Italienische Reisen haben es den Deutschen angetan. Ob die berühmte von Goethe oder die unzähligen in Auto, Zug oder Flugzeug. Es zieht sie über die Alpen ans Mittelmeer. Felix Hartlaub lernte Italien 1931 kennen. Bei einer Wanderung entlag der illyrischen Küste bis Viareggio und dann durch die Toskana bis Florenz und weiter nach Pisa. Erstaunlich an den Einträgen des jungen Mannes sind vor allem seine Beobachtungen der Farben und Formen.
Felix Hartlaub war Schüler der Odenwaldschule. Die stand damals tatsächlich ausschließlich für ihren reformpädagogischen Ansatz. Die Missbrauchsskandale, mit denen das Internat heute vor allem in Verbindung gebracht wird, waren in den 1920er- und 1930er-Jahren kein Thema. Zu den außergewöhnlichen Projekten der Schule gehörten die großen Wanderungen. Felix Hartlaub war zusammen mit einem Lehrer und zehn Mitschülerinnen und -schülern unterwegs. Zu diesem Zeitpunkt war natürlich noch nicht absehbar, was aus diesem Felix Hartlaub werden sollte. Bekannt wurde er posthum für seine Aufzeichnungen direkt aus dem Umkreis des Führerhauptquartiers, wo der Historiker mit schriftstellerischen Ambitionen als Soldat am Wehrmachtstagebuch mitarbeitete. Seine Tagebücher sind eine wichtige Quelle, weil Hartlaub kein Nazi war.
Die Tagebücher aus Italien zeugen davon, wie der junge Mann zum einen seine humanistische Bildung reflektiert. Vor allem aber schärft er seine Wahrnehmung. Das macht er mit Zeichnungen und mit Worten. Es ist erstaunlich, wie genau Hartlaub seine Umwelt und die Kunstschätze Italiens beobachtet. Das ist schon eine Seltenheit. Und es macht Lust auf Italien, aufs Wandern durch Arkadien.