Im kommenden Jahr ist Mailand die Stadt der Weltausstellung. Zu den vielen Touristen, die ohnehin in die Hauptstadt der Lombardei kommen, werden zur Expo 2015 noch Millionen zusätzliche kommen. Kurz davor ist es ein optimaler Zeitpunkt, um eine „Gebrauchsanweisung für Mailand“ zu veröffentlichen. Henning Klüwer hat genau das getan – und eine Lücke der Reiseliteratur angenehm geschlossen.
Die „Gebrauchsanweisungen“ des Piper-Verlags sind eine seit langem eingeführte Reiseliteratur-Reihe, der es weniger um eine Auflistung von touristischen Highlights geht, sondern eher um ein vielschichtiges Bild der beschriebenen Stadt oder Region. Und damit tatsächlich um Reiseliteratur. Henning Klüwer, Kulturkorrespondent u.a. für die Süddeutsche Zeitung, lebt seit etlichen Jahren in Mailand. Ihm gelingt es, den Anspruch zu erfüllen und ein lesenswertes Buch zu schreiben.
Natürlich sind die Basis einiger Kapitel Reportagen und Texte, die er für Zeitungen geschrieben hat. Aber er geht immer über die simple Zweitverwertung hinaus. Alle Kapitel haben einen angenehmen Tonfall, der Mailand und seine Designer, Architekten, Kultur und Baudenkmäler nicht anpreist, sondern aus der jeweiligen Zeit heraus verständlich macht. Da er mit Frau und Kindern in der Stadt lebt, kann er auch den Alltag schildern und einfließen lassen. Wer sich davon allerdings Geheimtipps verspricht, wird kaum etwas finden. Denn Klüwer geht es nicht darum, die Expo-Touristen des kommenden Jahres an bestimmte Orte zu führen. Er will das Mailand der Gegenwart verständlich machen – und ordnet historische Erläuterungen diesem Ziel unter.
Das liest sich alles gut. Stilistisch weiß Henning Klüwer, was er tut. Manchmal plaudert er etwas zu viel, gibt einen Einblick zu viel in sein Familienleben preis. Doch genau das wird vielen Lesern vielleicht gefallen. Wer sich auf nach Mailand machen will, findet auf jeden Fall einen kompetenten Begleiter in Klüwers „Gebrauchsanweisung für Mailand“.