Sibiriens Angriff auf meine Nasenspitze – und meinen Diesel

Stehender Diesel bei minus 25 Grad
Stehender Diesel bei minus 25 Grad

Es ist die Nasenspitze. Ob es ihre Länge ist, die sie dem kalten Wind so ausliefert? Auf jeden Fall zieht sich die Spitze so zusammen, als wollte sie sich in die Nase zurückrollen. Das ist ein Gefühl zwischen Frieren und Brennen. Auch die Ohrwaschel tun weh. Viel mehr übrigens als der Rest der Ohren. Aber die Nasenspitze macht sich ganz besonders bemerkbar.

Eigentlich wollte ich mich der Kälte ja gar nicht so aussetzen. Aber bei minus 23 oder 24 Grad floss der Diesel nicht mehr durch den Motor. Da konnte ich vorglühen, was die Batterie hergab – der Diesel kam nicht in Fluss. Also ab aufs Fahrrad und zur S-Bahn. Da machte sich die Nasenspitze zum ersten Mal bemerkbar. Die Ohrwaschel noch nicht. Die  verschwanden im wärmenden Schal. Und die dicke Jacke hielt die Körperwärme fest. Nur die Oberschenkel waren nicht so geschützt, wie es das Wetter eigentlich verlangt. Doch wer rechnet schon damit, dass das Auto streikt und das Fahrrad ran muss?

Da die S-Bahn auf sich warten ließ, hatte die Kälte Zeit genug, weitere Lücken in der Kleidung zu finden. Zum Beispiel die Schuhsohle der Winterschuhe. Von unten kroch die Kälte, bahnte sich ihren Weg nach oben und ließ den Fuß von unten ganz langsam auskühlen. In solchen Momenten wird jede Minute Verspätung zur kleinen Qual, die schneller wächst als die Zeit verrinnt.

In der S-Bahn war alles warm. So viele Leiber in dicken Jacken drängten gegeneinander, dass die Kälte keinen Platz hatte. Selbst beim Halt und den dann offenen Türen konnte die Wärme der Menschen nicht komplett entweichen. Ganz anderes als am Ostbahnhof, wo der Zug 25 Minuten Verspätung hatte. Was dem Auto der dickflüssige Diesel ist dem Zug die eingefrorene Weiche. In solchen Situationen hilft nur Geduld. Und genug innere Wärme.

So machte das sibirische Hoch aus 70 Minuten Pendelzeit 140 Minuten. Davon gut 45 an der gern leichtfertig so gerühmten „frischen“ Luft. Nur gut, dass mir das auf dem Weg zurück erspart blieb. Eine feine Kollegin nahm mich mit. Nicht nur die Nasenspitze dankt ihr das noch immer.

Erste Laufversuche auf glitschigem Laub

Weihnachtlich-matschige Waldwege
Weihnachtlich-matschige Waldwege

Die frische Luft tut gut. Auch wenn die Beine furchtbar schmerzen. Auf glitschigem Untergrund ist das Laufen eine aufregende Angelegenheit. Vor allem, wenn nach wochenlanger Pause wegen der Rippenprellung die Unsicherheit dazu kommt.

Jeder Schritt erfordert Vorsicht. Das nasse Laub und der Matsch vom täglichen Regen ist ein blöder Untergrund. Aber der Bewegungsdrang ist nach wochenlangem Pausieren stärker. Auch wenn die Rippe ständig mahnt, ja behutsam zu sein. Mit leichtem Stechen bei jedem Schritt ruft sie sich dauerhaft ins Bewusstsein. Und so sind die Schritte eher schwerfällige Tapser statt gazellenhafter Sprünge.

Das wiederum macht sich in den Gelenken und der Muskulatur bemerkbar. Aber was soll’s? Irgendwann muss das Laufen ja wieder beginnen. Und ob das nun auf diesem Matsch ist oder vielleicht in einigen Tagen oder Wochen auf frischem Schnee ist doch auch egal. Vielleicht sind dann die Schritte wieder sicherer und die Muskeln lockerer. Auf jeden Fall aber wird auch dann die frische Luft gut tun. Und das Duschen nach dem Schwitzen.