Fundstück in der Laufhose

Türkische Lira in Laufhose
Türkische Lira in Laufhose

So drückend schwül wie heute war das Wetter beim Laufen noch nie. Die Beine waren schwer. Der ganze Körper triefte vor Nässe. Ob es Schweiß oder Luftfeuchtigkeit war? Ich weiß es nicht. Das Laufen förderte eine kleine Erinnerung ans Tageslicht: einen 5-Lira-Schein aus Ankara. Sorgfältig gefaltet muss er schon mindestens dreimal gewaschen worden sein. Und dennoch sieht der alte Atatürk noch ganz frisch aus.

Ganz anders als ich, als er in die Hose wanderte. Das war nach einer ziemlich schlaflosen Nacht. Früh morgens war der Lauf durch die aufwachende Stadt die einzig sinnvoll Maßnahme, um den hin- und herwälzenden Zustand zu beenden. Die 5 Lira wurden eingepackt, um unterwegs Wasser kaufen zu können. Doch daraus wurde nichts. Die Kioske hatten trotz des Frühsports etlicher Hauptstädter konsequent zu. Und so geriet der Schein in Vergessenheit.

Bis vorhin. Doch da war er genauso sinnlos wie in Ankara und das Wälzen im Bett. Zwar hatte hier der Kiosk auf, um meinen Durst zu löschen. Türkische Lira wollte der Verkäufer aber keine.

Frühsport um 06.30 Uhr in Ankara

Frühsport in Ankara
Frühsport in Ankara

Ankara. 06.30 Uhr am Samstag. Der Schlaf will nicht wiederkehren. Die senile Bettflucht treibt mich mit Laufschuhen auf die ruhigen Straßen der großen Stadt. Das Laufen tut gut. Nicht nur mir. Schon um diese Zeit sammeln sich bewegungsfreudige Großstädter, um die Nacht zu vertreiben. Sie nutzen die Fitnessgeräte, die an zwei Stellen in diesem und in vielen anderen Grünanlagen stehen.

Da schwingen sich Senioren von links nach rechts. Da laufen Frauen mit Kopftuch und wadenlangen, schweren, schwarzen Strickjacken. Da qäulen sich beleibte Männer an der Streckbank. Alle sind froh und ruhig. Sie konzentrieren sich auf ihren Körper und vergessen in dieser Morgenstunde den Alltag.

Anders als die letzten Nachtschwärmer, die wacklig den Weg nach Hause suchen. Die dem Läufer in ihren Straßen verwirrt entgegen blicken. Und sich offenbar nur noch nach Schlaf sehnen. Den finde ich zwar auch nicht mehr. Denn die Zufriedenheit über die frühe Bewegung und die beschäftigte, auf den eigenen Körper konzentrierte Ruhe der Morgensportler, ist wertvoller als eine weitere Stunde Schlaf. Und wacher macht sie noch dazu.