Eine spanische Nacht in Potsdam

Ganz spanisch war die Nacht in Potsdam. Die erste ohne Regen und mit einigermaßen Wärme. Das Universitätsgebäude gegenüber dem Neuen Palais erstrahlte in rot-gelb-rot. Und die Musik der Brandenburger Symphoniker, des Euskal Barockensembles und vor allem von der spanischen Solisten beim Sanssouci Prom Concert überzeugten.

Alles in allem also genau das, was einem Open-Air-Konzert den eigenen Charme verleiht. Frische Luft, eine anregende Umgebung und gute Musik. Wären da nicht so manche Zuschauer. Die klatschen nämlich ständig mit, sobald sie meinen eine Melodie oder einen Takt zu erkennen. Da kann Rocio Marquez noch so ergreifend singen oder Enrike Solínis die erstaunlichsten Töne aus seiner Gitarre hervorholen, sie werden gnadenlos niedergeklatscht. Meist sogar im Takt, aber wenn die Musik komplexer wird, dann kann auch das daneben gehen.

Der Gipfel ist aber das Feuerwerk. Das Zischen, Zünden und Zerstäuben der Raketen, Feuerfontänen und Glutvorhänge ist schon vom Orchester kaum zu übertönen. Aber wenn dann die Masse ständig noch „Oh“ und „Ah“ und „Guck mal“ raunt und ruft, dann spielt die Musik nur noch die letzte Geige. Da kann sich Michael Helmrath mit seinen Brandenburger Symphonikern noch so abmühen, ein musikalischer Genuss kommt nicht mehr zustande. Nur noch ein Akustikbrei, der die Frage provoziert, ob das Abspielen einer CD im eigenen Garten nicht die bessere Alternative wäre. Mit Tapas und Wein, als eigene kleine spanische Nacht.

Fridericiana (III) – Friederisiko zeigt den Preußenkönig in allen Farben

Der Alte Fritz in vielen Farben
Der Alte Fritz in vielen Farben

Friederisiko, die Ausstellung zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs, zeigt Friedrich II. so bunt und vielseitig wie diese Büsten eines hießigen Künstlers aus dem Museumsshop. Da gibt es Räume über den Politiker, den Mann, das Kind, den Kunstfreund, den Feldherren, den Patriarchen und immer wieder ganz einfach über den Menschen. Mehr kann eine Ausstellung nicht schaffen. Und der Besucher kann das gar nicht alles ausfnehmen. Deshalb bin ich mir sicher, dass ich diese Ausstellung noch mindestens einmal besuchen werde.

Denn der Rahmen für die Jubiläumsschau ist das Neue Palais in Potsdam. Dieses Schloss, das Friedrich als Gästehaus und Zeichen seiner Macht hat bauen lassen, wurde extra restauriert. Etliche Räume waren noch nie zugänglich. Jetzt sind sie es – und sie blenden. Denn sie sind Ausdruck des Kunstsinns Friedrichs, der Verschwendungssucht, des Machtbewusstseins und der Freude am – teils witzigen – Detail.

Die Audio-Guides erklären das alles sehr gut. Die Fassung für Kinder ist aber wieder einmal packender. Hier wird nicht nur doziert, sondern in einem szenischen Gespräch mit gut ausgewählten Tönen eine enorme Anschaulichkeit erzeugt. Die vielen seltenen Exponate tun ein Übriges, um den Besucher gut zu informieren und Friedrich nahe zu bringen. Aber natürlich fordert allein ihre Fülle von mehreren hundert Stück die volle Konzentration des Besuchers. Mir war es für das erste Mal zu viel. Aber ich bin nicht satt. Ich bin nur überwältigt. Das wird sich mit dem Katalog aber bewältigen lassen. Und dann will ich da noch einmal hin. Oder vielleicht sogar zweimal! Und das sieht auch mein Sohn genauso.

Mehr Fridericiana:
I. Norbert Leitholds Panorama überzeugt
II. Wo steht das Erbstück richtig?
IV. d’Apriles feines Buch über die Aufklärer in Umfeld Friedrichs