Mord in der halben Stadt“ heißt der Debüt-Krimi von Sören Bollmann. Er schildert den ersten Mordfall des Frankfurter Kommissars Bernd Matuszek und seines Slubicer Kollegen Wojtek Milosz. Ein bekannter Frankfurter Bauunternehmer wird ermordet in den Oderwiesen Slubices gefunden. Daraus entwickelt sich ein spannender Fall rund um Prostitution, Stasi-Akten und die Frankfurter Kommunalpolitik. Wobei es nicht um einen Schlüsselroman geht, indem das reale Leben der Stadt verklausuliert geschildert wird. So verfilt, wie Bollmann Frankfurt schildert, ist die Stadt nicht. Bollmann vermeidet zum Beispiel die Nennung echter Parteiennamen. Bei ihm heißen sie „blaue ParteI“ oder orange. Auch die binationalen Verstrickungen sind so nicht passiert, könnten aber tatsächlich auftreten. Insofern macht Sören Bollmann alles richtig. Er schriebt einen spannenden Krimi rund um Mord, Bestechung, Prostitution und das mit Kommissaren, die leben, lieben und auch mal abstürzen können.
Aber manches ist zu klischeehaft. Da ist der treue polnische Familienvater und auf der anderen Seite der deutsche Macho, der von einer jungen polnischen Studentin gezähmt wird. Da ist die Stasi-Geschichte, die irgendwie auch erwartbar ist. Und da ist eine sprachliche Kleinigkeit, die für einen wirklich guten Regionalkrimi fehlt: Bollmann gibt seinen Figuren nicht die sprachlichen Besonderheiten der Region. Matuszek verwendet zum Beispiel kaum Plusquamperfekt, obwohl das hier so charakeristisch ist. Matuszek war zum Beispiel nicht in Bansin gewesen, sondern er war nur in Bansin. Mit solchen Elementen spielt Bollmann gar nicht, obwohl es andere Regionalkrimis gibt, die komplett im Sprachduktus einer Region geschrieben sind und so die Identifikation erleichtern.
Dennoch ist der Krimi lesenswert. Und da Sören Bollmann schon seit 14 Jahren in Frankfurt (Oder) lebt, wird er bei den nächsten Krimis noch nachlegen können. Die deutsch-polnischen Verhältnisse sind ihm vertraut. Vielleicht hilft ihm das, auf das eine oder andere Klischee verzichten zu können. Dann kann eine richtig gute Krimi-Reihe daraus werden.
Mehr Krimis von Bollmann aus der Halben Stadt
Fall 1 – Mord in der Halben Stadt
Fall 2 – Einbruch in die Halbe Stadt
Fall 3 – Angst in der Halben Stadt
Entschuldigung, meinte Klischees, die Frauen betreffen.
Ich stimme Ihnen zu. Habe das Buch sehr gerne gelesen und würde es auch weiterempfehlen. Aber die Klischees, die vor allem auf Frauen betreffen, sind öde.
Da wäre ich neugierig zu erfahren, ob Sie die Frauenfiguren im zweiten Band „Einbruch“ glaubwürdiger fanden: Gosia Milosz, Franziska Weber, Julia, Sandra…