Die Nackten sind da. Die Alten, die im Bademantel zwei, drei Straßen weit laufen, sind da. Die Hausfrauen, die zusammen eine Morgenrunde drehen sind da. Insgesamt sind es vielleicht zwölf, die am Ufer und im See sind. Sie alle lassen sich vom Wetter nicht abhalten.
Die Temperatur ist deutlich unter 20 Grad. Der Himmel zieht sich immer weiter zu. Alles sieht nach einem weiteren, ungemütlichen Sommertag aus. Einem, der so gar nichts mit Sommer zu tun hat. Nur diese Möglichkeit, den See fast für sich allein zu haben, erinnert an den Sommer. Jetzt, am Morgen, stören keine Motorboote. Der See liegt ganz flach da. Einzig einige schwimmende Köpfe, einige Blesshühner, Enten und Schwäne ragen aus dem glatten Wasser heraus.
Der erste Schritt ins Wasser verursacht eine kleine Gänsehaut. Auch die Wassertemperatur ist nicht wirklich sommerlich. Aber nach den ersten Zügen, wenn die kleinen Kältestiche auf der Haut nachlassen und die Atmung regelmäßig wird, ist nur noch belebende Frische zu spüren. Das andere Ufer alle vier Armzüge im Visier wächst die Zufriedenheit über die Überwindung. Jetzt gilt nur noch: Hauptsache rüberschwimmen. Und dann zurück. Ein Blick in die anderen Gesichter verrät: Auch hier nur Zufriedenheit. Und Ruhe. Hektik oder Lärm gibt es in dieser Gemeinschaft der einzeln für sich schwimmenden Eichwalder nicht. Wie angenehm!
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