Blasmusik der Fanfare Ciocarlia feiert das Leben

Eine rumänische Zuhörerin tanzt für Fanfare Ciocarlia und das Publikum im Lido

Es sind nur zwei Takte und schon bewegt sich das ganze Lido. Das gute Dutzend der Fanfare Ciocarlia bläst in die Instrumente, die Kraft der ihrer Lungen erfüllt den Saal. Der Rhythmus von Pauke und Schlagzeug wird durch die Tuba massiv verstärkt. Die Melodiebögen von Trompeten, Saxophon und Klarinette liegen über dem stampfenden Sound. Sofort spürt jeder, dass diese Musiker ihre Stücke lieben. Und alles bewegt sich. Sofort.

Rotfront feiert in der Geburtstags-Sauna

Rotfront im Café Burger
Rotfront im Café Burger

Das Café Burger dampft. Es bebt. Es dröhnt. Und das alles rhythmisch voller Energie. Zehn Jahre feiert Rotfront im Stammlokal. Drei Nächte, drei Konzerte und jedesmal nur 200 bis 300 Fans, weil mehr beim besten Willen nicht in die Kneipe passen. Die sind aber mehr als genug. Nach dem Konzert ist jeder verschwitzt, egal ob er sich bewegt hat oder nicht. Wie in der Sauna rinnt der eigene und der Fremdschweiß. Denn Yuriy Gurzhy und seine sieben bis zehn Helfer an den Instrumentebn und Mikrophonen heizen in dieser Winternacht richtig ein. Das abgegriffene Sprachbild trifft es in diesen kalten Winternächten ganz genau.

Rotfront mit der Mischung aus Raggae, Klezmer, HipHop, Ska und Balkan Brass macht die schönste und kraftvollste Berliner Heimatmusik. Weil sie so international ist, weil sie die Stadt feiert und weil sie das mit einer Leidenschaft und Spielfreude macht, die ohne jede Aggression auskommt. Danke Rotfront für dieses Konzert. Danke das feine, das ich schon vor einigen Jahren im Café Burger erleben durfte. Und danke für alle weiteren!

 

La Cherga ist mehr als Balkan Brass

La Cherga: Revolve
La Cherga: Revolve

Diese Frontfrau hat eine fantastische Stimme: Adisa Zvekic aus Bosnien singt bei La Cherga. Die Band, die kein Herkunftsland kennt, sondern nur Musiker aus Kroatien, Bosnien, Mazedonien und Jamaika, wird durch sie im positiven Sinne umgewälzt. Die Mischung aus Funk und Balkan Brass, aus Jazz und Elektro, aus Ska und Reggae erzeugt einen unverwechselbaren Sound.

Das ist ja eines der größten Komplimente, die einer Band gemacht werden können. Im großen Brei des Allerleis der Musik sticht La Cherga mit tanzbarer, schweißtreibender Unverwechselbarkeit hervor. Die Band bedient sich zwar verschiedener Traditionen, doch das Ergebnis ist auch dank Adisa Zvekic ein neuer Sound. Insofern sprengt die Band auch das, was sich einst Weltmusik nannte.

Der Bezug zur (musikalischen) Heimat ist zwar immer zu erkennen. Aber es geht La Cherga nicht darum, nostalgische Gefühle zu wecken. Vielmehr sind die Musiker auf der Suche nach einer unverwechselbaren Klang-Heimat, in der sie sich wohl fühlen. Da das beim Hörer auch klappt, sind sie auf dem richtigen Weg. MOZ-Rezension…

Punkverliebter Balkan-Rock von La BrassBanda aus Übersee

La BrassBanda: Übersee
La BrassBanda: Übersee

Das zweite Album ist immer das schwerste. LaBrassBanda hat diese Prüfung mit dem Album „Übersee“ bestanden. Die fünf Musiker haben im Süden der Republik Kultstatus. Ihre Mischung aus Ska, Funk, Mariachi und Reggae ist Energie pur.

Und das mit einer Instrumentierung, die es sonst nur im Balkan-Rock gibt: Die Trompete ersetzt die Gitarre, die Tuba dröhnt wie der Bass, die Posaune treibt zum Tanz – unterstützt von Schlagzeug und echtem Bass. „Übersee“ ist noch kraftvoller als das Debüt. Die Texte strotzen von herber Poesie. In Fülle und Dynamik entsteht ein Sound, der sich nur so umschreiben lässt: Blasmusik ist der neue Punk.

LaBrassBanda „Übersee“ (Trikont)

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Figli Di Madre Ignota feiern im Fez Club

Diese Musik klingt wie eine Sammlung lustigster Urlaubserlebnisse. Gleich der erste Song „Spaghetti Balkan“ dreht so richtig auf. Bläsersätze wie im Balkan werden von der Mailänder „Band Figli Di Madre Ignota“ mit einem skurrilen Text kombiniert, in dem sich alles um die Bestellung eines Touristen im Ausland dreht – und das in mehreren Sprachen, oder besser Sprachfetzen.

„Fez Club“ nennt sich das Album dieser Combo. Ihr Name heißt auf Deutsch: Söhne einer unbekannten Mutter. Das ist natürlich Programm. Zumindest musikalisch weigern sich die Figli, an nur einer Mutter zu orientieren. Sie spielen mit Balkan-Beats, adaptieren Surf-Sound, rauben Klezmer-Einflüsse und mixen das alles mit Polkas und Swing-Elementen. Wer sich das nicht wirklich vorstellen kann, muss aber zumindest neugierig geworden sein. Denn die Musik ist kraftvoll, schwungvoll oder einfach nur atemberaubend.

„Fez Club“ ist das dritte Album der „Figli Di Madre Ignota“. Dass sie in Deutschland vom Label Eastblock Music vertrieben werden, ist folgerichtig. Denn sie schwimmen auf der Welle der Balkan-Beats. Aber sie würzen ihre Musik zu einem ganz eigenen Sound. Wunderbar!

Die volle Wucht der Balkan Beats

Wer sich für den satten Sound von Tuba, Posaune, Trompete und Co begeistern kann, der ist bei den „Balkan Beats – Volume 3“ genau richtig. Die geballte Lebensfreude auf den 15 Tracks schreit nach einem guten Verstärker.

Bei den ersten beiden Ausgaben der Balkan Beats war nur Musik von Bands aus dem ehemaligen Jugoslawien und Österreich zu hören. Diesmal hat Robert Soko alias DJ Soko, der wieder die Auswahl besorgte, auch Bands aufgenommen, die sich den Klängen des
Balkan in Frankreich (Watcha Clan und Slovanski Bal) und den USA (Slavic Soul Party), Deutschland (Äl Jawala), Italien (Figli di madre ignota) und England (Max Pashm) widmen. Die Mischung ist so rasant, dass das Wort atemberaubend tatsächlich stimmt.

Neben dem Phänomen der Russendisko von Wladimir Kaminer (40) und Yuriy Gurzhy in Berlin ist die Musik vom Balkan das zweite große Phänomen osteuropäischer Musik, die in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern viele Anhänger findet. Wer den Balkan-Brass, die wummernden Bässe aus der Tuba und die Geschwindigkeit genossen hat, wird die Balkan Beats 3 sicherlich nicht mehr so schnell weglegen. Im Gegenteil.