Arbeit ganz transparent

Öffentlich-rechtliche Transparenz in Frankfurt (Oder)
Öffentlich-rechtliche Transparenz in Frankfurt (Oder)

Gegenüber liegt die Buchhandlung. Wenn der Blick vom Schreibtisch nach links schweift, dann lockt das gute, alte Papier. Nicht mehr als Zeitung, an der gearbeitet wird, sondern als Buch, das gelesen werden will. Doch der Kasten mit dem Mikrophon und dem wunderbar glatt geschliffenem Holz erinnert sofort daran, dass es jetzt um Radio und Fernsehen geht.

Da, wo andere einkaufen, sitzt der rbb in Frankfurt (Oder). Und weil all diejenigen, die im Oderturm ihr Geld im Schnäppchenkaufhaus lassen auch Gebührenzahler sind, können sie die Arbeit an ihrem Programm sehen. Ihre Blicke schweifen in Studios, in einen Großraum und in mein Aquarium. Das ist ein ganz neues Arbeitsgefühl. Genau beschreiben kann ich es noch nicht. Denn der Austausch mit den Kollegen, das Diskutieren der Themen und das Kennenlernen aller dazugehörigen Prozesse zieht alle Aufmerksamkeit so sehr auf sich, dass für die Blicke nach innen und den eigenen nach außen keine Zeit bleibt.

Wasser von oben, Wasser auf der Bühne – Die Waldbühne feiert Dido und Aeneas von Sasha Waltz

Dido und Aeneas auf der Waldbühne !
Dido und Aeneas auf der Waldbühne !

Es regnet und alle warten auf Sashas Waltz‘ Dido und Aeneas. Doch was passiert? Nicht die Oper beginnt, sondern ein Geburtstag soll begangen werden. Aber im Regen will niemand fünf Jahre Radialsystem feiern. Dafür ist das Publikum nicht gekommen. Auch nicht um mitzusingen oder gemeinsam in einem Vorprogramm, von dem keiner wusste, dass es dieses gibt, zu klatschen. Heute ist ein besonderer Opernabend geplant – und keine Animation wie im Club Med.

Um 19.00 Uhr ist die Waldbühne voll. Auf den Tickets steht, dass es jetzt los gehen soll. Was niemand weiß: Der Vorhang für Sasha Waltz‘ Inszenierung der Purcell-Oper Dido und Aeneas soll erst um 20.30 Uhr fallen. Weil es dann dunkel ist. Aber Tausende nahmen es auf sich, im strömenden Regen anzureisen und zu verharren. Wäre bekannt gewesen, dass erst eineinhalb Stunden später Tänzer, Sänger und Musiker die Bühne in eine ganz eigene Welt aus Liebe und Leid, Bewegung und lebende Bilder verwandeln, wären die meisten später gekommen. Denn der Regen hörte auf.

Als der Vorhang fällt und auf der Bühne ein riesiges Aquarium für Unterwassertanz erscheint, ist nur noch auf den Sitzen der Zuschauer und im Bassin der Tänzer Wasser. Schon diese ersten, für Schwimmer so vertrauten Bewegungen, sind zur Musik ein ganz besonderes Erlebnis. Sasha Waltz setzt vom Wasser bis zum Feuer alle Elemente in Szene. Jedes Bild, das die Tänzer und Sänger formen, ist von den großen Bildern der Barockmalerei inspiriert. Jede Geste, jeder Gang ist vom Wesen des Barocktheaters beeinflusst und jeder Ton der Musiker von einem festen Glauben an die Kraft der Musik.

Die Dichte der Bilder und die Musik sind überwältigend. Man kann sich so gefangen nehmen lassen, dass man in dem Geschehen vollständig aufgeht. Dabei kann die Handlung verschwimmen, so wie die Bewegungen im Bassin. Aber wer die Handlung schon kennt, der wird in eine Welt entführt, die man gar nicht mehr verlassen will. Egal wie feucht die Hosen vom Regen noch sind, man will nur, dass dieses Schau- und Hörspiel einfach weitergeht, weil es so umfassend schön ist.