Mit Andreas Oppermann 1860 durch Palermo (3) – Märkte

„Palermo – Erinnerungen von Andreas Oppermann“ heißt ein 1860 in Breslau erschienenes Buch. Auf den Spuren dieses Namensvetters aus der Vergangenheit sieht Palermo manchmal noch genauso aus wie heute:

Straßen-Antiquariat in Palermo.

Der Antiquar legt ernsthaft den Schatz literarischer Reichthümer auf dem Straßenpflaster aus, unbekümmert, ob darüber auch einmal ein Eselchen mit seiner Ladung von Oel stolpert. Ein wissensdurstiger Käufer kniet sich gemüthlich vor den Büchern hin und hält Auslese seines Bedarfs.

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Ein paar rüstige Kapuziner schlendern mit Säcken auf den Rücken, um ihre Einkäufe zu besorgen oder milde Gaben zu erbitten.

Auf den verschiedensten Marktplätzen in der Stadt werden die reichen Erzeugnisse der See ausgelegt; was nicht etwa gleich auf der Straße Piedigrotta, im Quartier der Schiffer, am kleinen Hafen verkauft wird, das wird in die Stadt gebracht; riesige Fische, mancmal so groß, daß sie zwei Männer an einer über die Schultern gelegenen Stange tragen müssen, werden gleich auf dem Markte geschlachtet und häufig stückweise verauctioniert, wobei es ohne Scherz und komische Szenen nicht abgeht.

In keiner Stadt Italiens sieht man solche reiche Fülle von Gemüsen und Früchten. Die Größe und Schönheit derselben ist ganz außerordentlich – kein Wunder, wenn man bedenkt, daß der Palermitaner auf den Gemüseanbau großen Fleiß verwendet und ihn hierbei die ausgezeichnete Bewässerungsmethode der Campagne , sowie eines der glücklichsten Klimate der Erde unterstützt.

Jetzt öffnet auch der Pizzicaruol, der Maccaronieverkäufer seinen Laden. Mit kleinen zierlichen Herden fängt man an zu kochen, dort werden Kastanien gebraten, hier Fische geschmort, Maccaroni alla Napolitana und alla Siciliana zubereitet, hier duftet der Bratgeruch der Friddo in der Luft, dort dreht sich ein fetter Capaun am Spieße.

Der Fremde scheut sich in der Regel, hier Etwas zu genießen, wo gerade die beste Controle der Reinlichkeit möglich.

Ein höchst deliciöses Frühstück von einem saftigen Stück Capaun mit Carviol oder sonst welchem Gemüse ist hier für zwei bis drei Silbergroschen zu genießen, noch dazu in so luftiger, origineller Umgebung, der Forestiere aber giebt lieber das Fünffache, um dasselbe allein in einer dunklen Unterstube seines Hotels „einzunehmen“.

Wer in Italien nicht leichtlebig ist, hat keinen Genuß, wer es nicht dort wird, keinen Beruf zum Reisen und sollte lieber innerhalb seiner vier Pfähle bleiben (S. 143 ff).

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