert. Im Gegenteil. Die Begegnung mit dem Staraufgebot, das die Figuren von Helmut Dietl und Patrick Süßkind (Das Parfüm) spielt, ist außerdem ein Knüller: Mario Adorf, Diether Krebs, Konstantin Wecker, Dirk Bach, Edgar Selge, Eckart Witzigmann,
Horst Tomayer, Marianne Hoppe und viele, viele andere sindauf der DVD-Sammlung.