Teresa Präauer liest ganz betont. Jedes Wort bekommt genau das Gewicht, das sie ihm beim Schreiben geben wollte. Das verwirrt am Beginn ihrer Lesung in der Jurte am Potsdamer Platz. Doch schon nach kurzer Zeit entsteht ein ganz eigener Sound, der aus dem Roman fast ein Prosa-Gedicht formt.
„Für den Herrscher aus Übersee“ erzählt von einer Liebesgeschichte eines österreichischen Fliegers und einer japanischen Fliegerin. Ganz fremd sind sie sich, als sie sich nach einem Absturz kennenlernen. Seine Enkel wollen diese Geschichte hören, für die die Großmutter kein Verständnis hat. So wenig wie für die Biere, mit denen er die Erinnerung an seine große Liebe wegspült. Was anfangs naiv klingt, bekommt eine erstaunliche Tiefe – oder besser Höhe, denn die hat Teresa Präauer im Blick, wenn sie schreibt.
Dieses von oben Wahrnehmen, um Strukturen zu erkennen, die sich dann beim Annähern auflösen, fasziniert sie. In ihrer Lesung am Potsdamer Platz bei den Geschichten in Jurten gelingt es ihr trotz der Enge das zu vermitteln. Obwohl sie selbst nach fast elf Stunden im Zug gerade rechtzeitig ankam. Der Schnee in Wien hatte den Flug verhindert. Doch dann sitzt Teresa Präauer in einer Jurte, die mollig warm ist, und dem Winter trotzt. Das ist ein bisschen wie der Stoff ihres Buches, in dem sich das Besondere in einer warmen, schönen Erinnerung bündelt, um die Kälte und die Wirrnisse des Lebens und Liebens im Besonderen zu konservieren.
Teresa Präauer: Für den Herrscher aus Übersee, Wallstein Verlag