Trikont präsentiert die Großväter des HipHop

Early Rappers von Trikont
Early Rappers von Trikont

Seit Jahren diskutiert die Szene, ob Hiphop sich noch erneuern kann. Oder ob das Rappen in einer Pose ohne soziale Relevanz erstarrt ist. Trikont, das kleine Münchner Label, belebt diese Diskussion nun mit einer CD wunderbarer Musik. Wieder einmal hat sich das Label auf die Suche nach den Wurzeln spezieller Musik gemacht.

„Early Rappers – hipper than hop – the ancestors of rap“ heißt die Scheibe, die in 21 Varianten Sprechgesang erklingen lässt. Jonathan Fischer ist in Archive abgetaucht, um hörbar zu machen, auf welche Vorbilder sich die Subkultur der schwarzen Ghettos Amerikas bezog. Wer das hört, begreift auch, dass HipHop immer die Chance hat sich zu erneuern. Das hängt aber davon ab, auf was sich die Rapper in ihren Texten beziehen können. Die Platte ist wie immer gut mit einem informativen Booklet ausgestattet. Schön, dass Trikont immer wieder solche Sammlungen präsentiert.

Early Rappers, Trikont

Orsihas: Cosita Buena

Orishas: Costa buena
Orishas: Costa buena

Cosita Buena ist das vierte Studioalbum der Orishas . Vor knapp zehn Jahren taten sich Roldán González, Hiram Riveri Ruzzo und Yotuel Romero als kubanische Exilanten zu einer Band zusammen. Sie formten eine Mischung aus traditioneller kubansicher Musik und Hip-Hop. Beim ersten Album von Culcha Candela klang einiges so, wie bei den enorm erfolgreichen Orishas . Mit Cosita Buena gehen sie einen weiteren Schritt Richtung eigenständigen Sound. Zwar ist immer klar, dass hier Kubaner am Werk sind, doch die Musik distanziert sich vom Kitsch des Buena Vista Social Club auf angenehme Art. Der Hip-Hop dominiert genauso wenig. Heraus kommt eine extrem hörbare Scheibe, die wie der musikalische Aufbruch in die Zeit nach Fidel Castro klingt.

Serrats Texte zu Son bis Hip-Hop

Cuba la cant a Serrat
Cuba la cant a Serrat

Ein spezielles Experiment mit bekannten kubanischen Musikern ist auf der Doppel-CD  „Cuba le canta a Serrat“ gebannt. Alte und junge Kubaner, die musikalisch die Bandbreite zwischen Son und Hip-Hip haben, machten sich an das Werk von Joan Manuel Serrat (63).

Der kommt aus Barcelona und hat sich während der Diktatur Francos geweigert, spanisch zu singen. Serrat bestand auf seiner Muttersprache Katalanisch – und war dafür sogar bereit, ins Exil zu gehen. Ein Jahr lebte der originelle Dickkopf in Mexiko, dann starb der senile Faschist Franco und Serra wagte es wieder, heimzukehren.

Wenn jetzt kubanische Künstler einen solchen widerständigen Sänger, Texter und Komponisten intonieren, dann weckt das natürlich Gedanken an die Diktatur des senilen
Dauerkranken Fidel Castro. Insofern ist das Projekt nicht nur musikalisch, sondern auch
politiisch spannend. Ibrahim Ferrer († 77, Buena Vista Social Club) ist für die traditionelle Interpretation, David Calzado ein Beispiel für eine moderne. Alle 21 vereint der durchaus gelungene Versuch, den katalanischen Liedermacher zu kubanischer Musik zu machen. Das gelingt fast ausnahmslos. Und macht somit neugierig auf die eigenen Musikprojekte wie auf jene Serras.

Trikont Schwarze Musik hinter Gittern

In Prison
In Prison

Die Musik der Schwarzen aus den USA hat die populäre Musik in der gesamten Welt geprägt. Ob Blues, Soul, Funk oder HipHop – der Einfluss auf die aktuelle Musikszene
ist gewaltig. Dass der Blues von den Sklaven auf den Baumwollfeldern der Südstaaten gesungen wurde, ist hinlänglich bekannt. Wie groß die musikalische Schaffenskraft in den Gefängnissen war, allerdings nicht. „In Prison“ dokumentiert genau das.

Die Zahl der Schwarzen in den US-Gefängnissen ist exorbitant hoch. Das ist ein Ausdruck der nach wie vor herrschenden sozialen  Ungerechtigkeit. Dieses Leid, das Unrecht, Opfer eines Justizirrtums geworden zu sein, weil man sich keinen Anwalt leisten kann, oder auch die Läuterung im Knast, sind die Themen der Songs auf dem Sampler. Der 1996 ermordete Rapper „2 Pac“ findet sich ebenso wie die „Temptations“ oder Bobby Womack und Brand Nubian – und ganz viele unbekannte Schwarze.

Die Musik ist ungeheuer reichhaltig und produktiv. Es ist ein Hörgenuss, den Gefängnis- Songs zu lauschen, weil sie sich nicht im Jammern ergehen, sondern das Leid in mitreißende Kunst umwandeln. „Trikont“ hat mit der Auswahl der 19 Lieder wieder  Maßstäbe gesetzt.

Hustle & Flow: Die Geschichte eines Rappers

Hustle & Flow schafft es, die Geschichte eines Rappers zu erzählen, ohne kitschig zu werden und ohne die Gewalt im Ghetto zu verherrlichen. DJay ist ein kleiner Zuhälter und Dealer. Im Fernsehen sieht er einen zu Ruhm gekommenen HipHopper, der einst an der
Nachbarschule als DJ auflegte.

Das bringt ihn ins Grübeln. Das Treffen mit dem ehemaligen Klassenkameraden, der ein Mini-Tonstudio hat, wird der Auslöser, endlich selbst Texte zu schreiben und einen Song aufzunehmen. Dieser Song bekam 2006 soger einen Oscar als bester Titelsong. Und das Publikum des einflussreichen Independent-Festivals Sundance 2005 wählte Hustle & Flow
zu Recht zum besten Film. Das von John Singleton (Vier Brüder) produzierte und von Newcomer Craig Brewer humorvoll inszenierte Drama zwischen Krimi und Musikfilm
überzeugt mit guten Darstellern, authentischer Atmosphäre und einer feinen Story.

Trikont feiert mit Mestizo Music die Rebellion Lateinamerikas

Mestizo Music
Mestizo Music

Lateinamerika ist einer der Brennpunkte der Anti-Globalisierungsbewegung. Der Weltsozialgipfel in Porto Alegro ist Ausdruck der Auflehnung vieler Menschen gegen
die vollständige Ökonomisierung des Lebens. Trikont hat sich die aktuelle Musik Mittel- und Südamerikas ganz genau vor diesem Hintergrund angehört. Entstanden ist so der Sampler Mestizo Music, der 17 Bands mit sozialkritischen Songs vereinigt.

Musikalisch ist das ein Fest: Raggae, Salsa, Ska und HipHop zeugen von der Vielfalt der Musikszenen. Das hat nichts mit folkloristischer Weltmusik zu tun, sondern mit richtig gutem Rock und Pop, den man bei uns nie im Radio präsentiert bekommt. Natürlich sind trotzdem die musikalischen Traditionen zu hören.

Sie werden von den Künstlern aus Argentinien, Mexiko oder Brasilien nicht verleugnet. Aber sie sind auch nicht bestimmend. Die Fusion dieser Musik ist teilweise auch schon nach Deutschland übergeschwappt. Manches Stück erinnert an die Berliner von Culcha Candela
oder Seeed. Wie immer glänzt Trikont auch bei diesem Sampler mit einem sehr guten und informativen Booklet – inklusive der Übersetzung aller Songs.

Mestizo Music – Rebelión en Amerérica Latina; Trikont.