Das Publikum im Admiralspalast ist schon sehr silbrig. „Eine Nacht in Berlin“ mit Max Raabe und dem Palast Orchester ist unter der Woche vor allem ein Ereignis für Senioren. Man selbst senkt den Altersdurchschnitt radikal. Und das, obwohl die Musik von Raabe und Co, deutlich mehr als Senioren-Unterhaltung ist. Sie ist witzig. Sie ist abwechslungsreich. Sie ist erstaunlich jung, obwohl die meisten Stücke in den kommenden 15 Jahren ihren 100. Geburtstag feiern könnten.
Das liegt vor allem am Palast Orchester. Max Raabe singt zwar gut. Aber seine Reduktion auf die den steifen, fast unbeweglichen Entertainer, raubt ihm Gestaltungsraum. Das Steife ermöglicht zwar mit jeder Bewegung einen besonderen Effekt, aber sie ist über die Dauer des Konzerts dann doch ermüdend. Ganz anders sind da die großartigen Musiker (und die einzige Frau des Orchesters). Sie sorgen für Bewegung, für den Wechsel von Kraft und Gefühl. Sie singen, sie spielen Soli und sie harmonieren aufs Vortrefflichste als Orchester. Und so bringen sie das auf die Bühne, was ein Konzert ausmacht.
Max Raabe bleibt in seiner Rolle. Er singt die wunderbaren alten Lieder und seine neuen. Das macht er souverän. Seine wenigen Zwischenmoderationen sind lakonisch und amüsant. Aber sie verstärken nur die Wirkung des Steifen. Angesichts der humorvollen und geistvollen Lieder ist das schade. Und dennoch ist der Abend kein ärgerlicher. Im Gegenteil. Max Raabe und seine Musiker sorgen für humorvolle Unterhaltung, für einen angenehmen Abend voller Amüsement und trefflich komischer Momente.
Vielleicht war das Publikum ja so silbrig, weil an einem Dienstagabend viele jüngere Menschen keine Zeit haben. Schön wäre es, wenn das der Grund wäre.