Rotfront feiert in der Geburtstags-Sauna

Rotfront im Café Burger
Rotfront im Café Burger

Das Café Burger dampft. Es bebt. Es dröhnt. Und das alles rhythmisch voller Energie. Zehn Jahre feiert Rotfront im Stammlokal. Drei Nächte, drei Konzerte und jedesmal nur 200 bis 300 Fans, weil mehr beim besten Willen nicht in die Kneipe passen. Die sind aber mehr als genug. Nach dem Konzert ist jeder verschwitzt, egal ob er sich bewegt hat oder nicht. Wie in der Sauna rinnt der eigene und der Fremdschweiß. Denn Yuriy Gurzhy und seine sieben bis zehn Helfer an den Instrumentebn und Mikrophonen heizen in dieser Winternacht richtig ein. Das abgegriffene Sprachbild trifft es in diesen kalten Winternächten ganz genau.

Rotfront mit der Mischung aus Raggae, Klezmer, HipHop, Ska und Balkan Brass macht die schönste und kraftvollste Berliner Heimatmusik. Weil sie so international ist, weil sie die Stadt feiert und weil sie das mit einer Leidenschaft und Spielfreude macht, die ohne jede Aggression auskommt. Danke Rotfront für dieses Konzert. Danke das feine, das ich schon vor einigen Jahren im Café Burger erleben durfte. Und danke für alle weiteren!

 

Ein Geburtstag ohne den Jubiliar

Er hat so gern gefeiert. Heute ist es das erste Mal, dass er seinen Geburtstag nicht mehr feiern kann.

Er wollte immer möglichst die ganze Familie um sich haben. Heute fehlt gerade er.

Er lachte am lautesten. Heute ist es ganz still. Und dennoch ist er da. In mir, in allen, die ihm wichtig waren. Da innen drin höre ich ihn, sehe ich ihn und spüre ich ihn. Genau deshalb fehlt er hier in diesem Leben. An einem Tag wie heute, an seinem Geburtstag, noch viel mehr als sonst.

Letzte Worte an meinen Vater

Bauchtanz beim Griechen

Das frische Brot gibt bei leichtem Druck wunderbar nach. Wenn es durch das Taramas gezogen wird, zieht es die feine, rosa Paste richtig ein. Auf der Zunge zergehen beide. Beim Stamm-Griechen schmeckt es einfach am besten.

Dann ertönt türkische Musik. Beim Griechen! Und eine Maja sagt, dass sie aus dem Orient kommt. Und für die große Geburtstagsversammlung den Bauch tanzen lassen werde. Die Musik wird lauter, aus der klassischen Bauchtanzmusik wird türkischer Elektropop. Maja begeistert die Festgesellschaft. Der Jubilar – vielleicht seit heute 60 Jahre alt – trägt eine Art roten Turban. Die aktivsten Feierfrauen assistieren Maja auf Stühlen. Bäuche schwingen, Pölsterchen vibrieren, Schwarten schwanken. Der rote Turban führt eine Polonaise an. Und zwar zu einem Sirtaki. Natürlich in einer Technoversion. Das Geburtstagsfest dampft. Und stampft. Und ist glücklich.

Das Essen schmeckt dennoch. Selbst der bizarre Rahmen kann den Genuss nicht ruinieren. Nur eine Erkenntnis wächst langsam in mir. Wenn es so ist, alt zu werden, dann habe ich seit dem Bauchtanz beim Griechen das erste Mal Angst davor.

Heimat (13) – Geburtstage bei Freunden im Heimatort

Eine Einladung, die sofort Freude auslöst: ein runder Geburtstag im Heimatstädtchen. Länger als ein Jahr hat man sich nicht mehr gesehen und dennoch wird an einen gedacht. Wenn das funktioniert, nennt man es wohl Freundschaft.

Das Fest ist schön. Etliche Gesichter sind gealtert. Aber das gilt umgekehrt ja auch, wenn es fünf, zehn oder gar 15 Jahre her ist, dass die letzten Worte gewechselt wurden. Und dennoch ist alles so vertraut. Ganz uneitel wird sich unterhalten. Kurz wird das Wesentliche der veränderten Lebensumstände ausgetauscht und schon werden Gespräche dort fortgesetzt, wo sie vor Jahren endeten.

Zumindest stellt sich ein solches Gefühl ein. Das ist von tiefem Vertrauen und wohliger Wärme geprägt. Und auf jeden Fall von Heimkehr.

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“