Frank Schulz wünscht sich „Mehr Liebe“

Mit der Liebe ist es ja so ein Ding. Fast jeder wünscht sie sich. Einfach, unkompliziert und wärmend soll sie sein. Doch genau das ist sie dann oft nicht. Frank Schulz hat in seinem neuen Buch 22 Erzählungen zum Thema Liebe veröffentlicht, die dieses Gefühl in all seinen Varianten von zärtlich und vergeblich bis brutal und gewaltig nachzeichnen.

Für Harry Rowohlt ist Frank Schulz einer der Großmeister deutscher Komik. Seine „Hagener Trilogie“ hat viele Leser gefunden, die sich von der sprachlichen Kraft und dem norddeutschen trockenen Humor begeistert zeigten. Sein letzter Roman, „Das Ouzo-Orakel“ brachte diese Könnerschaft zur Vollendung.

Mit „Mehr Liebe“ stellt Schulz nicht mehr sein bekanntes Personal aus „Kolks Bräute“ ins Zentrum der Erzählung, sondern tatsächlich dieses wunderbare Gefühl, das die Kraft hat, alle Menschen zu verändern. Deshalb schreibt er davon, wie die Eifersucht nagt, wie das Lächeln einer Bäckersfrau der Sonnenschein sein oder wie ein verräterischer Zettel eine lange Beziehung zerstören kann.

Frank Schulz nimmt seine Figuren dabei sehr ernst. Er will keine billigen Witze reißen, indem er seine Protagonisten auf klischeehafte Verhaltensweisen reduziert. Seinen Humor erzeugt er durch gut beobachtete Details, die den Riss zwischen Anspruch und Wirklichkeit sichtbar machen. Diese Details wirken zudem oft erst auf der nächsten Seite richtig. Und so sind die Erzählungen stets auch Entdeckungsreisen in die eigene Beobachtungsgabe.

Verblüffend exakt schafft es Schulz die Erfahrungen der Alltagskultur mit Popmusik oder Fußball auf dem Lande in seine Literatur einzubauen. Das Nennen eines Liedtitels genügt, um beim Leser das gewünschte Gefühl zu erzeugen. Auch deshalb ist Schulz tatsächlich ein Meister. Einer des Schreibens und einer des Humors. Denn ohne zu schmunzeln lässt sich die Liebe in all ihren Facetten dieses Buches gar nicht ertragen.

Frank Schulz: „Mehr Liebe – Heikle Geschichten“, Galiani Berlin 2010, 292 S., 
19,95 Euro MOZ-Rezension…

Frank Schulz trinkt Null Komma Null Ouzo

Frank Schulz: Das Ouzo Orakel
Frank Schulz: Das Ouzo Orakel

„Ouzo Orakel“ heißt die Vollendung der Trilogie um den Norddeutschen Kolk. Das dicke Buch spielt in Griechenland zwischen selbst gewählter Einsiedelei und rauschhaftem
Urlaub. 20cent sprach mit Frank Schulz (49), dem Autor des extrem komischen Romans.

Wie viel Ouzo wurde beim Schreiben des Buches geschluckt?

Null Komma Null.

Haben Sie selbst in Griechenland gelebt?

Nein. Ich würde das gerne tun. Aber das muss bezahlt werden.

Vielleicht finanziert es ja der Roman?

Das wäre schön. Aber dann müsste er noch sehr oft gekauft werden.

Aber Sie haben vor Ort recherchiert?

Ja. Ich fahre seit 1987 in diesen Ort zum Urlaub. Und ich war letztes Jahr fünf Wochen extra für dieses Buch dort.

Dann gibt es Figuren wie den unvermeidlichen Sven?

Den gibt es nicht. Zumindest nicht als eine Person. Er setzt sich eher aus mehreren zusammen. Ich war vornehmlich wegen der Landschaftsbeschreibungen vor Ort.

Es hat relativ lange gedauert, bis die Trilogie abgeschlossen wurde.

An diesem letzten Band habe ich fünf Jahre gearbeitet. 800 Seiten müssen erst einmal geschrieben werden.

Gibt es für Sie literarische Vorbilder?

Es gibt natürlich bevorzugte Autoren.

Zum Beispiel Eckhard Henscheid?

Aber ganz sicher. Vor allem sein Roman „Geht in Ordnung. Sowieso. Genau.“ Ausgesprochene Vorbilder aber habe ich nicht.

In ihren Büchern schildern Sie Menschen, die sich in Nichtstun und Nutzlosigkeit ergehen. Das machen Sie aber mit einer stilistisch extrem ausgefeilten Sprache. Aus dieser Spannung entsteht der Witz. Ist die Arbeit daran für Sie auch lustig?

Zu 95 Prozent ist das harte Knochenarbeit. Habe ich einen witzigen Einfall, lache ich auch schon mal, wenn ich ihn notiere. Aber bis der eingebaut ist, ist der Witz für mich schon alt. Deshalb hält sich Amüsement an der eigentlichen Schreibarbeit sehr in Grenzen.

Haben Sie jemanden in Ihrem Umfeld, der überprüft, ob Ihre Einfälle lustig sind?

Eine Gag-Kontrolle? Nein. Das muss ich auf meine eigene Kappe nehmen.

Ist mit dem Ouzo-Orakel mit den Figuren Schluss? Oder leben sie noch einmal auf. Sie kommen ja auch noch ins Rentenalter.

Die Trilogie ist komplett. Momentan habe ich auch keine Lust mehr, mich mit Bodo Morten zu beschäftigen. Aber vielleicht taucht die eine oder andere Figur ja noch einmal in einer Erzählung auf.

FRANK SCHULZ. DAS OUZO-ORAKEL. EICHBORN. 24,90 EURO.