Wer Klassen vergleicht, deckt Lehrer-Mängel auf

Es gibt ja schöne Neuerungen in der Bildungspolitik. Eine davon ist die interne Vergleichsarbeit. Die funktioniert so: In der Schule legt die Fachkonferenz eine Arbeit fest, die in allen Klassen einer Jahrgangsstufe geschrieben wird. Sehr sinnvoll ist das vor allem dann, wenn am Ende eines Schuljahres eine allgemeine Prüfung für alle Schüler ansteht. Eine Vergleichsarbeit könnte im Vorfeld Schwächen aufdecken, an denen gearbeitet werden kann.

Blöd ist es nur, wenn in allen Klassen von den verschiedenen Lehrern unterschiedliche Ergebnisse erwartet werden, weil sie selbst die Aufgabe der eigenen Fachkonferenz, in der sie alle Mitglied sind, falsch lösen. Dann kann ein cleverer Schüler zwar die Lösung liefern, doch hilft das auch nichts, wenn die Lehrer nicht an ihrem Fehler arbeiten. Sondern die Aufgabe einfach komplett aus der Wertung streichen. Das freut vielleicht die Schüler kuzfristig. Führt den Sinn von vergleichsarbeiten aber ad absurdum. Denn die ist ja eigentlich da, um festzustellen, welche Lehrer den Stoff gut und welche ihn schlecht vermitteln.

Obwohl: Wenn alle Lehrer ihre eigenen Aufgaben nicht rechnen können, dann hat der Vergleich zumindest erbracht, dass sie alle an sich arbeiten müssen, um sinnvoll mit Schülern arbeiten können.

Das atemberaubende Pergamon-Panorama in Berlin

Ein Panoramafoto der Ausgrabungsstelle von Pergamon im heutigen Bergama. Foto: Asisi
Ein Panoramafoto der Ausgrabungsstelle von Pergamon im heutigen Bergama. Foto: Asisi

Es war 1986. Die Wärme Ende Mai war angenehm. Aber da links auf den oberen Stufen des Theaters von Pergamon sammelte sich schon die Hitze, die vom leichten Wind gemildert wurde. Überwältigend war der Blick auf Bergama und auf die Stelle, an der auf einer quadratischen Fläche nur noch einige Bäume stehen (Mitte). Da stand der Pergamonaltar, der im Ost-Berliner Museum zu besichtigen ist. Dieser Blick hat sich ins Gedächtnis eingebrannt, genauso wie dieses steilste Amphietheater der vielen, die damals von uns entdeckt, erklettert und bestaunt wurden.

Das Pergamon-Panorama in der ausgerollten Ansicht. Es stellt die Stadt in der Regierungszeit des Kaisers Hadrian dar. Foto: Asisi
Das Pergamon-Panorama in der ausgerollten Ansicht. Es stellt die Stadt in der Regierungszeit des Kaisers Hadrian dar. Foto: Asisi

Jetzt ist es 2011. Die Temperaturen an diesem Novemberabend sind schon unter null Grad. Für einen Besuch des Pergamonmuseums ist es zu spät, so wird das Panorama davor gewählt. Es sind nicht viele Besucher in dem Zylinder. Beim Aufstieg auf der Stahltreppe in den übereinander gestapelten Baucontainern schwingt alles. Dann der Schritt auf die Plattform: Musik und Alltagsgeräusche erfüllen das Rund. Und wieder ein überwältigender Blick auf genau das Theater, von dessen Stufen ich vor 25 Jahren Pergamon und Bergama betrachtete. Augen und Ohren werden mit Reizen überflutet, das Herz schlägt schneller, die Plattform schwingt ganz leicht. Unglaublich! Ein Bild, das durch wechselndes Licht und den Klang von Tag und Nacht in einem Tagesablauf verändert wird, schafft es, den in seiner Mitte Stehenden zu überwältigen. Egal wo das Auge hinwandert, es fühlt sich tatsächlich in dieses Pergamon hineinversetzt. Erstaunlich, wie der Körper auf dieses gigantische Bild reagiert. Wie sich die Erinnerungen an den Aufenthalt vor 25 Jahren darüber legen und wie das Bild den Geruch und die Wärme von damals aktiviert. Obwohl es rattenkalt ist.

Innenansicht des Pergamon-Panoramas in Berlin. Foto: Asisi
Innenansicht des Pergamon-Panoramas in Berlin. Foto: Asisi

Warmes Licht an kalten Tagen

Landwehrkanal I
Landwehrkanal I

Das warme Licht und die kalte Luft massieren die Sinne.

Landwehrkanal II
Landwehrkanal II

Die Wahrnehmung wird schärfer – nach innen und außen.

Landwehrkanal III
Landwehrkanal III

Das tut gut. Egal ob im Wald, im Garten oder wie hier am Landwehrkanal.

Starke Streckenauslastung bei der Bahn

Starke Streckenauslastung in Erkner
Starke Streckenauslastung in Erkner

15 Minuten Verspätung kündigt die Anzeigentafel an. Und das am Morgen bei Minus-Temperaturen. Niemand am Bahnsteig wundert sich über solch eine Ankündigung. Zu normal ist das für den Pendler.

Doch dann kommt die Ansage: Starke Streckenauslastung wird als Grund für das morgendliche Frieren genannt. Starke Streckenauslastung! Wer plant denn die Auslastung dieser Strecke von Berlin über Fürstenwalde nach Frankfurt (Oder) und weiter bis Eisenhüttenstadt? Ist das nicht die Firma, die mich hier gerade frieren lässt?

Das Kopfschütteln über diese neue Ausrede hält mich wenigstens warm. Und da keine Züge auf der überlasteten Strecke fahren, bleibt mir eisiger Fahrtwind zumindest erspart.

Heimat (10) – Bamberger Bratwörscht am Maibachufer

Fränkische Botschaft in Kreuzberg
Fränkische Botschaft in Kreuzberg

Ein Spaziergang am Maibachufer. Der Landwehrkanal ist vor lauter Ständen nicht zu sehen. Rechts und links werden Waren angeboten wie bei Dawanda. Gerüche aus den unterschiedlichsten Weltregionen umschmeicheln die Nase. Und dann ist da auf einmal links ein kleines Wappen. Eigentlich schaue ich nach rechts, aber dieses Weiß und dieses Rot dringt sofort in meine Augen.

Es ist ein fränksicher Rechen. Unter dem Wappen stehen Tafeln mit Angeboten: Bamberger Bratwurst, Coburger Bratwurst, Leberkäs. Und links daneben steht nicht nur ein Bocksbeutel, sondern auch Kellerbier vom Mahrs Bräu in Bamberg und andere Leckereien. Waren es meine Augen oder war es der Geruch der Bamberger Bratwürste, die mich magisch an diesen Stück rot-weiße Heimat führten?

Egal! Das „Bäärla Bambercher im Kümmelweck“ ist ein Genuss! Wie einst am Maxplatz am „Wörschtwagen“! Diese Stück Heimat wird mich bestimmt wiedersehen. Und ich es wieder schmecken.

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“

Anzeigen-Fundstücke (1): Mitfahren anno 1820

Mitfahrbörse anno 1820
Mitfahrbörse anno 1820

Alte Zeitungen sind nicht nur wegen der Texte interessant. Hier zum Beispiel sucht ein Mann einen Mitreisenden nach Wien, der sich an den Kosten beteiligt. Und das 1820.

Die Anzeige steht in der „Augsburgischen Ordinari Postzeitung“ vom 8. April 1820. Dort in Augsburg soll sich der potenzielle Interessent im Haus zum Mohren melden. Ganz ohne moderne Kommunikation, nur mit dem nötigen Geld, um die Reisekosten zu teilen. Immerhin geht es um heutige 520 Autobahn-Kilometer. Die Kutschfahrt wird einen kürzeren Weg gewählt haben, aber etliche Übernachtungen standen sicher an.

Heute nimmt man ja oftmals niemanden mit, weil man sich für die im Verhältnis kurze Zeit keine eventuell unangenehmen oder langweiligen Gespräche ins Auto holen will. Was der Reisende hier wohl erlebt haben wird? Nutzloses Gerede? Anregende Diskussionen? Eine neue Freundschaft?

Mehr Anzeigen-Fundstücke:
(2) Steinkohle
(3) Lebensmittelpreise 1933
(4) Ventilator für Dicke

Fataler Schnitt der Fleischereifachverkäuferin

Falsch geschnittener Schweinebraten
Falsch geschnittener Schweinebraten

Richtig gut wird ein Schweinebraten ja nur, wenn das Stück groß genug ist. Je kleiner, umso schneller trocknet er aus. Deshalb war die Freude heute auch besonders groß, als sich Freunde zum Abendessen ankündigten. Vier Personen mehr, machen ein den benötigten Braten deutlich größer.

Blöd nur, wenn die Fleischereifachverkäuferin bei der Bestellung nicht zuhört. Wie selbstverständlich ist sie von einem kleinen Braten ausgegangen. Und hat einfach zugeschnitten. Mitten durch das schöne Stück, das sie mir zeigte. Das Ergebnis: zwei zu kleine Bratenhälften. Und schlimmer noch: Sie hatte keinen Ersatz mehr. Lediglich ein Stück gepökeltes Schwein. Aber wer will gepökeltes Schwein, wenn er einen sauberen Krustenbraten auftischen will?

Grausam, was das Fachpersonal da anstellt. Mit Schnitten und Worten !

 

Der Lump John Linn

Welche Freude. Da will tatsächlich jemand in meinem Dawanda-Shop einkaufen. Seit zwölf Monaten ist der eingerichtet, immer wieder wurde er angeklickt, aber zum Kauf konnte sich noch niemand durchringen. Und jetzt das: Eine Mail im Posteingang. John Linn heißt der Absender. Und er will bei mir einkaufen.

Allerdings will er nicht über Dawanda abwickeln. Er will mir das Geld gleich über Paypal überweisen und die Sachen abholen lassen. Von einem Schiffsagenten. Hm. Das klingt schon seltsam, aber um Bilder zu verschicken könnte das schon stimmen. Noch überwiegt die Freude. Einige Minuten später beginnt die Ernüchterung. Die Recherche im Netz ergibt, dass John Linn schon häufiger bei Dawanda einkaufen wollte. Immer will er den Paypal-Kontakt, um sofort zu überweisen. Und immer will er einen Schiffsagenten schicken.

So ein Lump! Da will einer an meine Kontodaten. Er interessiert sich nicht für Bilder. Er will nur mein Geld. John Linn heißt der Lump. John Linn ist der, der aus Freude in kürzester Zeit Verärgerung macht. John Linn ist bei Dawanda auf der Blacklist. Und bei mir jetzt auch!

Und hier ist mein Shop: Optimalfarben

Griechischer Kommentar am Straßenrand

Sisyphos
Sisyphos

So mild und hilfsbereit Götter auch den leidenden Menschen zur Seite treten, hart und unnachsichtig trifft die rächende Strafe jeden, der ihnen die Stirn zu bieten wagt.

Für seinen Trotz mußte Sisyphos büßen, der Erbauer der herrlichen Stadt Korinth. Er hielt sich für den listigsten der Sterblichen und scheute sich deshalb nicht, des Göttervaters Zorn auf sich zu ziehen.

Als Zeus die liebliche Nymphe Aigina entführte, verriet Sisyphos ihn aus schnödem Eigennutz dem Vater der Geraubten, dem Flußgott Asopos, der ihm dafür aber versprechen mußte, in der Felsenburg der Stadt Korinth eine Quelle entstehen zu lassen.

In seinem Unwillen zögerte Zeus nicht, den Verwegenen zu bestrafen. Thanatos, der Tod, erhielt den Auftrag, den Korintherkönig in den Hades zu führen.

Sisyphos wußte jedoch den ungebetenen Sendboten des Göttervaters zu überlisten und legte ihn in Fesseln, so daß niemand auf Erden mehr sterben konnte, bis Ares kam. Er befreite den Todesgott, der den fürwitzigen König nun ins Reich der Schatten führte.

Indessen wußte Sisyphos mit neuer List seiner Haft im Totenreich zu entgehen. Ehe er in die Unterwelt hinabstieg, hatte er der Gattin streng untersagt, seiner abgeschiedenen Seele die Totenopfer darzubringen. Daher ließen sich Hades und Persephone schließlich bereden, ihn noch einmal zu beurlauben, um auf diese Weise die säumige Gattin an ihre Pflicht zu mahnen.

Der arglistige Sisyphos dachte aber nicht daran, in die Unterwelt zurückzukehren, und lebte wieder wie vorher unbekümmert und in Freuden.

Doch Zeus‘ Geduld war nun endgültig erschöpft. Wiederum sandte er den Thanatos, und diesmal half dem König keine noch so klug erdachte List. Während er beim üppigen Mahle saß, kam der Tod, und unerbittlich wurde Sisyphos in die Unterwelt geschleppt.

Dort traf ihn die Strafe. Einen schweren Marmorstein mußte er mit großer Kraftanstrengung einen Hügel hinaufwälzen. Sobald er glaubte, das Ziel erreicht zu haben, entglitt der tückische Stein seinen Händen und rollte den Hang hinunter in die Tiefe. Immer wieder mußte Sisyphos unter unsäglichen Mühen ans Werk gehen, doch immer wieder blieb ihm der Erfolg versagt.

Wer die Götter, wer Sisyphos, wer die Märkte, wer die EU und wer all die anderen Akteure des derzeitigen Dramas sind, kann sich jeder selbst überlegen.

Diese Fassung ist von maerchen.net…