„Was machst Du da?“
„Kreuze. Heue darf ich sieben machen.“
„Warum machst Du Kreuze?“
„Weil ich wähle.“
„Warum wählst Du?“
„Weil wir mitbestimmen dürfen.“
„Aber Du bestimmst doch immer alles.“
„Es geht nicht um zuhause. Es geht um die Gemeinde und um Europa.“
„Was ist Europa?“
„Das sind ganz viele Länder. Und die gehören alle zusammen. Und die Erwachsenen in den Ländern dürfen alle wählen, um zu bestimmen, was in Europa passieren soll.“
„Hm. Dann will ich auch bestimmen.“
(Dialog von Vater und dreijährigem Sohn im Wahllokal)
Autor: Andreas
Berliner Fußballplätze – Tennis Borussia Berlin
Tennis Borussia Berlin: Hans-Rosenthal-Sportanlage
Die Trainigsanlage von Tennis Borussia Berlin liegt idyllisch im Grunewald. Umgeben von Sportanlagen anderer Vereine, Kleingärten und Wald bietet sie die Möglichkeit zum Entspannen. Der gut sortierte Kiosk, die möglichen Blicke auf Teufelsberg, Funkturm und Flutlichtanlage des Mommsen-Stadions tragen dazu bei.
Mit dem Namen der Sportanlage erinnert der Verein an Hans Rosenthal, den legendären Moderator von „Dalli Dalli“. Der jüdische Junge überlebte den Nationalsozialismus, weil ihn Berliner in ihren Datschen versteckten. Als Erwachsener war er von 1965 bis 1973 Vorsitzender von TeBe. Damals war der Verein eine echte Größe im Berliner Fußball. Jetzt ist er gerade dabei, seinen Status als Leistungszentrum zu verlieren, weil die 1. Mannschaft keine Aussicht mehr darauf hat, wieder einmal in die 2. oder gar in die 1. Bundesliga vorzustoßen.
Die Größe der Anlage mit ihren Rasen-, Kunstrasen und sogar einem Ascheplatz erinnert an die guten alten Zeiten von TeBe.
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Die Rückkehr des Zuges in Eisenhüttenstadt
„Das gibt es doch gar nicht!“ „Scheiß Bahn!“ „Das ist doch unglaublich, der kann doch jetzt vor unserer Nase wegfahren!?“ Bahnhof Eisenhüttenstadt. Auf dem Bahnsteig versammeln sich immer mehr Reisende, die in genau diesen Zug nach Cottbus einsteigen wollen. Doch der fährt direkt vor unserer Nase weg. Als letzte erreicht die Schaffnerin des Zuges den Bahnsteig. Sie hatte uns alle vor dem Bahnhofsgebäude in Empfang genommen, als uns der Bus des Schienenersatzverkehrs zwischen Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt ausspuckte. „Gehen Sie gleich durch den Durchgang zum Zug. Er wartet schon!“ Das hatte sie gesagt. Doch das Warten stellte der Lokführer ein, als die ersten von uns den Bahnsteig erreichten. Er fuhr einfach los.
„Das gibt es doch gar nicht,“ meint die Schaffnerin. „Jetzt fährt mein Lokführer ohne uns los.“ Da lacht sie noch. Schüttelt den Kopf und ist auch schwer verwundert über das, was die Bahn so alles macht. Die Stehengelassenen schimpfen natürlich. Sie haben mit der Frau in der Bahnuniform eine Schuldige entdeckt. Sie stürmen auf sie ein. Machen ihr Vorwürfe, obwohl sie ja auch eine Zurückgelassene ist. Aber der härtesten Pöbler interessiert das nicht. Abe rdie Schaffnerin bleibt ruhig. Sie nimmt ihr Handy und ruft den Lokführer an. Sie spricht mit ihm – und dann? Dann sagt sie das Unfassbare: „Der Zug kommt in wenigen Minuten zurück. Der Lokführer muss nur noch anhalten und dann die fünf Waggons nach vorne laufen. Dann kommt er wieder und nimmt uns mit.“
Gibt es das wirklich? Fährt ein Zug zurück, um Fahrgäste doch noch mitzunehmen? Kaum zu glauben. Aber es stimmt. Fünf Minuten später rollt der Zug wieder in den Bahnhof ein, nimmt die wartende Menge auf. Die stürmt die Türen, will sich schnell setzen. Als trauten sie dem Frieden nicht. Als könnte der Zug erneut direkt vor ihrer Nase kehrt machen. Die Schaffnerin steigt als letzte ein. Ein Danke hat sie nicht gehört. Ein Lob für das Rückbeordern eines Zuges? Kein Wort. Weder von den Lauten noch von den Leisen. Sie alle sitzen im Zug. Viele ärgern sich noch immer. Sie haben ja Zeit verloren. Zeit verloren! Anstatt sich darüber zu freuen, dass für sie etwas in Bewegung gesetzt wurde, was es sonst ncht gibt.
Auf dem Neiße-Radweg von Forst nach Klein Bademeusel
Auf dem Radweg von Forst nach Klein Bademeusel
Forst ist eine Stadt voller Narben. Der amputierte Teil östlich der Oder, von dem es nichts mehr gibt. Die Baulücken, die sich zwischen Jugendstilhäusern und -villen auftun. Die leeren Fenster in ehemaligen Texilfabriken. Gleise, die in der Straße liegen und keine Anbindung mehr haben. Das sieht schlimm aus. Aber die
Einige Kilometer weiter südlich, in Klein Bademeusel, führt die kleine Dorfstraße auch ins Nichts. Da, wo einst die Brücke über die Neiße war, ist ein Stelle zum Ausruhen unter einem schönen Baum. Der Blick ins wenige Meter entfernte Polen ist idyllisch. Und irgendwie ist die Zeit hier stehengeblieben. Ein Ort zum Entspannen, zum Durchatmen. Kein Ort für Remmidemmi. Eine Station zum Passieren. Aber Verweilen? Wenn dann nur kurz, um die Natur aufzusaugen, den Wind zu spüren, die Farben der Felder und des Himmels zu sehen. Und über die Neiße nachzudenken, deren Verlauf zur Grenze wurde.
Montaigne entdeckt das Innere beim Reisen
Italien, Deutschland und die Schweiz aus der Sicht eines Franzosen aus dem 16. Jahrhundert, das ist eine interessante Konstellation. Zum einen weil die Nationalstaaten damals noch nicht einmal als Idee in den Köpfe war, zum anderen weil der Autor Michel de Montaigne präzise und amüsant zu formulieren wusste. Vor allem aber, weil in diesem Text, in diesem Tagebuch zu beobachten ist, wie sich das Ich, wie sich die Beschreibung von eigenen Gemütszuständen und die Beobachtung des eigenen Körpers bei Krankheiten in den Tagebüchern Raum nehmen. Das ist in dieser Zeit tatsächlich neu. Und so ermöglicht Montaignes Tagebuch einen Einblick in die frühsten Momente der Moderne.
Die Andere Bibliothek hat den Band jetzt herausgegeben. Das ist einerseits gut, weil er deshalb wieder verfügbar ist. Es ist aber auch ärgerlich, weil das Besondere dieser Reihe dadurch aufgeweicht wird. Denn der exakt gleiche Band ist schon vor einigen Jahren bei Eichborn erschienen. Derselbe Text, dieselbe Übersetzung, nur die Gestaltung ist anders. Da das Ziel der Anderen Bibliothek eigentlich das Entdecken von Büchern und Texten ist, die schon lange nicht mehr verfügbar sind oder gar noch nie in Deutschland oder gar überhaupt noch nie erschienen sind, ist das wirklich ärgerlich.
Mehr von der Anderen Bibliothek auf diesem Blog…
Berliner Fußballplätze – RFC Liberta in der Scharnweberstrasse
Beim RFC Liberta in der Scharnweberstrasse
Eingeengt zwischen der Start- und Landebahn des Flughafens Tegel, der Autobahnausfahrt und der U-Bahn, die hier eine Hochbahn ist, liegt in der Scharnweberstraße eine fast schon idyllische Fußball-Anlage. Der RFC Liberta ist hier der Hausherr. Der Berliner Fußballverband veranstaltet hier regelmäßig Auswahlturniere. Wenn nicht ab und an die Triebwerke der startenden oder landenden Maschinen einen bei schlecht stehendem Wind fast die Ohren wegpusten würden, wäre der Platz schon fast eine Ruheinsel. Zum Glück passiert das nur selten – und so ist der Fußballplatz an der Scharnweberstraße tatsächlich ein schöner Ort mitten in der Stadt,
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Concordia Wilhelmsruh – Nordendarena
Die Reportagen von Albert Londres verblüffen durch Aktualität
Albert Londres kannte ich bislang nicht. Dass er ein großer französischer Journalist in den Zwischenkriegsjahren war, wusste ich nicht. Aber jetzt habe ich „Ein Reporter und nichts als das“ gelesen. „Die Andere Bibliothek“ hat wieder einmal Texte zugänglich gemacht, die in Deutschland bislang nicht verfügbar waren. Drei Bücher haben Christian Döring als Herausgeber und Linda Vogt als Lektorin in einem Band zusammengefasst. Und alle drei sind Reportagen von großer Klarheit.
„China aus den Fugen“ ist im Mai 1922 erschienen und schildert die Situation zehn Jahre nach der Abdankung des letzten Kaisers. „Ahashver ist angekommen“ ist eine Reise durch das jüdische Leben in Westeuropa, den Ghettos Osteuropas und im Palästina der Zionisten in den Jahren 1929 und 1930. Und „Perlenfischer“ ist das Ergebnis einer Recherche zwischen dem Golf von Oman und dem Golf von Aden im Jahr 1931. Jedes dieser Bücher ist ein erstaunlicher Reportageband. In ihrer Fülle sind sie ein fulminantes Zeugnis davon, was dieses Genre kann.
Das wird vor allem bei „Ahashver ist angekommen“ deutlich. Londres beginnt in London, sich auf die Suche nach dem Leben und dem Denken der Juden zu machen. Er lernt die reichen und die armen Juden kennen. Er besucht Talmud-Schulen und spricht mit Zionisten, die eine jüdische Zukunft nur in Palästina sehen. Von dort macht sich Londres auf den Weg über Westeuropa ins östliche Mitteleuropa, in die Tschechoslowakei, nach Polen und Russland. Er erlebt die kaum vorstellbare Armut der Juden in den Karpaten oder dem Lemberger Ghetto. Er reist zusammen mit Menschen, die sieben Sprachen fließend sprechen, aber es nicht schaffen sich aus den furchtbaren Zuständen ihrer Heimatorte zu befreien. Er lernt Wunderrabbis kennen und überall sieht er Fotografien von Theodor Herzl, dem Begründer des Zionismus. Londres erfährt, was die Juden Europas bewegt, wie unterschiedlich sie denken – und wie antisemitisch die Gesetzgebung Polens war, wie diskriminierend Tschechen, Slowaken, Rumänen, Ukrainer oder Russen mit der Minderheit in ihrer Mitte umgingen. Londres hört überlebenden der Pogrome in Russland zu. Und so versteht er immer besser, warum sich ein Teil der Juden in den tiefen Glauben flüchtete und ein anderer sein Heil in der Auswanderung ins Land der Vorväter in Palästina suchte.
Wer diese Reportage heute, nach der Shoa, liest, erschrickt zwangsläufig. Nicht nur, weil hier eine Welt auflebt, die durch die Mordmaschinerie der Nazis vernichtet wurde. Nein, man erschrickt auch, weil der Hass auf die Juden als ein europäisches Phänomen geschildert wird. Denn das diskriminiert werden, ja das ermordet werden, gehörte für die Juden auch in den 21 Jahren zwischen 1. und 2. Weltkrieg zum Alltag.
Sein Besuch im englischen Mandatsgebiet, in dem sich die Zionisten niederlassen durften, ist ebenfalls von einer ungeheuren Hellsichtigkeit. Londres beschreibt die Konflikte mit den Arabern, er schildert auch dort einen Pogrom gegen die Juden – und er beobachtet verblüfft, wie sie die jüdischen Einwanderer in den Dienst des Aufbaus eines jüdischen Staats stellten, ohne auf die einstige Stellung in Europa zurückzublicken. Wer etwas über das Entstehen des Nahost-Konflikts erfahren will, ist hier richtig. Denn Londres zeichnet bei seiner Reportage aus den Jahren 1929 und 1930 genau die Konfliktlinien nach, die noch heute entscheidend sind. Und er erfasst die Mentalität eines Volkes, das sich aus der Diskriminierung und Verfolgung befreit, um den eigenen Staat zu schaffen. Londres schafft es dabei, immer Distanz zu wahren. Ihn begeistern der Wille und die Zielstrebigkeit. Aber er versteht auch die Araber. Er nimmt keine Partei, sondern schafft es nur Kraft seiner Beobachtung und seiner klaren und prägnanten Stils, aufzuklären. Ein Meisterwerk eben.
Berliner Fußballplätze – BSV Hürtükel
Zwischen Columbiadamm und dem Tempelhofer Feld liegt der Fußballplatz des BSV Hürtürkel. Der türkische Club hat einen Kunstrasenplatz für Training und Spiele. Derzeit ist der Platz nur auf einer Seite mit Wohnhäusern bebaut. Wenn es nach den Plänen des Berliner Senats geht, dann schließen sich in Zukunft auch im Süden Wohnungen an. Denn hier wäre der Platz für die Randbebauung des Tempelhofer Feldes. Der Platz selber ist Berliner Standard, was Kunstrasen angeht. Der Spielplatz vor den Umkleiden ist an Spieltagen stets bevölkert. Auf dem Platz dominieren bei den Frauen Kopftücher. Männer und Frauen sprechen oft Türkisch, aber auf dem Platz wird Deutsch gesprochen, geflucht und gefeiert.
Mehr Berliner Fußballplätze:
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Concordia Wilhelmsruh – Nordendarena
Parsifal in der Deutschen Oper besticht durch opulente Optik
Die opulente Optik bleibt in Erinnerung. Und natürlich die Musik. Die schweren, langen Harmonien und Melodiebögen, die die ernste und feierliche Thematik tragen. Aber die Bilder von Philipp Stölzl, der die Regie dieses Parsifals an der Deutschen Oper in Berlin inszenierte, sind noch stärker, nehmen den Zuschauer geradezu massiv ins Gebet. Wenn Christus auf der Bühne gekreuzigt wird, dann entsteht ein Unwohlsein, das in Kombination mit Wagners Musik geradezu Schmerz verursacht.
Vor dem Fest mit Saša Stanišić in der Uckermark
Ein Roman, der in der Uckermark spielt, sorgt derzeit für Furore. Mit dem Leipziger Buchpreis ausgezeichnet ist „Vor dem Fest“ von Saša Stanišić ein außergewöhnliches, sprachverliebtes und liebevoll komisches Buch. Auch, wenn es kein originärer über die Uckermark ist.
Es spielt ja in der Uckermark. Das Fürstenfelde des Romans hat sehr starke Ähnlichkeiten mit Fürstenwerder in der Nordwest-Uckermark. Das Dorfarchiv des Romans, in das in der Nacht vor dem Fest eingebrochen wird, ist eindeutig der „Uckermärkischen Heimatsstube“ in Fürstenwerder nachempfunden. Auch die Lage des Ortes – zwischen zwei Seen gelegen – entspricht der Wirklichkeit. Aber eigentlich ist die Uckermark für das Buch nicht wichtig. Der Roman könnte in jeder ländlichen Region Deutschlands spielen, die vom urbanen Fortschritt abgekoppelt wurde.
Saša Stanišić entwirft ein ganzes barockes Welttheater in diesem halb fiktiven Fürstenfelde. Das Dorf mit seinem jährlichen Höhepunkt, dem Annafest, wird zum Spiegel dafür, was das Leben und Zusammenleben in einem Dorf ausmacht. Die eineinhalb Tage, die er auf dem Weg zum Fest beschreibt, versammeln das Personal vom angehenden Glöckner, der Atheist ist, über die Heimatarchivarin, die jede Erwähnung des Ortes in früheren Jahrhunderten wie einen Schatz hütet (und bei der man nie ganz sicher ist, ob sie diese Quellen im streng gesicherten Archivkeller nicht selbst fälscht), den ehemaligen NVA-Offizier, der seine Rente mit Schwarzarbeit aufbessert oder die eineinhalb Neonazis, die den richtigen Moment zur rassistischen Aktion verdödeln. Alle Charaktere nimmt Stanišić ernst. Er hört ihnen zu und gibt ihnen eine Stimme. Vor allem aber hört er ganz genau, was nicht erzählt wird. In einem Dorf ist das ja oft das wichtigste.
Das zu lesen ist ein großes Vergnügen. Es ist nicht ganz leicht, weil der Text komplex auf mehreren Abenen arbeitet. Da gibt es den Fuchs, der uns immer wieder begleitet und die Rolle hat, das Dorf von außen für uns wahrzunehmen. Dann gibt es etliche Rückblenden in die Geschichte, die in der Sprache des 15. oder 16. Jahrhunderts geschrieben sind. Und dann beschreibt uns das kollektive Ich des Dorfes das Personal von heute. Alle Ebenen greifen ineinander und erzeugen so ein Bild von dem, was im Dorf schon immer war. Mythos und Realität vermischen sich so zu einem dichten Bild der Dorfgemeinschaft über Generationen, über Jahrhunderte hinweg. Auch die DDR, zu der die Uckermark vier Jahrzehnte gehörte, ist Teil dieses Kontinuums. Aber sie ist nicht dominant. Saša Stanišić nutzt sie vielmehr, um dem Dorf mehr Glaubwürdigkeit und auch mehr Witz zu geben. Das alles ist wunderbar geschrieben, voller Humor und Liebe zu den Leuten und den Details.