Herrn Kukas Empfehlungen für gute Tage in Wien

Radek Knapp: Herrn Kukas Empfehlungen
Radek Knapp: Herrn Kukas Empfehlungen

Waldemar. Der Pole heißt Waldemar und kommt aus Warschau, um nach Wien aufzubrechen. Ganz schön viele Ws wollen da auf wunderbarliche Weise Witz und Wahrhaftigkeit weismachen. „Herrn Kukas Empfehlungen“ von Radek Knapp trägt manchmal schon ein weinig dick auf. Dann drückt der Roman auf das Gemüt wie ein Kaiserschmarrn, der in zu viel Butterschmalz zu lange ausgebacken wurde, auf den Magen.

Und dennoch ist die Geschichte von Waldemars ersten vier Wochen in Wien ein amüsantes Buch. Denn Radek Knapp, der vor fast 30 Jahren selbst aus der Hauptstadt Polens in die Österreichs aufbrach, spielt wunderbar mit den Klischees die Polen vom Westen, Österreicher und Deutsche von Polen und alle zusammen von sich selbst haben. Nur manchmal trägt er zu dick auf. Aber das ist dann zwei Seiten später schon wieder vergessen, weil dann ein schöner neuer Einfall ein Schmunzeln erzeugt.

Waldemar steht in der Tradition vieler Schelmen, die ganz naiv in die Welt stolpern und den Lesern so zu amüsanter Erkenntnis verhelfen. Nach 250 Seiten ist er erwachsen geworden – mit allem was dazu gehört: der erste Sex, die erste Liebe, der erste Job – und das alles fern der Heimat. Dass der Roman schon 1999 erschienen ist, stört nicht. Die Geschichte ist heute genauso wahrscheinlich wie damals – mit samt dem Inventar Wiens. Kein Wunder, dass das Buch vor fünf Jahren auch verfilmt wurde. Wer Polen, Wien, Österreich und oder Schelmenromane mag, der wird seinen Spaß mit Radek Knapps „Herrn Kukas Empfehlungen“ haben.

Radek Knapp: Herrn Kukas Empfehlungen; Piper

Ransmayr und Pollack intonieren drei polnische Duette

Christoph Ransmayr / Martin Pollack: Der Wolfsjäger
Christoph Ransmayr / Martin Pollack: Der Wolfsjäger

Christoph Ransmayr probiert die Möglichkeiten der Literatur aus. Neben seinen großen Romanen wie „Die letzte Welt“ schreibt er auch die kleinen Formen als lose Folge unter dem Titel „Spielformen des Erzählens“. „Die Unsichtbare“ ist ein Theaterstück, „Die dritte Luft“ eine Rede oder „Damen &  Herren unter Wasser“ eine Bildergeschichte. Zusammen mit Martin Pollack hat er „Die Wolfsjäger“ geschrieben.

„Drei polnische Duette“ hat der schmale Band als Untertitel. Das ist irreführend, denn es handelt sich bei den drei Texten nicht um Gedichte. Vielmehr haben die beiden drei Erzählungen zusammen geschrieben. Ort der Handlungen ist die polnische Grenzregion zur Ukraine und zur Slowakei. Ein Landstrich, in dem der zweite Weltkrieg länger dauerte als anderswo. Hier kämpfte eine ukrainische Untergrundarmee noch einige Jahre gegen die Grenzverschiebungen und den Stalinismus.

Nachdem die Nazis schon ganze Dörfer ausgerottet hatten, kam es so zu einer weiteren Welle der Gewalt, der Vertreibung und der Auslöschung ganzer Dörfer. Martin Pollack hat die Gegend in seinem Buch „Warum wurden die Stanislaws erschossen“ beschrieben. Mit Christoph Ransmayr war er später dann auf Wanderschaft in den polnischen Karparten. Der war neugierig auf diese so nahe, mitteleuropäische Region, die uns doch weiter weg erscheint als die Türkei oder die Tauchreviere im Roten Meer.

Entstanden sind drei dichte Texte darüber, wie die Wunden der Vergangenheit nur oberflächlich heilen. Texte, in denen die Natur genauso wie die Geschichte dominanter ins Leben des Einzelnen eingreifen als die Moderne. Es entstehen Szenen, die an die mythologische Dimension von „Die letzte Welt“ und an die kompakten Reportagen Pollacks erinnern, ja aus einem Geflecht dieser Komponenten einen Text weben, in dem beide Stimmen ihre Solo-Kraft verlieren, um wahrlich ein großes Duett zu erzeugen.

Mehr von Ransmayr:
Die letzte Welt
Die Unsichtbare
Atlas eines ängstlichen Mannes

Schnitzel ist auch nur geröstetes Brot

Wiener Schnitzel mit warmen Gurken-Kartoffelsalat und Preiselbeeren.
Wiener Schnitzel mit warmen Gurken-Kartoffelsalat und Preiselbeeren.

Das Schnitzel gilt ja nach wie vor als der Deutschen liebstes Fleischgericht. In Teilen  Österreichs ist es zudem ein kulinarisches Heiligtum.  Schön flach gelklopft, fein paniert und kurz in Sonnenblumöl goldgelb gebraten ist es auch eine Köstlichkeit. Aber warum  fahren gerade Deutsche so darauf ab?

Es ist die Liebe zum Brot! Nirgendwo gibt es so viele Brotsorten wie hier. Und nach nichts sehnen sich deutsche Reisende mehr, als nach einer Scheibe guten Brots daheim. Denn im Rest der Welt gibt es ja nur lappiges Weißbrot, bestenfalls auch schlappriges Graubrot. Doch dem Deutschen genügt das nicht. Er will kraftvolles Schwarzbrot.

Beim Schnitzel bekommt er das zum Fleisch dazu. Dieses ist so dünn, dass es kaum auffällt. Aber die Panade, diese gebackene Köstlichkeit aus klassischen Teigzutaten ist der eigentiche Grund dafür, das Schnitzel zu lieben. Die Mixtur knuspert wie in Öl geröstetes Brot, wie die leckeren Brotkrümel, wie sie in Knödeln zum besseren Aufsaugen der Soße vorgehalten werden.  Auch hier ist es letztlich das Brot, das den besonderen Genuss ausmacht.

Und das Schnitzel? Was ist ein Schnitzel denn anderes als etwas Fleisch in wunderbarer Teigkruste?

In memoriam Georg Kreisler

Georg Kreisler: Ich hab ka Lust

Heute konnte er seinem Vers nicht mehr treu sein:

„Doch sollte sich einmal in meinem Leben
der Tod trotz alledem zu mir begeben
und sagen: Lieber Freund sei nicht beklommen.
Die Stunde schlägt, du musst jetzt mit mir kommen.
Dann sag ich: Es wird mir eine Freud sein.
Doch sagen Sie: Muss das ausgerechnet heut sein.
Und ruft er dann: Was zögerst Du? Du musst!
Dann sag ich : Nein! Ich hab kei Lust!“

Vielen Dank Georg Kreisler.

Fundstück im Datenmüll: Ein Interview mit Josef Hader

Hader spielt Hader. Fotos: © Udo Leitner
Hader spielt Hader. Fotos: © Udo Leitner

Dieses Interview mit Josef Hader ist zwischen Weihnachten und Silvester 2006 geführt worden. Seine Antworten sind auch fünf Jahre später noch gut. Und sie passen als Vorbereitung für alle, die sich seine Auftritte im Berliner Babylon in der kommenden Woche anschauen wollen:

Hatten Sie schöne Feiertage?

Sie waren dringend nötig. Ich hatte eine sehr anstrengende Tournee.

Wie lange spielen Sie das Programm Hader muss weg schon?

Seit zwei Jahren.

Warum kommt es so spät als DVD und CD auf den Markt?

Es gibt da zwei Kräfte. Die Produzenten wollen die Veröffentlichung möglichst sofort. Sie sagen, dass der beste Zeitpunkt am Anfang ist. Der Künstler dagegen will es möglichst spät aufnehmen, weil er das Programm dann einfach besser kann. Eigentlich sollte man das den Zuschauern ja nicht sagen, aber ich tue es trotzdem: In ein Kabarett-Programm sollte man eigentlich erst nach einem Jahr gehen. Da können es die Künstler dann auch richtig.

Das merkt man auch an den Aufnahmen von DVD und CD. Die CD wirkt noch sicherer.

Ja genau. Ein Programm hat eine Entwicklung, wie sie auch ein Mensch hat. Am Anfang ist es jung. Da wird Können durch Kraft ersetzt. Wenn es etwas älter ist, braucht man nicht mehr so viel Kraft und hat mehr Platz für Zwischentöne.

Worüber haben Sie sich heute schon aufgeregt?

Über gar nichts?

Wirklich nicht?

 Ich rege mich wenig auf.

 In ihrem Programm wirkt das anders.

Auf der Bühne ist das auch anders. Der Hader im Programm ist eine Bühnenfigur, die ich nicht allzu sympathisch erscheinen lassen wollte. In der Geschichte stirbt er bald. Angesichts dessen sollte sich das Publikum nicht allzu sehr nach ihm zurücksehnen.

Wie viel echter Hader steckt in diesem Bühnen-Hader?

Schon viel. Ganz ehrlich: Der Schimpfmonolog am Anfang hat beim Schreiben so viel Spaß gemacht, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte. Ursprünglich war er dreimal so lang, wie im Programm. Das Schimpfen macht halt einfach Spaß.

Ihr letztes Programm hieß Privat. Steckte da noch mehr Joseph Hader drin?

Nein. Die Titel sagen so viel nicht über das Stück aus. Aber wenn man selber schreibt und dann nur eine Person spielt, dann muss man so viel aus seinen Erinnerungen, aus seinem Leben nehmen, dass man gar nicht anders kann, als sich persönlich einzubringen. Das ist die einzige Möglichkeit, die Zuschauer zwei Stunden lang zu fesseln.

Im aktuellen Programm spielen Sie sieben Personen. Können Sie sich vorstellen, dass dieses Stück auch von anderen Schauspielern gespielt werden könnte?

Das kann ich sehr schwer beantworten. Ich habe das noch nie ausprobiert. Dann müsste man das Programm an einigen Stellen umschreiben und von persönlichen Dingen befreien. Dann wäre es eher wie eine Partitur, in die der Schauspieler seine Person einbringen kann. Aber die Frage hat sich bisher nie gestellt.

Gibt es eine Höchstgrenze der Aufspaltung von Hader? Sieben sind ja nicht ohne…

Nein. Ich habe mich nie gefragt, wie viele Personen ich alleine spielen kann. Ich habe versucht, diese Geschichte zu erzählen. Mein Ziel ist es auch nicht, das nächste mal ein Programm mit noch mehr von mir allein gespielten Personen zu machen. Es war diesmal einfach der Wunsch, es auszuprobieren. Normal mache ich so etwas ja nicht.

Wie wichtig ist dabei ein Regisseur?

Bei Hader muss weg, war das sehr wichtig.

Wie lebt es sich zurzeit in Österreich?

Tja. Wir haben ja noch keine Regierung. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird es eine große Koalition. Und zumindest für Österreich heißt das nichts Gutes, denn dadurch werden die rechtspopulistischen Protestparteien gestärkt.

Es ist doch absurd, dass der abgewählte Kanzler die Koalitionsverhandlungen so lange hinauszögert, bis jeder die Wahl vergessen hat.

Man muss grundsätzlich akzeptieren, dass Politiker Menschen sind, die genauso gekränkte Eitelkeiten haben, wie zum Beispiel Künstler (er lacht). Das ist aber nicht das Hauptproblem. Es gibt immer die Kräfte, die miteinander etwas bewirken wollen. Und es gibt die, die eigentlich nur gegeneinander arbeiten wollen. Das merkt man ja auch in Deutschland. Das ist das Hauptproblem bei einer Koalition gleichstarker Parteien. Das muss man abwarten. In den 90er Jahren gab es ganz lange eine große Koalition, an deren Schluss der Haider auf 27 Prozent gekommen ist.

Wenn Sie als Österreicher in Deutschland auftreten, merken Sie dann Unterschiede im Publikum?

Es gibt ja Deutschland gar nicht. Wenn man als Kabarettist sein Programm in Deutschland spielt, merkt man, dass es den deutschen Zuschauer nicht gibt. In Bayern, in Baden-Württemberg, in Hessen oder noch weiter oben, ist der Humor ganz anders. Der Humorzustand ist noch wie vor 1871.

Ihre CD ist mit dem Hinweis Dialekt light inklusive deutscher Flagge erschienen?

Es gibt zwei Varianten. Wer den Dialekt nicht so gut versteht, für den ist das ein Angebot. Wenn mir der Dialekt so wichtig wäre, dann würde ich doch in Deutschland ohnehin nicht spielen. Mir ist wichtig, dass die Sprache weich bleibt.

Wie lange wollen Sie dieses Programm spielen?

Ich arbeite mich vom Süden langsam zur Nordsee rauf. Und vom Osten in den Westen. In Deutschland bin ich mittlerweile bis Köln.

Wann kommen Sie dann nach Berlin?

Das kann ich noch nicht sagen. Ich hatte vor, im, Herbst 2007 dort zu sein. Aber jetzt sind noch etliche Auftritte in Bayern und Baden-Württemberg dazwischengekommen. Es wird also bestimmt erst 2008.

Was wünscht sich der Mensch Joseph Hader für 2007?

Viele Dinge gleichzeitig. Da müsste ich erst wissen, wie viele ich habe – und was ich Ihnen dann sagen würde. Aber auf jeden Fall, dass möglichst wenig Katastrophen passieren; auf der Welt und bei mir.

Florian Klenk entdeckt das Ende der Welt mitten in Europa

Florian Klenks Buch mit Reportagen
Florian Klenks Buch mit Reportagen

Das Ende der Welt entdeckt Florian Klenk nicht irgendwo in Feuerland oder der Südsee. Der Journalist aus Österreich findet es in seinem Heimatland – und den angrenzenden Ländern der ehemaligen österreichischen Kronlande. Klenk ist stellvertretender Chefredakteur des Wiener „Falter“. Für ihn hat er die Reportagen geschrieben, die in dem Band „Früher war hier das Ende der Welt“ erschienen sind.

Dabei meint dieses „Ende“ in den wenigsten Fällen einen geographischen Ort. Vielmehr schreibt Klenk über diejenigen, die sozial am Ende der Wahrnehmung leben. Etwa die Wiener Huren, die von der Stadtverwaltung und dem Innenministerium immer weiter aus dem Sichtfeld der Stadt gedrängt werden. Das führt natürlich nicht dazu, dass weniger Freier zu ihnen kommen. Aber das Abdrängen macht die Frauen von Zuhältern abhängig, es kriminalisiert sie und es kann dazu führen, dass die schutzlosen Frauen viel leichter Opfer von Gewalt werden. Damit sind sie am Ende der Welt, mitten in Wien angekommen.

Anders ist es bei Klenks Besuch eines ukrainischen Flüchtlingslagers, in dem Menschen aus Pakistan, der Türkei und andern Ländern stranden, die den Sprung in den EU-Schengenraum nicht schaffen. Dort leben sie zwischen der Slowakei, Ungarn und der Ukraine und harren in schlimmsten Zuständen aus, weil sich niemand für die zuständig fühlt. Und weil sie hoffen, dass sie ihrem Elend mit einem – illegalen – Sprung über die Grenze doch noch entkommen können. Hier, wo früher schon keine K.u.K-Herrlichkeit, sondern Elend war.

Florian Klenk rückt mit seinen Reportagen Menschen in den Blick, an die wir in der regel nicht denken. Und auch nicht denken wollen, weil wir uns dieses Elend weder vorstellen wollen noch können. Das macht er sehr anschaulich, vor allem auch deshalb, weil es sich selbst nie in den Blick rückt. Klenk überlässt es dem Leser, ein Bild zu entwerfen und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.

Martin Prinz erwandert sich die bäuerliche Kultur der Alpen

2500 Kilometer quer durch die Alpen. Auf den Weg von Triest in Italien nach Monaco hat sich der österreichische Journalist Martin Prinz gemacht. Zu Fuß wollte er nicht nur seine körperlichen Grenzen kennenlernen, sondern vor allem auch die unserer Lebensweise. Der Alpenraum ist eine von Menschen belebte und geformte Kulturlandschaft. Das betrifft natürlich nicht die Gipfel und Gletscher.

Aber die Bergwiesen und Almen, die jeder Tourist mit den Alpen in Verbindung bringt, gibt es nur, weil Menschen seit Jahrhunderten Landwirtschaft betreiben. Der Rückgang der bäuerlichen Kultur birgt die Gefahr, dass sich die Alpen insgesamt verändern. Insofern war die Wanderung in 161 Tagen mehr als eine Suche nach dem eigenen ich. Für Prinz war der lange Weg vor allem eine Recherchereise, bei der die Langsamkeit der Fortbewegung erste die Erkenntnis beförderte.

Denn egal ob in Italien, Slowenien, Österreich, Deutschland, der Schweiz oder Frankreich, überall entdeckte Prinz eine ähnliche Struktur der einstigen bäuerlichen Landwirtschaft – und dieselben Folgen deren Rückgangs. Denn da, wo heute Städter die ehemaligen Bauernhöfe als Wochenendhaus nutzen, werden aus ehemaligen Weiden wieder Wälder. Damit verändert sich nicht nur das Landschaftsbild, es verschiebt sich die gesamte ökologische Struktur. Und mit dem Rückgang der bäuerlichen Eingriffe wachsen auch die Gefahren von Lawinen und Muren. Denn die Bauern sichern das Land nicht mehr. Eine Aufgabe, die von den Wochenendpendlern auch nicht übernommen wird. Martin Prinz gelingt es in seinem Buch diese Zusammenhänge sehr anschaulich darzustellen. Wesentliches Stilmittel dabei sind seine Schilderungen des Laufens, Kletterns und Ausruhens.

Er nimmt den Leser auf die Wanderung mit, lässt ihn die Strapazen und Gefahren erleben. Dadurch werden die Eindrücke unmittelbarer und die Schlussfolgerungen zum Thema Natur und Mensch plausibler. Lediglich der dritte Erzählstrang ist mitunter nervig. Die Trennung von der Mutter seines Kindes und das Finden einer neuen Liebe mag für Prinz ein bedeutender Teil der langen reise sein. Für den Leser ist das aber unerheblich. Dieser lange Weg zu ihm selbst nimmt dutzende Seiten ein, die gern hätten gestrichen werden können. Sie blähen das ansonsten gut und informativ geschriebene Buch auf und schmälern gleichzeitig die Leselust.

MOZ-Rezension…

Sarah Wiener entdeckt die Küche für uns

Sarah Wiener, Quelle: pr
Sarah Wiener, Quelle: pr

Sarah Wiener (46) ist gern unterwegs. Schon mit 17 trampte sie quer durch Europa. Ihre Leidenschaft Kochen hat sie zum Beruf gemacht. Für den Sender arte war sie kreuz und quer durch Frankreich unterwegs, um im Land der Feinschmecker bei herausragenden
Köchen deren Rezepte kennenzulernen. Dabei musste sie Tiere schlachten, Käse machen und Weintrauben pressen.

Frau Wiener, wo schmeckt es besser? In Österreich oder Frankreich?

So pauschal kann man das natürlich nicht sagen! Ich komme aus Österreich und liebe die
österreichische regionale Küche sehr – die österreichische Mehlspeisenküche hat  Weltklasse und ist meiner Meinung nach ungeschlagen. Andererseits ist Frankreich ein so vielfältiges und klimatisch unterschiedliches Land, dass wirklich jeder etwas finden kann, was er liebt. Besonders natürlich auch alles, was aus dem Meer kommt.

Warum? Wird die österreichische Küche nicht unterschätzt?

Österreich ist ein kleines Land. Die Küche hat aber einen sehr guten Ruf – und das zu Recht.

Aber mit Arte waren Sie in ganz Frankreich unterwegs, um zu kochen. Welche Aufgabe war die schwerste?

Die Tiere zu schlachten, hat mir schon etwas zu schaffen gemacht – und manchmal das  frühe Aufstehen, um dann körperlich hart zu arbeiten, wie auf dem Fischkutter oder Käse herzustellen.

Vielen Leuten sind Innereien ein Gräuel. Wie erklären Sie denen, dass zwischen Leber und  Herz echte Leckereien stecken?

Einfach probieren – und dann nochmal.

Gibt es etwas, vor dem Sie sich richtig ekeln?

Verdorbenes Fleisch und lebendige Tiere hinunterzuwürgen.

Was ist der Unterschied zwischen den beiden Büchern „Meine kulinarische
Reise durch Frankreich“ und „Frau am Herd“?

Das erstere ist ein Reisebericht mit allen französischen Rezepten und meinen eigenen Erfahrungen. Das letztere ist ein reines Kochbuch mit Warenkunde, quer durch Europa, mit den unterschiedlichsten Rezepten, die ich alle sehr mag und die relativ gut  nachkochbar sind.

Und auf was sollten wir alle beim Einkaufen Ende November unbedingt achten?

Worauf Sie auch in den anderen Monaten achten sollten: Frische, Saisonalität wenn möglich, kleine Produzenten und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung.

 

Dieses Interview ist am 28. November 2008 in 20cent erschienen.


Severin Groebner gibt dem Leben seinen Sinn

Severin Groebner ist auf dem Wiener Zentralfriedhof. Da spielt er seine ganze Familie. Von der Tante, die noch immer Hitler hinterher trauert bis zum Neffen, der außer Game-Boy kaum ein Wort richtig sprechen kann. Den ganzen Irrsinn einer Familie und damit der Gesellschaft versammelt er um das Grab des Großvaters.

Der Wiener Groebner setzt dabei – wie die Wiener Josef Hader und Alfred Dorfer – auf ein komplettes Theaterstück, indem er allein alle Figuren spielt. Diese phänomenale Mischform von Theater und Kabarett scheint sich in Österreich gerade durchzusetzen. Groebner trifft seine Figuren hervorragend. Sein Witz ist herrlich böse. Und die Songs sind eine Klasse für sich.

Severin Groebner: SO GIBT MAN DEM LEBEN SEINEN SINN – DOPPEL-CD. WORTART, 18,99 EURO.

Hader muss weg

Hader muss weg
Hader muss weg

Da verschlägt es einem glatt das Lachen: Als sieben verschiedene Figuren kommt Josef Hader in seinem aktuellen Programm „Hader muss weg“ auf die Bühne. Jetzt ist es endlich als DVD erschienen.

Zu sehen sind ein unsympathischer Kabarettist, ein selbstgefälliger Zuschauer, ein faschistoider Tankstellenbesitzer, eine osteuropäische Pseude-Nutte und ihr Zuhälter, ein abgehalfterter Barmusiker und die Ex des dämlichen Zuschauers. Es geht um Mord, um Kabarett, die Nazi-Vergangenheit, um steuerhinterzogene Euros und immer wieder um die Frage nach der Moral.

Hader muss weg ist ein furioser Schnitt ins Leben des neuen Jahrtausends. Hader selbst ist imposant und ungeheuer aktiv. Sein Spiel verschlägt dem Zuschauer die Sprache. Und in vielen guten Momenten auch das Lachen!