LaBrassBanda gibt sich die Ehre

LaBrassBanda: Habedieehre
LaBrassBanda: Habedieehre

Brassbanda heißt das erste Stück auf dieser Debüt-CD. Schon die ersten Takte sind eine Offenbarung. Der Schwung, den der tragende Bläsersatz aus Trompete, Posaune und Tuba herauspresst, treibt den Hörer in eine musikalische Welt, die sowohl den Balkan als auch die Karibik in sich trägt. Und das alles ganz deutsch, ganz bayerisch.

LaBrassBanda nennt sich die Band aus dem Chiemgau in Oberbayern. Die Musiker sind keine Laien. Sie haben ihre Instrumente an der Hochschule studiert. Unterstützt von Bass und Schlagzeug erzeugen die drei Bläser einen Sound, wie es ihn so noch nicht gibt. Natürlich schwingt auch die traditionelle bayerische Blasmusik mit. Aber nie bestimmend, eher aus der Ferne erahnend. Die Elemente der Balkanmusik sind stärker. Und auch die Anklänge an den mexikanischen Mariachi und an Ska und Dub sind nicht zu überhören. Diese Mischung ist neu. Diese Mischung ist Bewegung. Und diese Mischung ist ungeheuer kraftvoll. Das wird vor allem dann klar, wenn die Band auch singt. Wenn die Tuba den Gegenpart zu melancholischen Worten gibt, dann wird die ganze Dramatik ausgedrückt, die in guter Blasmusik stecken kann.

Sam Ragga Band schwingt in Situations

Sam Ragga Band: Situations
Sam Ragga Band: Situations

Ragga, Reggae und Ska aus Deutschland sind inzwischen nicht nur richtig gut, die Musik der heimischen Seeed, Culture Candela oder Sam Ragga Band sind auch richtig erfolgreich. Situations nennt sich das dritte Album der Sam Ragga Band. Der Titel der CD fasst die elf Tracks gut zusammen. Und die Rolle der karibischen Musik in Deutschland.

Sie ist aus den großen Multikulti-Events wie der Fußball-WM nicht wegzudenken. Diese Musik ist die richtige für solche Situations. Sam Ragga Band ist inzwischen etwas weicher geworden. Wo Seeed den Weg Richtung Dancehall weitergeht, besinnen sich die sechs Männer und Frauen aus Hamburg und London auf die Wurzeln des Reggae. Das ist positiver und doch auch gesellschaftskritisch. Die wunderbare Stimme von Seanie T. ist klar, warm und doch bestimmt. Ganz so wie die gesamte Band.

Situations ist das erste Album, das auf dem eigenen Label erscheint. Auch hier unterscheidet sich Sam Ragga Band von Seeed. Musikalisch hat sich der Mut zur Unabhängigkeit von den Majors gelohnt. Hoffentlich lohnt er sich auch finanziell. Auch, um den deutschen Multikulti-Ragga-Bands neue Perspektiven aufzuzeigen.

Die ungeheure Kraft von Leningrad

Leningrad: Hleb
Leningrad: Hleb

Live muss diese Band unglaublich gut sein. Diese Kraft, diese Wucht, die von Leningrad auf das aktuelle Album Hleb gepresst wurde, ist schon der Hammer. Live bläst die 16-Mann-Combo das Publikum ganz sicher um.

Wer bei russischer Musik an Don Kosaken denkt, ist völlig falsch gewickelt. Leningrad ist eine echte Independent-Band. Hier klingt nichts nach weich gespültem Gitarren-Sound wie bei den Britpoppern von Kaiser Chiefs oder Franz Ferdinand. Die anarchische Kraft der Musik ist der Treibstoff der russischen Band aus St. Petersburg. Losgelöst von Plattenlabels und offizieller Unterstützung ersang sich Sänger Shnur echten Kultstatus in Russland.

Das hängt ganz sicher mit der ungeheuren Mischung aus Ska, Punk, R’n’B und tatsächlich auch Folklore-Elementen zusammen. Und mit der Fülle an Instrumenten. Fünf Musiker widmen sich dem Schlagwerk. Fünf weitere bilden den Bläsersatz. Und dann singt über der klassischen Rockinstrumentierung dieser Shnur oder grölt oder rotzt seine Botschaften.
Leningrad ist ein Lichtblick für Freunde kraftvoller Musik, die die x-fache Neuauflage der immer gleichen Riffs nicht mehr ertragen können.

Trikont feiert mit Mestizo Music die Rebellion Lateinamerikas

Mestizo Music
Mestizo Music

Lateinamerika ist einer der Brennpunkte der Anti-Globalisierungsbewegung. Der Weltsozialgipfel in Porto Alegro ist Ausdruck der Auflehnung vieler Menschen gegen
die vollständige Ökonomisierung des Lebens. Trikont hat sich die aktuelle Musik Mittel- und Südamerikas ganz genau vor diesem Hintergrund angehört. Entstanden ist so der Sampler Mestizo Music, der 17 Bands mit sozialkritischen Songs vereinigt.

Musikalisch ist das ein Fest: Raggae, Salsa, Ska und HipHop zeugen von der Vielfalt der Musikszenen. Das hat nichts mit folkloristischer Weltmusik zu tun, sondern mit richtig gutem Rock und Pop, den man bei uns nie im Radio präsentiert bekommt. Natürlich sind trotzdem die musikalischen Traditionen zu hören.

Sie werden von den Künstlern aus Argentinien, Mexiko oder Brasilien nicht verleugnet. Aber sie sind auch nicht bestimmend. Die Fusion dieser Musik ist teilweise auch schon nach Deutschland übergeschwappt. Manches Stück erinnert an die Berliner von Culcha Candela
oder Seeed. Wie immer glänzt Trikont auch bei diesem Sampler mit einem sehr guten und informativen Booklet – inklusive der Übersetzung aller Songs.

Mestizo Music – Rebelión en Amerérica Latina; Trikont.