Kerstin Schoor entdeckt deutsch-jüdische Literatur

In Bad Saarow (Oder-Spree) hat die Literaturwissenschaftlerin Kerstin Schoor neue Spuren entdeckt. Hier lebte ein jüdischer Autor während des Dritten Reiches. Das Haus, in dem Gustav Hochstetter wohnte, steht noch. Die Eigentümerin hat die Professorin der Viadrina in Frankfurt (Oder) darauf aufmerksam gemacht. Denn bei der Antrittsvorlesung von Kerstin Schoor war sie dabei.

Die Axel Springer-Stiftungsprofessur für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration hat Kerstin Schoor seit April inne. Ihr Schwerpunkt war bisher die Erforschung des literarischen Lebens von Juden in Berlin nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Mehr als 1000 deutsch-jüdische Autoren publizierten bis 1938 in Berlin, auch der Mann aus Radinkendorf. Diese erstaunliche – und selbst in der Fachwelt eher unbekannte – Geschichte recherchierte die Literaturwissenschaftlerin.

Im Antenne Gespräch spricht sie über die Schwierigkeit, Tagebücher von Menschen zu lesen, die später ermordet wurden. Sie erzählt von der Bereicherung ihres Lebens, wenn sie mit Überlebenden sprechen konnte. Und sie schildert, wie sie Brandenburg und Berlin sowohl literarisch als auch wissenschaftlich interessiert.

Der Link zum Antenne Gespräch als Audio…

Kerstin Schoor übernimmt die Axel-Springer-Stiftungsprofessur an der Viadrina

Die Literaturwissenschaftlerin Kerstin Schoor tritt heute die Axel-Springer-Stiftungsprofessur an der Viadrina in Frankfurt (Oder) an. Auf Antenne Brandenburg wurde dazu folgendes Stück gesendet:

An der Europa-Universität Viadrina gibt es jetzt eine ganz besondere Professur, eine Axel-Springer-Stiftungs-Professur. Was hat es damit auf sich?

Friede Springer, die Frau des 1985 gestorbenen Verlegers Axel Springer, hat diese Professur gestiftet. Zum 100. Geburtstag von Axel Springer wollte sie ihm ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk machen. Springer setzte sich sehr für die Aussöhnung von Deutschen und Juden ein. Die Professur, um die es jetzt geht ist eine für „Deutsch-Jüdische Literatur- und Kulturgeschichte, Exil und Migration. Friede Springer sagte mir gestern, dass diese Themen sowohl ihr, als auch ihrem Mann sehr am Herzen lagen.

Was bedeutet diese Professur für die Universität? Kann sich das Land jetzt die Kosten für einen ganzen Lehrstuhl sparen?

In der Tat geht es um eine Professur, die nicht das Land bezahlt. Die Friede-Springer-Stiftung übernimmt die Kosten von mehr als 200.000 Euro im Jahr für fünf Jahre. Insofern hat die Springer Stiftung Frankfurt für fünf Jahre eine Professorin samt Mitarbeitern und Ausstattung tatsächlich geschenkt. Das ist übrigens das erste Mal für die Springer-Stiftungen.

Und wer kann sich jetzt glücklich schätzen, diese Professur mit leben zu füllen?

Kerstin Schoor kommt aus Wismar, hat in Berlin Literaturwissenschaft studiert und dort über jüdische Literatur im dritten Reich gearbeitet. Sie hat erforscht, dass es bis 1938 noch mehr als 1700 jüdische Autoren in Berlin gab. Jahrelang hat sie mit Überlebenden des Holocaust Interviews geführt und damit auch die Grundlage für ein umfangreiches Archiv gelegt. Das ringt sie quasi mit nach Frankfurt. Und hier hat sie auch die Bewerbung der Uni im Rahmen der Exzellenz-Initative der Bundesregierung als Exzellenz-Cluster vorbereitet. Im Juni fällt die Entscheidung. Frau Schoor ist für die Viadrina also nicht nur inhaltlich ein großer Gewinn.