Winterspaziergang auf dem Kreuzberg

Der Kreuzberg ist das Kloster mit dem Kreuzweg und der Kreuzigungsgruppe. Er ist der Berg mit den Skiliften, den Loipen und den Winterwanderwegen. Die Höhe mit dem weiten Blick. Kurz: Der Kreuzberg ist immer einen Ausflug wert. Vor allem, wenn es ein Schneetag ist.

20 Jahre später fasziniert Karl Schlögel mit „Das Wunder von Nishnij“ noch immer

Karl Schlögel: Das Wunder von Nishnij
Karl Schlögel: Das Wunder von Nishnij

Kurz nach dem Zusammenbruch des Warschauer Blocks hat Karl Schlögel seinen Band „Das Wunder von Nishnij“ veröffentlicht. In ihm sind Texte versammelt, die vor allem in der „Zeit“ und der „FAZ“ erschienen sind. Ihr Thema: „Die Rückkehr der Städte“ – so der Untertitel – im ehemaligen Osten, der eigentlich Mitteleuropa ist.

Les Yeux D’la Tête erfreuen das Lido

Les Yeux D'la Tête im Lido
Les Yeux D’la Tête im Lido

Was genau mich im Lido erwarten würde, wussten ich nicht. Irgendeine Mischung aus Frankreich und Balkan glaubte ich. Und tatsächlich war da viel Frankreich zu hören, auch immer wieder Balkan, aber auch Andalusien und jiddisches Osteuropa. Alles verpackt in einen eigenen Sound, der die vielen Einflüsse nicht demonstrativ vor sich herträgt, sondern zu einer sehr schönen, innigen und abwechslungsreichen Musik verbindet. Eine Musik, die mich genauso wie das restliche Publikum angenehm treiben und tanzen und träumen ließ.

Die sechs Pariser beherrschen ihre Instrumente und sind wunderbar aufeinander eingespielt. Vor allem die beiden Sänger mit ihren Gitarren schaffen es sofort mit dem Publikum zu kommunizieren. Das versteht zum Großteil kein Französisch und so versuchen sie mit einem herzlichen Pariser Englisch zu erklären, was sie da spielen. Aber das ist überflüssig. Denn die Musik, die ihre besondere Note durch das Akkordeon und das Saxophon bekommt, spricht für sich. Ihre Ironie wird genauso verstanden wie ihr Ernst oder ihre Innigkeit.

Les Yeux D’la Tête ist eine schöne Entdeckung, die nun häufiger auch daheim erklingen wird. Es ist halt doch immer wieder richtig, in Konzerte zu gehen, auch wenn man nicht genau weiß, was einen erwarten wird. Hier kann man mal reinhören…

Das gilt auch für die Vorband. Yukazu kommt aus Kreuzberg und stimmt die eigenen Lieder ebenfalls auf Französisch an. Dazu spielt ein Kontrabass, eine Klarinette, Gitarre, Schlagzeug und ein Akkordeon. Ergänzt um die beiden Stimmen der Sängerinnen ergibt das eine Hommage an Frankreich, die Sehnsucht weckt.

Yukazu im Berliner Lido
Yukazu im Berliner Lido

Heimat (12) – Berlin

Bergmannstraße 16; Berlin Kreuzberg
Bergmannstraße 16; Berlin Kreuzberg

Berlin, München oder Hamburg? Welche dieser Städte könnte es einmal sein? Dass es Hammelburg auf Dauer kaum sein kann, war schon bald klar. Für München sprachen die vielen Besuche als Kind beim Großvater. Für Hamburg eigentlich nichts – außer eventueller Jobaussichten. Und für Berlin? Da war vor allem ein Gefühl – und die Herkunft des anderen Großvaters.

Etwa hier in der Bergmannstraße. In der Nummer 16 wurde er geboren. Und seltsam vertraut war mir diese Gegend schon beim ersten Besuch. Immer wieder zieht es mich dorthin, so als gäbe es noch heute einen Bezug zu diesem Gemäuer und den Straßen Kreuzbergs, der tiefer geht. Die Großeltern sind schon 1936 aus Berlin weggezogen. Und sie haben die Stadt nach dem Krieg nicht nehr besucht. Eine enge Bindung sieht anders aus.

Bergmannstraße 16; Berlin Kreuzberg
Bergmannstraße 16; Berlin Kreuzberg – heute mit Weinladen

Vor zehn Jahren hatte ich meinen ersten Arbeitstag in Berlin. Von Anfang fühlte ich mich, als sei ich angekommen. Weder sprachlich noch kulinarisch passe ich eigentlich hier her. Aber gegen das Gefühl, am richtigen Ort zu sein, sind diese Kleinigkeiten nichts. Vielleicht hängt es auch mit all den Autoren der 20er-Jahre zusammen, die mich schon immer beschäftigen. Mit den Mehring, Tucholsky, Herrmann-Neisse, mit dem Umfeld von Weltbühne und Tage-Buch, die ohne Berlin nicht zu denken wären. Vor zehn Jahren konnte ich beginnen, diese Stadt besser kennenzulernen. Damit fertig bin ich noch lange nicht. Aber mit Heimat wird man ja nie fertig. Sie treibt einen immer weiter. Und meldet sich in Momenten, in denen man nicht mit ihnen rechnet.

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“

Warmes Licht an kalten Tagen

Landwehrkanal I
Landwehrkanal I

Das warme Licht und die kalte Luft massieren die Sinne.

Landwehrkanal II
Landwehrkanal II

Die Wahrnehmung wird schärfer – nach innen und außen.

Landwehrkanal III
Landwehrkanal III

Das tut gut. Egal ob im Wald, im Garten oder wie hier am Landwehrkanal.

Heimat (10) – Bamberger Bratwörscht am Maibachufer

Fränkische Botschaft in Kreuzberg
Fränkische Botschaft in Kreuzberg

Ein Spaziergang am Maibachufer. Der Landwehrkanal ist vor lauter Ständen nicht zu sehen. Rechts und links werden Waren angeboten wie bei Dawanda. Gerüche aus den unterschiedlichsten Weltregionen umschmeicheln die Nase. Und dann ist da auf einmal links ein kleines Wappen. Eigentlich schaue ich nach rechts, aber dieses Weiß und dieses Rot dringt sofort in meine Augen.

Es ist ein fränksicher Rechen. Unter dem Wappen stehen Tafeln mit Angeboten: Bamberger Bratwurst, Coburger Bratwurst, Leberkäs. Und links daneben steht nicht nur ein Bocksbeutel, sondern auch Kellerbier vom Mahrs Bräu in Bamberg und andere Leckereien. Waren es meine Augen oder war es der Geruch der Bamberger Bratwürste, die mich magisch an diesen Stück rot-weiße Heimat führten?

Egal! Das „Bäärla Bambercher im Kümmelweck“ ist ein Genuss! Wie einst am Maxplatz am „Wörschtwagen“! Diese Stück Heimat wird mich bestimmt wiedersehen. Und ich es wieder schmecken.

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“

Heimat (5): Schlesisch Blau in Kreuzberg

Tafel am Schlesisch Blau
Tafel am Schlesisch Blau

Beim „Schlesisch Blau“ handelt es sich um eine Wirtschaft. Zwar kann man schlecht einfach vorbei kommen. Denn meist sind alle Plätze reserviert. Aber das Interieur und die unkomplizierte, direkte Bedienung erinnern kaum an ein Restaurant. Hier wird sich auf das Wesentliche konzentriert: Aufs Essen und aufs Trinken. Und auf die Kommunikation mit der Begleitung.

Das geht hier besonders gut, weil hier eigentlich nie Handys klingeln. Laptops und dergleichen sind verpönt. Man isst, trinkt, spricht. Oder anders ausgedrückt: man genießt. Die Suppen stehen auf dem Ofen. Jeder bedient sich. Den Salat gibt es aus den mit Brot ausgewischten Suppentellern. Der aus drei bis vier Gerichten ausgewählte Hauptgang ist ganz frisch gekocht. Deshalb beschränkt sich die Karte auch auf die tagesaktuell mit Kreide neu beschriebene Tafel. Statt fragwürdiger Quantität dominiert hier famose Qualität. Das betrifft nicht die Portionen. Die sind wirklich ausreichend. Aber die Auswahl ist eben beschränkt. Beim Nachtisch geht es meist sogar nur um ein Ja oder Nein, etwa zu einer Schokoladentart mit Zwetschgen.

Biere und vor allem Weine sind richtig gut. Die Auswahl bei letzteren sogar ausgewählt gut. Die gesamte Mischung aus Angebot, Publikum und Atmosphäre erzeugt ein sehr angenehmes Gefühl. Fast etwas wie Heimat. Hier fühlt man sich wohl. Hier schmeckt es und hier gibt es ein Stück Berlin seiner angenehmsten Art. Und das alles in Sichtweite der Ecke von Kreuzberg, in der sich der Widerstand gegen die Touristen häuft.

Mehr Heimat:
(1) Mein Sprungturm
(2) Stänglich vom Schwab
(3) Leberkäsweck
(4) Bilder aus Hammelburg
(5) Schlesisch Blau in Kreuzberg
(6) Danke Biermösl Blosn!
(7) Weinlaub und Weintrauben
(8) Laufwege in Buchenwäldern
(9) Fränkische Wirtschaft
(10) Bamberger Bratwörscht am Maibachufer
(11) Weißer Glühwein
(12) Berlin
(13) Geburtstage bei Freunden aus dem Heimatort
(14) Gemüse aus dem eigenen Garten
(15) Glockenläuten in der Kleinstadt
(16) Italienische Klänge
(17) Erstaunliches Wiedersehen nach 20 Jahren
(18) Federweißen aus Hammelburg
(19) Wo die Polizei einem vertraut
(20) Erinnerungen in Aschaffenburg
(21) Nürnberg gegen Union Berlin
(22) Der DDR-Polizeiruf 110 „Draußen am See“