Element of Crime mit frischer Wut

Element of Crime: Immer da wo du bist bin ich nie
Element of Crime: Immer da wo du bist bin ich nie

Die alten Herren werden zornig. Im neuen Album von Element of Crime, das heute in die Plattenläden kommt, pflegt die Band um Sven Regner (48, „Herr Lehmann“) wie immer die hohe Kunst der Melancholie. Aber „Immer da wo du bist bin ich nie“ klingt rotziger und aggressiver als die Vorgänger.

Vier Jahre ist es schon her, dass mit „Mittelpunkt der Welt“ die letzte CD der Berliner Band erschienen ist. Lediglich einige Songs für den Soundtrack von Leander Haußmanns Film „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ haben sie seitdem aufgenommen. Diese beiden Projekte waren von einer heiteren Melancholie getragen. Das neue Album kombiniert den unverwechselbaren Sound von Element of Crime mit einer neuen Wut.

Das bekommt der Platte. Wo die Songs der letzten Alben noch etwas glatt klangen, wird nun geschrammelt, gepoltert und gestampft. Wunderbare Texte von der nachlassenden Kraft der Liebe, die dennoch weiterlebt, und den verpassten Chancen im Leben zeugen nicht mehr von Altersmilde. Jetzt regen sie sich über den Gang der Dinge wieder auf.

Das macht das ganze Album frisch – und dennoch gewohnt nachdenklich. Wobei das Schmunzeln nicht ausbleibt. Denn die Situationen, die Element of Crime da besingen, kommen einem fast alle bekannt vor. Ob die Geschichte von der Mutter, die ihrem Kind beim Schaukeln zuschaut in „Am Ende denk ich immer nur an dich“ oder der Blick ins Gartencafé mit der schönen Zusammenfassung des Geschehens als „Jammern und Picheln“ in „Kaffee und Karin“: Jeder hat Ähnliches schon erlebt. Aber es so schön auszudrücken, können nur die wenigsten.

Kombiniert mit einer Musik, die mit Anleihen von Folk, Country bis Mariachi einen eigenen stringenten Sound abmischt, entsteht so ein Album, das wieder mehr als eine Eintagsfliege sein wird. Jedes der zehn Lieder ist so aufgebaut, dass man immer wieder Neues entdecken kann – bis hin zum Einsatz von Violine und Kinderchor. Aber nicht, um abgeschmackte Glückseligkeit zu transportieren, sondern um das Schöne im oft mühsamen Leben als Erinnerung im Hintergrund wachzuhalten. Einfach wunderbar.

„Immer da wo du bist bin ich nie“ erscheint bei Universal.

Element of Crime wundert sich über die Liebe

Offensichtlich sind gerade Sven-Regner-Festwochen. Sein neues Buch, Der kleine Bruder, ist herausgekommen
und hat eingeschlagen wie eine Bombe. Und dann ist da noch eine CD ganz frisch auf dem Markt: Robert Zimmermann
wundert sich über die Liebe. Das ist das Album zum aktuellen Film von Regisseur Leander Haußmann.
Sven Regener und seine Element of Crime haben dazu die meisten Stücke beigesteuert. Und so ist die CD ein halbes neues
Element-Album mit etwas Russendisco von Vladimir Vissotski und je einem Stück von Lexy & K. Paul, Amos, Donovan und Ed Csupkay. Aber am stärksten sind Regener und Freunde. Text und Musik knüpfen nahtlos an das letzte Album, Mittelpunkt der Welt, an. Die Melancholie, getragen von leichten Trompetenklängen, durchzieht die Songs. Sie fängt das Leben so ein,
wie es ist: In den einfachen Dingen oft so unendlich schwer und dennoch immer wieder heiter. Genau darin ist Element of Crime so meisterhaft. Im Kontrast mit Lexy & K. Paul oder Amos wird das richtig deutlich. Denn die stören auf dieser ansonsten wunderbaren
CD.