Wie Sauna ohne Aufguss, wie Schwimmen ohne Wasser, wie Bücher ohne Buchstaben – so ist ein Herbst ohne Federweißen. Mindestens einmal im Oktober müssen es einige Gläser des gärenden Traubenmostes aus Hammelburg sein. Das geht natürlich nur, wenn ich es während der Weinlese in die Heimat schaffe. Zum Glück klappt es eigentlich jedes Jahr. Ansonsten würde sich der Herbst ja anfühlen wie Schwimmen ohne Wasser oder ein Buch ohne Buchstaben…
Federweißen in Flaschen, wie man ihn in den Supermärkten ja auch in Berlin kaufen kann, ist keine echte Alternative zum heimischen Getränk. Denn meist ist er zu süß und nicht weit genug vergoren, um gut zu schmecken. Sonst könnte er ja nicht so weit transportiert werden. Beim Winzer daheim aber kann ich mir den Federweißen so abfüllen lassen, dass ich ihn zusammen mit Freunden auch einige Tage später trinken kann. Dafür geht er in den Keller und füllt meinen Kanister mit noch jungem Federweißen, der dann tatsächlich acht Tage später genau so weit vergoren war, dass er süffig war ohne zu süß zu sein.
Und so war das Schoppenglas auch in diesem Jahr wieder ein Genuss. Ein seltener, besonderer Genuss, weil es den Federweißen ja nur so selten gibt.
Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“