Bauchtanz beim Griechen

Das frische Brot gibt bei leichtem Druck wunderbar nach. Wenn es durch das Taramas gezogen wird, zieht es die feine, rosa Paste richtig ein. Auf der Zunge zergehen beide. Beim Stamm-Griechen schmeckt es einfach am besten.

Dann ertönt türkische Musik. Beim Griechen! Und eine Maja sagt, dass sie aus dem Orient kommt. Und für die große Geburtstagsversammlung den Bauch tanzen lassen werde. Die Musik wird lauter, aus der klassischen Bauchtanzmusik wird türkischer Elektropop. Maja begeistert die Festgesellschaft. Der Jubilar – vielleicht seit heute 60 Jahre alt – trägt eine Art roten Turban. Die aktivsten Feierfrauen assistieren Maja auf Stühlen. Bäuche schwingen, Pölsterchen vibrieren, Schwarten schwanken. Der rote Turban führt eine Polonaise an. Und zwar zu einem Sirtaki. Natürlich in einer Technoversion. Das Geburtstagsfest dampft. Und stampft. Und ist glücklich.

Das Essen schmeckt dennoch. Selbst der bizarre Rahmen kann den Genuss nicht ruinieren. Nur eine Erkenntnis wächst langsam in mir. Wenn es so ist, alt zu werden, dann habe ich seit dem Bauchtanz beim Griechen das erste Mal Angst davor.

Das Pop-Requiem des Ex-Punks Rocko Schamoni

Ein Mann wird alt. Und wir dürfen dabei sein! In unsere Gehörgänge rotzt er seinen Zorn über die Jugend, zu der er doch selber einst gehörte. Rocko Schamoni (40) hat ein Alter erreicht, in dem Auf-Jung-Machen nur noch peinlich ist.

Dessen ist sich der einstige Dorfpunk (so der Titel seines Romandebüts vor zwei Jahren) bewusst. Und deshalb blöckt er jetzt: „Ihr seid Jugendliche / Ihr seid fertig drauf / Ihr seid stolz und hässlich“ und weiter „Ihr seid dumm und glatt / Ihr seid reich und sportlich / Ihr
tragt Army-Klamotten“. Dieser Jugend könne man das Schicksal der Welt nicht anvertrauen!

Rockos Blick ist unerbittlich. Natürlich spielt er in diesem Song wie in den anderen mit der Erwartungshaltung und den Klischees vom Alt-Werden und Jung-Sein. Das macht er auf seine einmalige Art. In Deutschland gibt es keinen vergleichbaren Ex-Punk, der mit den Mitteln der Popmusik seine Wahrheiten so unters Volk bringt.

Seine Botschaften dieser letzten CD, die seit gestern in den Regalen steht, erinnern an die Tiger Lillies. Seine Musik und seine Stimme sind allerdings gegenwärtiger. Seine Präsenz schreit danach, sich nicht aufs Altenteil zurückzuziehen. Es wäre zu schade, wenn er verstummt.