Eveline Hasler erinnert an den großen Fluchthelfer Varian Fry

Eveline Hasler: Mit dem letzten Schiff
Eveline Hasler: Mit dem letzten Schiff

Varian Fry war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. In Zeit größter Not setzte er sich großer Gefahr aus, um Menschen zu retten. Schriftsteller, Maler, Wissenschaftler, die vor den Nazis nach Frankreich geflohen waren und 1940/41 versuchten über Marseille den Sprung ins sichere Amerika zu schaffen. Varian Fry kam ist nach Marseille gekommen und hat mit legalen Mitteln Visa für die USA beschafft- und mit illegalen Mitteln Pässe und Ausreisegenehmigungen für seine Schützlinge. Zu ihnen gehörten Heinrich Mann, Franz Werfel, Lion Feuchtwanger, Hannah Arendt, Walter Mehring oder Max Ernst. Am Ende waren es mehr als 2000 Menschen.

Diesem Varian Fry, amerikanischer Journalist und später auch Lehrer, setzt die Schweizerin Eveline Hasler mit ihren neuen Roman „Mit dem letzten Schiff – Der gefährliche Auftrag von Varian Fry“ ein kleines Denkmal. Das ist richtig und gut, auch wenn sich Hasler nicht ganz entscheiden kann, ob sie einen Roman oder doch eher eine biographische Skizze schreiben will. Der Verlag Nagel & Kimche nennt dies dokumentarischen Roman. Das stimmt insofern, als dass sie sich aus der Fülle des vorhandenen Materials über das Emergency Rescue Committee bedient, um ein sehr glaubwürdiges Buch zu schreiben. Aber der Roman kommt dabei dann doch etwas kurz.

Das ist aber nicht unbedingt schlimm. Vor allem für all jene, die noch nichts über Varian Fry oder gar dessen autobiografischen Bericht „Auslieferung auf Verlangen“ gelesen haben. Für sie ist Haslers Buch ein packender Text über Mut, Verzweiflung, Grausamkeit und die Kraft der Hoffnung und der rettenden Tat in einer eigentlich ausweglosen Situation. Ihnen öffnet sie einen neuen Blick auf den menschenverachtenden Irrsinn des Nationalsozialismus und die Kollaboration französischer Behörden, die in ihren Lagern die Deportation derer vorbereiteten und organisierten, denen es gelungen war, zwischen 1933 und 1940 Deutschland in Richtung Freiheit in Frankreich zu verlassen.

Aber für all jene, denen all dies bekannt ist, denen die Schicksale Varian Frys und seiner Schützlinge bekannt sind, erzählt sie nichts Neues. Und da, wo die Form des Romans die Kraft hätte, auszuschmücken, sich in das Denken und Fühlen der Betroffenen zu versetzen, also mit Phantasie und literarischer Kraft etwas Neues zu Formen, da bleibt Eveline Hasler seltsam bedeckt. Anders als Sabine Friedrich in ihrem großen Roman über den deutschen Widerstand – „Wer wir sind“. Das ist schade. Aber angesichts des wichtigen und an sich schon sehr dramatischen Stoffes, nicht so schlimm, dass es Leser vom Griff nach diesem Roman abhalten sollte.

Eveline Hasler: Mit dem letzten Schiff – Der gefährliche Auftrag von Varian Fry. Nagel & Kimche

Antenne Stammtisch zur Zukunft der Feuerwehr in Bad Feienwalde

2. Antenne Stammtisch in Bad Feienwalde. Foto: Thomas Vogel
2. Antenne Stammtisch in Bad Feienwalde. Foto: Thomas Vogel

Die Zahl ist dramatisch. Schon 2020 wird es nur noch 35.000 aktive Feuerwehrleute in Brandenburg geben. Derzeit sind es 46.000. Das sagte am 6. März 2013 Manfred Gerdes, der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes beim 2. Antenne Stammtisch in Bad Freienwalde.

„Wer komm, wenn’s brennt?“ fragten Antenne Moderatorin Marina Ringel und Andreas Oppermann, der Redaktionsleiter des rbb-Studios Frankfurt (Oder). Im gut besetzten Saal der Freiwilligen Feuerwehr Bad Freienwalde waren sich die anwesenden Wehrmänner und –frauen einig, dass sie kommen. Aber sie stellten die Frage nach der Qualität der Ausrüstung und der Anzahl der Aktiven und deren Überlastung. Für Norbert Zoschke, den Landesbranddirektor und Leiter der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz in Eisenhüttenstadt, wäre schon viel erreicht, wenn die 6000 Fehlalarme im Jahr reduziert würden. Und wenn sich die Feuerwehren auf ihre Aufgaben Rettung und Feuerbekämpfung beschränken könnten.

Ein Beispiel dafür ist die Beseitigung von Ölspuren. Dies müssen regelmäßig die Feuerwehren erledigen, obwohl dafür eigentlich bei Bundesstraßen die jeweiligen Straßenmeistereien oder bei Kreisstraßen die Landkreise verantwortlich sind. Darauf wies Herbert Trimbach, der Abteilungsleiter Brand- und Katastrophenschutz im Potsdamer Innenministerium, hin.

Neben der technischen Ausstattung der Feuerwehren, deren Verbesserung aus dem Publikum immer wieder gefordert wurde, plagen die Wehren ganz praktische Probleme. So fehlen Zuschüsse für LKW-Führerscheine. Machten früher viele Wehrmänner ihren LKW-Führerschein während des Wehrdienstes, so fällt dies heute weg. Dieter Dombrowski, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag und Löschmeister in der Gemeinde Milower Land, und Herbert Trimbach sagten zu, sich dieses Problems anzunehmen.

Für Gernot Schmidt, den Landrat von Märkisch Oderland, wird ein weiteres Problem immer drängender. Während früher die Bundeswehr, das THW oder – vor der Polizeireform – auch die Polizei bei Katastrophen wie Oderfluten hilfreich zur Seite standen, bleiben diese Aufgaben fast ausschließlich bei den Feuerwehren hängen. Eine Verbesserung der Lage kann er sich zudem nicht vorstellen. Deshalb gelte: „Da wo aktive Leute sind, die sich engagieren, passiert auch was. Das Wichtigste ist, dass die Kameraden auch mal gewürdigt werden.“

Helmut Otto, der Leiter des Amtes für Katastrophenschutz Frankfurt (Oder) und Chef der Berufsfeuerwehr Frankfurt (Oder) sieht das ähnlich. Dennoch sieht er Möglichkeiten, für die Feuerwehr politisch etwas zu bewegen. Er forderte die politisch Verantwortlichen auf, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Feuerwehren zu verbessern. Zum Beispiel dadurch, dass die Feuerwehrabgabe, die von der Versicherungswirtschaft erhoben wird, komplett für die Belange der Feuerwehr einzusetzen. In Brandenburg geht es dabei jährlich um knapp 10 Millionen Euro.

Den derzeit in vielen Kommunen und Kreisen diskutierten Ansatz Stützpunktwehren einzurichten, befürworteten alle Anwesenden. Für die momentane Situation sie dies der richtige Weg. Aber ob Stützpunktwehren in fünf oder zehn Jahren noch sinnvoll seien, wisse niemand, so Norbert Zoschke. Für die Zukunft kann er sich vorstellen, dass die derzeit 103 Stützpunktwehren mit hauptamtlichen Mitarbeitern verstärkt werden. In Eichwerder, das zu Wriezen gehört, gibt es schon heute tagsüber keinen Brandschutz mehr. Denn da arbeiten die neun Aktiven. Als Pendler sind sie nur abends, nachts und an den Wochenenden einsatzbereit, erklärte Norbert Thunack, Chef der Ortsfeuerwehr Eichwerder.

Ganz konkret ist die starke Belastung der Feuerwehr gerade in Bad Freienwalde zu spüren. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch musste sie dreimal ausrücken, weil offenbar der noch immer nicht gefasste Feuerteufel wieder Müllcontainer in Brand gesteckt hatte. Zwar ist die Alterstruktur der Aktiven in Bad Freienwalde sehr günstig, aber sie gerät bei deutlich mehr als 100 Einsätzen im Jahr dennoch an die Grenzen dessen, was eine Freiwillige Feuerwehr leisten kann.

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Johannes-Passion im Berliner Dom

Johannes-Passion im Berliner Dom. Foto: Dirk Mathesius
Johannes-Passion im Berliner Dom. Foto: Dirk Mathesius

Da ist dieser Berliner Dom. Er ist riesig. Er ist vor etwas mehr als 100 Jahren schon genauso historisierend erbaut worden, wie es jetzt das neue, alte Stadtschloss auf der Straßenseite gegenüber werden wird. Und er ist gewaltig. Genauso wie die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Und wie die Bilder, die Christoph Hagel (Musikalische Leitung und Inszenierung) und Martin Buczko (Choreographie) mit ihren Tänzern vor dem Altar schaffen.

Die Musik und der Text allein würden schon lange nachhallen. Auch wenn der große Dom viel Akustik schluckt. Selbst die richtig lauten Passagen wirken etwas verhalten, obwohl die Solisten, die Berliner Symphoniker und der Berliner Symphoniechor ihr bestes geben – und wirklich gut sind. Aber der Tanz, die Bilder, die sich im Altarraum aufbauen, verändern und bei der Kreuzigung auch erstarren, kompensieren das. Die gut eineinhalb Stunden verdichten sich in Bildern und Klängen, die nachwirken.

Und das liegt auch an der Kulisse. Denn der Gedanke, dass dieser Dom von jenem Kaiser Wilhelm II. gebaut und als Kirche genutzt wurde, der neun Jahre nach der Einweihung den 1. Weltkrieg mitverschuldete und somit mehreren Millionen Menschen den Tod brachte, gibt den Bildern vom Leiden und Tod Jesu Christi eine ganz besondere Bedeutung.