Vollborn und Georgescu warnen Eltern vor Marken

Mirita Vollborn und Vlad Georgescu: Konsumkids
Mirita Vollborn und Vlad Georgescu: Konsumkids

Über 1611 Euro verfügen deutsche Kinder zwischen acht und 14 Jahren jährlich. Und an dieses Geld will natürlich die industrie. Marita Vollorn und Vlad Georgescu haben eine Streítschrift gegen die Kommerzialisierung der Kindheit geschrieben. Konsumkids untersucht die Strategien der Marketingspezialisten, mit denen sie schon im Kindergartenalter beginnen, Marken in die Köpfe der Kinder zu brennen. Das beginnt mit dem Fernsehprogramm für die Kleinen und endet mit dem vermeintlichen Zwang zu Markenklamotten in Schule und Freundeskreis. Für Eltern ist dieses Buch lesenswert,
auch wenn es manches zu schwarz malt. Einige Erziehungtipps runden Konsumkids ab.

Marita Vollborn/Vlad Georgescu: Konsumkids – Wie Marken unseren Kindern dne Kopf verdrehen. S. Fischer: 13, 90 Euro

Klappe halten und ab gegen den Strom

Günther Koch. Quelle: Wikipedia
Günther Koch. Quelle: Wikipedia

Eine Radio-Legende der Sportberichterstattung tritt ab. Am heutigen 34. Spieltag  moderiert Günther Koch (64, Foto) zum letzten Mal die Bundesliga im Hörfunk. Der bekennende  Nürnberg-Fan hört auf, weil er für die ARD nicht von der WM berichten
darf. Im Interview mit 20cent spricht er über Radio-Sternstunden,
Gegen-den-Strom-Schwimmer und seine TV-Zukunft.

Wissen Sie schon, wie Sie Ihre letzte Reportage beginnen?

Ganz normal. Ich bin richtig befreit.  Es ist eine Mischung aus Trauer und Freude. Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören. Das Spiel ist ein schöner Anlass: Der Club (1. FC Nürnberg) ist gerettet. Ich bin ein Kind des Radios. Trotzdem freue ich mich auf meine Aufgabe bei Arena (Inhaber der TV-Bundesligarechte).

Mit wem haben Sie am liebsten Pässe in der Schlusskonferenz geschlagen?

Mit Manni Breuckmann. Und früher mit Werner Hansch, Armin Haufe.

Gibt es für Sie eine persönliche Sternstunde in den 30 Jahren Fußball-Reportage?

Ja, das war das UEFA-Cup-Halbfinale in Barcelona 1996, als Bayern München gegen Barcelona trotz eines 2:2 im Hinspiel auswärts gewann. Die Begegnung war das erste Europacup-Spiel, das nicht im Free-TV gezeigt wurde. Im ZDF wurde es als Renaissance der Fußball-Reportage im Radio gefeiert. Aus Protest und Überzeugung haben die Leute Radio gehört.

Sie haben viele Generationen deutscher Fußballer erlebt und kennen gelernt. Wen fanden Sie auch menschlich überzeugend?

Markus Babbel (33), weil er wohl erzogen, charakterstark, mannschaftsdienlich und bescheiden ist. Norbert Eder (50) vom Club, weil er die Kapitäns-Binde aus Protest
gegen die Entlassung seines Trainers hinschmiss. Und dann Jürgen Klinsmann (41), weil der immer gegen den Strom geschwommen ist. So etwas gefällt mir.

Hatten Sie Angst um die Schlusskonferenz, als Premiere damit im Fernsehen begonnen  hat?

Angst und Wut. Als wir deshalb im Radio nur ganz wenig sagen durften, habe ich das auch mal im Stil eines Berichterstatters verfremdet: „Hier ist Dortmund. Es steht 1:0. Wir haben 38.000 Zuschauer und zwei Freistöße gesehen. Das Wetter ist gut. Ich gebe zurück ins Funkhaus.“

Jetzt machen Sie das bald selber.

Aber anders. Es war ja nicht mein Wunsch und meine Absicht, mit dem Radio aufzuhören.

Das ist die Herausforderung?

Die Klappe zu halten. Und nicht das Bild tot zu quatschen. Daran messe ich mich.

Glauben Sie, dass Cottbus den Aufstieg schafft?

Ja.

Weil Sie als Clubberer den Fürthern nichts gönnen.

Nein, ich würde mich auch für (Greuther) Fürth freuen. Aber es ist wirklich nicht so, dass ich den Aufstieg von Cottbus befürchten würde. Im Gegenteil. Ich halte es für richtig, dass der Osten wieder mit einer Mannschaft in der 1. Liga vertreten ist.

Dieses Interview ist am 13. Mai 2006 in 20cent erschienen.

Mögliche Lieben – Heiße Sommernächte in Rio

Mögliche Lieben - Amores Possiveis
Mögliche Lieben – Amores Possiveis

Was wäre, wenn Julia damals vor 15 Jahren gekommen wäre? Wenn sie Carlos nicht vor dem Kino versetzt hätte?

Die alte Frage, wie sich das Leben hätte entwickeln können, spielt die Brasilianerin Sandra Werneck in ihrem zweiten Kinofilm ganz überraschend durch. Sie lässt drei unterschiedliche Carlos‘ Julia wiederbegegnen.

Da ist der reiche Rechtsanwalt, der in einer Midlifcrisis steckt. Dann der Sunny- und Playboy, der noch immer bei Muttern wohnt und der trotz allem Vögeln quer durch
Rio noch immer auf die große Liebe hofft und wartet. Und dann ist da noch der schwule Carlos, der in einer festen Beziehung lebt, aber dennoch die Liebe zu seiner Ex Julia wieder entdeckt.

Jeder Carlos trifft auf eine andere Julia. Alle drei Geschichten spielen durch, ob es sich dabei um Mögliche Lieben handelt. Da die Geschichten nicht linear erzählt werden, sondern sich ständig abwechseln, entsteht ein Film, der nicht nur die Frage Was wäre wenn beantwortet, sondern ganz nebenbei einen verwirrenden, erotischen Blick auf Rio wirft. Zwar ist dem Film das geringe Budget anzumerken, doch die witzigen Dialoge, die
überzeugenden Stories und die tollen Darsteller machen das mehr als wett.

Deutschlands beste TV-Satire kribbelt wie ein Kir Royal

Mensch, waren das Zeiten: In den 80ern war der Westen noch richtig reich, konzentrierte sich auf seine Nabelschau und aufs Vergnügen. Kir Royal war die sechsteilige TV-Serie, die dieses Lebensgefühl am schärfsten porträtierte. Zum 20. Jubiläum der Erstausstrahlung ist sie jetzt auf DVD erschienen.

Das Leben und Treiben des Baby Schimmerlos – des Münchner Klatschreporters – bildet den Mittelpunkt dieser wunderbaren Satire. Franz Xaver Kroetz spielt den Sunnyboy, der von den Schönen und Reichen, den Promis und all denen, die auch gerne auf der Sonnenseite des Lebens sein wollen, instrumentalisiert wird. Dieter Hildebrand ist sein Fotograf. Sein beliebtestes Motiv lässt sich nur durchs Schlüsselloch ablichten.

Zusammen mit Senta Berger als Schimmerlos’ Lebensgefährtin sind sie der Kern, um den
die sechs Folgen angelegt sind. Es ist schon erstaunlich, dass selbst 20 Jahre später alles noch richtig sehenswert ist. Der Genuss am Schauen wird nicht durch den Abstand gemindert. Im Gegenteil. Die Begegnung mit dem Staraufgebot, das die Figuren von Helmut Dietl und Patrick Süßkind (Das Parfüm) spielt, ist außerdem ein Knüller: Mario Adorf, Diether Krebs, Konstantin Wecker, Dirk Bach, Edgar Selge, Eckart Witzigmann,
Horst Tomayer, Marianne Hoppe und viele, viele andere sindauf der DVD-Sammlung.

Mädchen-Abenteuer im Traumland

Elea Eluanda
Elea Eluanda

Die Helden der Computerspiele kommen oft aus  anderen Welten. Elea Eluanda ist eigentlich eine Figur aus Kinder-Hörspielen. Jetzt breitet sie sich auf den PCs in den Kinderzimmern aus.

Mission Eulenstaub handelt von der Suche nach verschwundenen Eulen. Elea ist in einer Traumwelt unterwegs, begleitet von den Freunden Ravi und Ezechiel. Das wird vor allem die sieben- bis zwölfjährigen Mädchen freuen. Das alles ist in guter Grafik und  ansprechendem Ton gemacht. Spannung baut sich auf, weil die Identifikation mit den  Figuren gut möglich ist. Die jungen Spielerinnen schlüpfen in die Rollen und helfen in zehn Spielen, die nötigen Hürden zum Auffinden der Eulen zu überwinden.

Um diese Hürden zu überwinden, werden sie aufgefordert, freundschaftlich und hilfsbereit zu handeln und dabei geheimen Hinweisen zu folgen. Geschicklichkeit und Kreativität sind z. B. im Kristallpalast gefragt, wo wunderschöne Mosaikfenster zusammengesetzt werden können. Beim Spiel Minenflügelei führt ein Geheimgang in eine dunkle Diamantenmine,
in der Spinnen und Fledermäuse hausen. Da heißt es dann für alle Spieler: Genau  aufpassen! Mit diesem Spiel installieren Eltern auf jeden Fall nichts Falsches auf dem
Rechner.

Das Game (Anbieter: KIDDINX) läuft auf PC und Mac und kostet um die 20 Euro. Die aktuelle Hörspielfolge Das magische Puzzle kostet als CD 8 Euro.

Diese Rezension ist am 2. Dezember 2005 in 20cent erschienen.

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