Der schmale Band hat gerade 90 Seiten. „Die Pantherin“ von Stefano Benni enthält zwei Erzählungen. Wobei die zweite, die nicht die Namensgeberin des Buches ist, die ergreifendere ist. „Aixi“ spielt an der Küste Siziliens. „Die Pantherin“ im Keller eines riesigen Billardsalons.
Beide Erzählungen verbindet der sehr genaue Blick Bennis auf die Umgebung und die Personen, die er beschreibt. Bei der Pantherin handelt es sich um eine legendäre Billardspielerin, die sich in der Männerdomäne durchsetzt. Ein Jugendlicher erzählt davon, wie sie im Billardsalon unter der Erde die besten und größten Spieler demontiert. Er erliegt der Faszination dieser Frau – und so ist es kein Wunder, dass eine enorme Portion Sexualität den Raum mit den vielen Billardtischen mit einer enormen Spannung auflädt. Und das vor allem, weil sie mit ihren Lederklamotten, ihrem Schweigen und ihrem phantastischen Spiel die Projektionsfläche für den jungen Kerl ist. Stefano Benni erzählt das alles ganz ruhig. Und dennoch ist der Schweiß beim Lesen fast schon zu riechen. Der Angstschweiß der Helden der Billardszene, die von der Pantherin in die Enge getrieben werden.
Ganz andere Assoziationen löst „Aixi“ aus. Auch sie ist eine weibliche Heldin. Aber keine Frau, sondern ein Mädchen, das ihren Vater retten will. Der ist Fischer, kann aber wegen eines Krebsleidens nicht mehr aufs Meer fahren. Und so verarmen Aixi und ihr Vater. Das Mädchen entscheidet sich, ein Boot auszuleihen und zu fischen. Das geht zunächst auch gut, aber ein Motorschaden bringt sie in Lebensgefahr. Stefano Benni schafft es, dass der Leser von Anfang an mit dem Kind fühlt. Die Ablehnung des städtischen Lebens seiner Tante prägt sie. Aixi will am Meer leben. Sie will die Natur spüren, ins Meer eintauchen, auf Booten fahren und spüren, dass dsa Leben auch anstrengend sein kann. Denn der Preis für ein Leben in einer städtischen Wohnung ist der Verlust der Freiheit. Und des Vaters.
Es zeichnet Stefano Benni aus, dass er beide Erzählungen so kompakt gehalten hat. Kein Satz ist überflüssig. Jedes Wort zahlt auf die Geschichte ein. Nichts lenkt ab. Andere hätten aus den Stoffen vielleicht versucht einen kurzen Roman zu schreiben. Aber er konzentriert sich auf den Kern der Geschichten. Zum Glück.