Birk Meinhardt lässt die „Brüder und Schwestern“ in der DDR aufleben

20130818-203501.jpg Wenn ein Autor 700 Seiten für einen Roman benötigt, grenzt das oft an Zumutung. Schließlich erwartet der Autor, dass die Leser viel Zeit mit ihnen und ihrem Werk verbringen. Ich zögere bei dicken Büchern häufig, bis ich beginne zu lesen. Bei Birk Meinhardts „Brüder und Schwestern“ habe ich keine Minute des Lesens bedauert, nur mein Zögern, das sich über einige Wochen hinzog.

Meinhardt schreibt eine Familiengeschichte aus der DDR. Willy ist der Sohn eines aufrechten Sozialdemokraten, der sich trotz innerer Widerstände zum Zusammenschluss mit den Kommunisten zur SED bereiterklärte. Willy steigt zum Druckereileiter auf, ist in der Partei, aber doch immer ein wenig auf Distanz zu ihr. Sein Sohn Erik studiert Außenhandel und arrangiert sich mit den Umständen. Anders als Tochter Britta und Sohn Matti. Sie geht zum Zirkus, um sich den Zwängen des Staates zu entziehen, er wird Binnenschiffer, nachdem er von der Schule relegiert wurde.

Die familiäre Loyalität wird auf die Probe gestellt, als infolge der Biermann-Ausbürgerung dienZahlen in der Schule angezogen werden. Erik verleugnet seinen Bruder Matti, um sein Studium nicht zu gefährden. Vater Willy ist hin- und hergerissen, fürchtet die Folgen von Mattis Konsequenz, bewundert sie aber auch. Und Britta entflieht allem, ohne die familiäre Loyalität zu verleugnen.

Birk Meinhardt formt aus all diesen Zutaten – und noch vielen anderen – eine aufrechte und spannende Geschichte. Dabei liegt die Sympathie des Autors aus Eichwalde eindeutig bei Matti und Britta. Aber das hat nicht zur Folge, dass er die anderen, die sich den Zwängen des Systems nicht entziehen oder auch nur wollen, denunzieren würde. Auch deren Beweggründe sind transparent und klar. So wie wie die teils schrecklichen Geheimnisse in der Familie, die eruptiv an die Oberfläche des Lebens gespült werden.

Das Leben in der DDR beschreibt der Ostdeutsche plastisch, humorvoll und nie bitter. Da, wo die Diktatur erbarmungslos zuschlägt, rückt Meinhardt eher das Groteske in den Blick. Und vermeidet so Verbitterung. Dadurch kann der Stoff, die Geschichte seine Kraft entfalten und den Leser fesseln. So sehr, dass jede der 700 Seiten unbedingt gelesen werden muss. Der Sog der Verästelungen ist faszinierend. Etwa wenn die Willy über Kontakte zu einem Verlag im Westen dafür sorgt, dass Mattis Roman, den er in der Ruhe und Einsamkeit des Schipperns über die ostdeutschen Wasserstraßen schreiben könnte, in der Bundesrepublik gedruckt wird. Mit allen Verwicklungen, die daraus emotional und politisch entstehen. 1989 dann, ist das Buch fertig. Da stehen als letztes die Worte: „wird fortgesetzt“. Als Verheißung. Und nicht als Drohung.

Richard Swartz seziert Notlügen für die Untreue

Richard Swartz: Notlügen
Richard Swartz: Notlügen

„Notlügen“ kennen wir alle. So heilig, so moralisch aseptisch kann kein Mensch sein, um nicht auch mal auf eine Notlüge zurückgreifen zu müssen – oder besser zu wollen? Richard Swartz hat in seinem aktuellen Buch aber keine kleinen Notlügen seziert, sondern die großen, die die Voraussetzung zum Fremdgehen sind.

Seine sechs Erzählungen sind eine Steigerung des Lügens. Geht es in der ersten Geschichte um einen Mann, der einen Fehltritt macht, so geht es in der letzten, um einen Ehemann, der ein Verhältnis mit einer anderen Ehefrau so weit treibt, dass er mit ihr in Anwesenheit der Partner im gleichen Opernhaus in einer Loge während der Aufführung mit ihr schläft. Der Kick wird immer größer, die Maßlosigkeit des eigenen Wollens immer drängender – und damit die Verletzung der Partnerin.

Swartz erzählt das ohne jede moralische Empörung. Er schildert, was das Fremdgehen, das Hintergehen mit den Männern macht. Er verurteilt das Verhalten auch nicht. Sein distanziertes Schreiben – er verwendet keine Namen, sondern spricht immer nur von „Mann“ und „Frau“ – ist gerade deshalb emotional packend. Das Archetypische, das Nachvollziehbare löst gerade die Verwirrung und das Ertapptfühlen beim Lesen aus. Die Distanz schafft die emotionale Nähe. Und die Sprache, die auf jedes überflüssige Wort verzichtet. Wie bei einer guten Notlüge. Die funktioniert ja auch nur, wenn sie sich nicht in zu vielen Worten verstricken kann.

Umberto Ecos „Friedhof in Prag“ verblüfft und verwirrt

Umberto Eco: Der Friedhof in Prag
Umberto Eco: Der Friedhof in PragSimon Simonini

Simon Simonini ist die einzige frei erfundene Figur i n Umberto Eco neuestem Roman. Alle anderen Figuren haben gelebt, haben geschrieben, was Eco zitiert, haben gesagt, was Simonini in seinem Tagebuch aufschreibt. Insofern ist „Der Friedhof in Prag“ vor allem ein Geschichtsbuch und weniger ein Roman.

Auf der einen Seite ist die Gewissheit, dass Eco profund recherchiert, faszinierend. Auf der anderen mindert die Faktenlast immer wieder das Lesevergnügen. Denn Eco hat zwar einen Roman über die wirkungsmächtigste Verschwörungstheorie der Geschichte geschrieben, aber die Spannung, die in dem Stoff liegt, kann er nicht entfalten.

Und das, obwohl dieser Simonini als Fälscher, Geheimagent, Notar und Mörder alle Zutaten enthält, die für einen guten Thriller nötig sind. Nur der Sex fehlt, weil Eco ihm diesen offenbar nicht gegönnt hat. Simonini ist über viele Jahre damit beschäftigt, für unterschiedliche Auftraggeber Dokumente zu produzieren, die die Freimaurer und vor allem die Juden denunzieren sollen. Dazu schreibt der bei Alexandre Dumas, Henri Joly und vielen anderen ab. Er sortiert Versatzstücke neu und überprüft die Plausibilität. Am Ende fertigt er für den russischen Geheimdienst einen Text, der unter dem Titel „Die Weisen von Zion“ das zentrale Dokument des Antisemitismus im frühen 20. Jahrhundert wird.

All das ist wahr. Nur diesen Simonini gab es nicht. Aber all die Texte und ihre Beziehungen stimmen. In der Figur des Fälschers führt Eco unzählige Stränge zusammen. Denn er ist auch derjenige, der die Dokumente fälscht, die die Dreyfus-Affäre auslösen. Eco spielt die Möglichkeiten durch und konstruiert dabei zu sehr. Wobei er es aber dennoch schafft, den Leser ständig zu verblüffen. Denn selbst die absurdesten Figuren und Begebenheiten sind für sich ja historisch belegt. Nur das literarische Scharnier, das alle miteinander verbindet eben nicht.

Dennoch habe ich das Buch gern gelesen. Weil es zu viel enthält, was fasziniert und erschreckt. Weil Eco sich immer in die Karten schauen lässt und den Leser damit dann doch noch mitnimmt.

Umberto Eco: „Der Fredhof in Prag“. Roman. Aus dem Italienischen von Burkhard Kroeber. Hanser Verlag, München 2011. 519 S., geb., 26,- €.

Olga Grjasnowa rollendes „r“ macht Mascha sympathisch

Olga Grjasnowa  kurz nach der Lesung von "Der Russe ist einer, der Birken liebt" in der Berliner Buchhandlung "Moby Dick".
Olga Grjasnowa kurz nach der Lesung von „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ in der Berliner Buchhandlung „Moby Dick“.

Ihr „r“ rollt so schön. Und ihre Betonung der zweiten statt der ersten Silbe erzeugt einen ganz eigenen Lesefluss.  Olga Grjasnowa hat sich gut auf ihre gut einstündige Lesung vorbereitet. Sie liest nicht eine Passage am Stück, sondern hat etliche kleinere Szenen aus ihrem gesamten Roman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“, die den Handlungsstrang erkennen lassen.

Leicht aufgeregt wird die Anspannung der Autorin durch mehrere Mikrophon-Aussetzer noch verstärkt. Dann wird ihr Deutsch mit dem schönen leichten Akzent leider etwas monoton. Die Konzentration des Zuhörers darf sich dann nicht von den Bücher- und CD-Regalen der der schönen Buchhandlung „Moby Dick“ in Prenzlauer Berg ablenken lassen. Denn dann wird es schwer zu folgen.

Deutlich wird das vor allem am Ende. Sie habe Mascha, die Protagonistin, ursprünglich noch böser angelegt, als sie dann im Roman wurde, meint Olga Grjasnowa auf eine Frage der Buchhändlerin. Doch Mascha kam bei der Lesung als überhaupt nicht böse an. Eher als Opfer, die einen Todesfall zu beklagen hat und bei der Einreise nach Israel bei der Kontrolle so sehr schikaniert wird, dass sogar der Laptop zerstört wird. Als eine Frau mit bösen Neigungen, wird Mascha nicht greifbar. Im Gegenteil: Die Lesung sorgt für viel Sympathie mit ihr.

Die Buchhandlung ist übrigens fast schon überfüllt. Viele Zuhörer sind um die 30. Sie fühlen sich angesprochen von dieser Geschichte, die im multikulturellen Milieu der gut ausgebildeten, mehrere Sprachen sprechenden Deutschen mit den Migrationshintergrund spielt. Und in der damit verbundenen Bindungslosigkeit, die bis zu zwischenzeitlichen Aufenthalten in der Psychiatrie reicht. Das ist alles auch sehr verwirrend. Und wahrscheinlich ein Grund, weshalb man den Roman doch lesen sollte. Neben der nach wie vor offenen Frage, warum Russen, Birken lieben. Und dieser Titel über einem Text steht, der eine Frau in den Mittelpunkt rückt, die aus Aserbaidschan stammt. Und: rollen die dort das „r“ auch so schön?

Jochen Hörischs Denken freut sich am Unreinen

Jochen Hörischs neues Buch
Jochen Hörischs neues Buch

Ohne Wasserwerke keine Demokratie. Diese These in Jochen Hörischs Aufsatzsammlung hat mir sofort eingeleuchtet. Denn ohne Wasserversorgung kein regelmäßiges Waschen. Ohne sauberes Wasser keine einfache Reinigung der Kleider. Und ohne Trinkwasser keine regelmäßiges Zähneputzen. Was das mit Demokratie zu tun hat? Sehr viel! Denn wer miteinander diskutiert, muss sich Riechen können. Der darf nicht aus dem Mund stinken und ein Würgen bei seinem Gegenüber hervorrufen. Die Nähe des Gesprächs, der Auseinandersetzung auf Augenhöhe erfordert es geradezu, dass sich die Sinne nicht von Ekelhaftem ablenken lassen, sondern sich auf das Wesentliche, auf das Argument konzentrieren können.

Jochen Hörisch geht sogar so weit zu behaupten, dass Stinken ein Privileg des Adels war. Erst die Reinlichkeit der Bürger ließ es zu, dass sich Gleichgesinnte und sich gleich Fühlende so oragnisieren konnten, dass sie ein Staatswesen übernehmen und organiseren konnten.

Solche Gedanken machen die Aufsätze Hörischs aus. Auch wenn sie nicht alle so eingängig sind wie der über die Gründung des Hamburger Wasserwerks. Der Mannheimer Germanist und Medienwissenschaftler nimmt sich auch Benjamin, Adorno und Luhmann an. Dabei interessiert ihn immer das Kommunikative und dessen Funktion. Wer Lust auf eine das Hirn etwas fordernde Lektüre in den Ferien hat, dem kann ich das Buch empfehlen. Ach ja: Der Untertitel von „Tauschen, sprechen, begehren“ ist übrigens: „Kritik der unreinen Vernunft.“ Denn für Hörisch ist nur das von Interesse, was nicht absolut, was nicht vollkommen, was nicht perfekt ist. Denn genau dann lohnt es sich mit dem Denken zu beginnen.

Jochen Hörisch: Tauschen, sprechen, begehren. Eine Kritik der unreinen Vernunft. Edition Akzente, Hanser Verlag.

Pamuk lesen – Türkei verstehen

Orhan Pamuk: Cevdet und seine Söhne
Orhan Pamuk: Cevdet und seine Söhne

In Berlin war es. Im März. Da hat Orhan Pamuk sein aktuelles Buch vorgestellt. Die Situation war komisch. Denn „Cevdet und seine Söhne“ ist fast 20 Jahre alt. Der reife Autor musste also seinen Erstling präsentieren, der in Deutschland noch nicht zu haben war, weil derselbe Autor eine Übersetzung lange nicht wollte. Dem war das Buch zu traditionell. Eine Familiensaga, die stark an die Buddenbrocks erinnert. Die sehr chronologisch eine große Gesellschaftsgeschichte anhand einer Familie erzählt. Das ist tatsächlich große Literatur. Der Roman ist eine Mentalitätsgeschichte der Türkei in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.

Wer die Türkei in ihrer Zerrissenheit zwischen Orient und Okzident, zwischen europäischer Moderne und orientalischer Tradition begreifen will, ist bei dem Debüt Pamuks gut aufgehoben. Dennoch ist es auch gut verständlich, weshalb Pamuk sich mit der Übersetzung so schwer tat. In der Türkei werde er immer auf den Erstling angesprochen, erzählte er. Und das, wo er doch anschließend literarisch ambitioniertere Bücher geschrieben habe. Auch in Deutschland wird dieses Buch geliebt werden. Es ist so schön überschaubar, so klar in den Personen und Dialogen. Es ist gut erzählt und öffnet eine neue Welt. Das ist alles fein. Und dennoch ist es auch etwas langweilig. Man muss die 660 Seiten fressen, um im Geschehen zu bleiben. Ansonsten verschwinden die vielen Details sehr schnell wieder aus dem Bewußtsein.

Karl-Markus Gauß findet den Wald in den Metropolen

Die Vielfalt Europas ist schon lange das Thema von Karl-Markus Gauß. Sein aktuelles Buch, „Im Wald der Metropolen“ wurde von der Darmstädter Jury jetzt zum Buch des Monats Oktober gewählt. Zu recht. Denn Gauß gelingt es mit seinem Buch über seine Reisen den Blick für das Besondere in Europa zu öffnen.

Orhan Pamuks Museum der Unschuld atmet Istanbul

Orhan Pamuk: DAs Museum der Unschuld
Orhan Pamuk: Das Museum der Unschuld

Orhan Pamuk (56) hat seine vielen Preise zurecht. Ob Literaturnobelpreis oder Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, Pamuk hat die Kraft Geschichten zu erzählen. In Das Museum der Unschuld geht es um Kemal, der sich in die blutjunge – noch dazu entfernt verwandte – Füsun verliebt. Aus der Affäre wird für Kemal eine Passion, die
ihn fast seine gesamte Existenz kostet. Während Füsun einen andern Mann heiratet, versucht Kemal alles zu sammeln, was irgendwie mit Füsun zu tun hat. Daraus entsteht sein Museum.

Pamuk beschreibt nicht nur die Istanbuler Gesellschaft wunderbar. Vor allem gelingt es ihm, die Leiden an dieser Liebe auf den Leser zu übertragen – selbst wenn der den Kopf schüttelt wegen allzu viel Liebe. Das ist großartig, aufwühlend, verstörend uns ein Denkmal für die Unbedingtheit der Liebe.

Orhan Pamuk: DAS MUSEUM DER UNSCHULD. HANSER , 19,95 EURO

 

Dieter Thomä feiert den modernen Helden – den Vater

Dieter Thomae: Väter
Dieter Thomae: Väter

Bücher über das Selbstverständnis von Vätern boomen gerade. Doch die meisten sind allenfalls witzig, wenn sie den Alltag beschreiben.

Dieter Thomäs Väter sind eine  Ausnahme. Denn Thomä untersucht das Vater-Bild seit der Aufklärung. Er macht verständlich, weshalb so viele Männer sich überfordert fühlen, wenn sie Väter werden. Sie können den Rollenbildern vom Ernährer der Familie, vom gerechten aber unangefochtenen Haupt der Familie nicht gerecht werden. Und wollen es auch nicht, wenn sie sich als Partner der Kinder verstehen.

Dieses Dilemma hat Thomä immer im Blick. Sein Wissen um die Veränderung des Rollenbildes Vater ist für aktuelle Väter eine Hilfe – und ein Mutmacher.

Dieter Thomä: VÄTER – EINE MODERNE HELDENGESCHICHTE. HANSER,
24,90 EURO

 

Umberto Eco beschreibt die Häßlichkeit

Umberto Eco: Die Geschichte der Häßlichkeit
Umberto Eco: Die Geschichte der Häßlichkeit

Die Schönheit ist das Ideal aller Kunst. Alles Hässliche hat gegen den Wunsch nach dem vollendeten Körper, der Brust, die der Schwerkraft widerstrebt, dem klaren
Blick oder dem ebenen Gesicht, keine Chance. Allerdings gibt es ohne das Hässliche auch das Schöne nicht.

Umberto Eco (76) hat unendlich viele Bilder auf der Suche nach dem Hässlichen betrachtet. Er
durchstöberte Fotos, schaute Filme und kramte in seinem literarischen Gedächtnis, um herauszufinden,
was hässlich ist. Überraschendes Ergebnis: Es gibt mehr Hässlichkeit als Schönheit. Während sich ganz klar beschreiben lässt, was schön ist, gelingt dies
beim Gegenteil nicht so einfach.

Seinem neuen Buch Die Geschichte der Häßlichkeit ging vor drei Jahren eines über die Schönheit voraus. Doch das neue hat Eco sichtlich mehr Spaß gemacht. Hier kann er sich austoben und das Abseitige beschreiben. All seine hässlichen Figuren, die Im Namen der Rose oder in Baudolino seine Romane bevölkerten, bekommen hier Gesichter. Und zwar von den ganz großen Malern gemalt. So wird Ecos Suche für die Leser seiner Bücher auch zu einer Fundgrube seiner Stoffe.

Umberto Eco wäre nicht so erfolgreich als Wissenschaftler und vor allem als Autor, wenn er nicht so gut seine enorme Bildung mit dem Alltag seiner Leser in Beziehung setzen könnte. Er wühlt nicht nur in der Antike, in mittelalterlicher Kunst und dem Barock. Eco zieht zum Beispiel bei der Frage nach der Darstellung des Todes auch Material aus Filmen, Karikaturen und der modernen Kunst heran. So macht er seine Überlegungen auch für Normalbürger zugänglich.

Und er testet seine Thesen ganz nebenbei auf ihre Richtigkeit. Richtig faszinierend ist das Kapitel über „Das Häßliche, das Komische und das Obszöne“. Da lebt der Karneval auf, da zeigt Eco, wie die Karikatur – und damit der Comic – in die Welt kam. Und welchen Spaß
wir alle daran haben. Wie öde wäre es, würden wir uns nur mit Schönem beschäftigen. Mit E.T., Marylin Manson (38) und Punk beendet Eco dann die Reise durch die Geschichte des
Hässlichen.