Fundstücke aus meinem Rucksack (4) – USB-Sticks

USB-Sticks aus meinem Rucksack
USB-Sticks aus meinem Rucksack

Der alte Rucksack ist schon nicht mehr im Einsatz. Ich habe ihn vollkommen geleert. Und dabei auch diese USB-Sticks gefunden. Sie sind ein netter Überblick dienstlichen Geschehens in den vergangenen drei bis vier Jahren.

Der größte Stick hat die kleinste Kapazität. Er stammt auch vom kleinsten Unternehmen, der Lausitzer Verlagsservice GmbH, einer Tochter der Lausitzer Rundschau, in der die günstigeren Arbeitnehmer eingestellt werden. 20cent ist da auch erschienen. So wie sich der Firmennamen abgewetzt hat, verblasst auch die Zeit bei der ambitionierten und vollständig unterfinanzierten Zeitung. Nur der Zusammenhalt mit den Kolleginnen und Kollegen von damals ist nach wie vor recht eng.

Südwest Presse und Vorarlberger Nachrichten erinnern an zwei Dienstreisen nach Ulm und Schwarzach zu einem netten Medienstammtisch. Der trifft sich, um unabhängig von Ressort-, Redaktions- oder Verlagsstrukturen über neue Produkte und Konzepte nachzudenken. Im hektischen Alltag kommt das ja immer zu kurz. Und so sind solche Ausflüge nicht nur für phantastische Schlittenfahrten im Anschluss oder wunderbares Essen in urigen Wirtschaften gut, sondern vor allem auch, um das Hirn für Neues zu öffnen.

Einige Fragen stellen sich aber angesichts der USB-Sticks: Was ist da eigentlich drauf? Warum sammeln sie sich alle im Rucksack und nicht in der Schreibtisch-Schublade? Und lohnt es sich überhaupt, Sticks mit sagenhaften 256 MB aufzuheben? Und wenn nicht, wie entsorgt man USB-Sticks fach- und sachgerecht? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich die positiven Erinnerungen an all die dienstlichen Erlebnisse auf der grauen Festplatte hinter der Brille gespeichert habe.

Weitere Fundstücke aus meinem Rucksack:
GPRS-Modem
Ein Button
Blasenpflaster

Schrecksekunden beim Laufen im Wald

Laufen am Morgen. Die Schritte legen regelmäßig das gleiche Stück Weg zurück. Der Puls hat sich auf einen schnelleren, aber geregelten Schlag eingestellt. Der See links neben mir bewegt sich in der immer gleichen, ganz sanften Dünung. Die Lunge saugt die Luft in einem Zug ein und pumpt sie in drei kurzen Stößen aus. Alles ist ruhig.

Doch dann kommt ein kläffender Hund von der Seite angerannt. Meine Schritte stoppen. Das Herz beginnt zu rasen. Der Atem stockt. Der Hund springt mich an. Will er beißen? Ich weiß es nicht. Nicht in dieser Schrecksekunde und nicht später. Ein Mann ruft den Köter zu sich. Er hörtr erst beim dritten Mal. Zu meiner Beruhigung trägt das nicht bei.

Und dann kommt der Satz, der mich explodieren lässt: „Er will ja nur spielen.“ „Und ich will in Ruhe laufen! Woher soll ich denn wissen, dass das Vieh nicht beißt?“ Der Mann ist verdutzt. Schaut mich an, als sei ich von einem anderen Stern. Und dreht sich wortlos um. Ich beginne wieder zu laufen. Die Schritte sind schwer. Das Herz schlägt zu schnell. Der Atem ist unregelmäßig, Seitenstechen ist die Folge. Und das alles nur wegen dieses Hundes. Nicht, nicht wegen des Hundes ermahne ich mich selbst. Wegen des Mannes, der seinen Hund nicht unter Kontrolle hat.

Als ich mich beruhigt habe, als ich den Rhythmus wiedergefunden habe, als das Seitenstechen vorbei ist, kommt ein Mann mit Fahrrad entgegen. Die Hundeleine hat er um den Nacken gelegt. Hinter ihm rennt ein Hund, der so groß ist wie das Fahrrad. Ich stocke, bleibe wie angewurzelt stehen. Der Mann erschrickt. Ruft den Hund zu sich und fährt zwischen Hund und mir an mit vorbei. Der Lauf bleibt danach unruhig. Ruhig sind nur die Hundebesitzer, die mit ihren Tieren nur spielen. Und sich gar nicht vorstellen können, dass man Angst vor ihnen hat. Begründete Angst, wenn man schon zweimal gebissen wurde.

Tagwerk – Ein Trampolin

Das Trampolin
Das Trampolin

Das Haus ist leer. Im Garten ist Ruhe. Nur das Nachbarskind schreit ab und an. Und die üblichen Geräusche von Häcksler bis Pool-Planschen schwappen herüber. Wenn sich das Haus morgen wieder füllt, sollen die Nachbaren auch etwas davon haben. Dann wird die Kinder dieses Trampolin überraschen. Seit genau einem Jahr wollen wir an dieser Stelle eines haben. Jetzt, wo niemand bei Kauf und Aufstellen stört, geschieht es endlich. Ich bin gespannt, wie sie schauen. Und wie laut es dann wieder in unserem Garten wird.

Fundstücke aus meinem Rucksack (3) – Blasenpflaster

Blasenpflaster aus dem Rucksack
Blasenpflaster aus dem Rucksack

Im alten Rucksack hat sich einige angesammelt. Beim Ausräumen habe ich auch eine seltsame grüne Verpackung gefunden, mit der ich gar nichts mehr anfangen konnte. Erst als ich sie öffnete, war mir wieder klar, um was es sich handelt: Blasenpflaster.

Gekauft habe ich es, als ich vor gut vier Jahren einen wichtigen Termin in Saarbrücken hatte. Frühs bin ich aus Berlin losgeflogen, mittags war das Gespräch und abends ging es wieder zurück. Zum Anzug habe ich keine Haferlschuhe getragen, sondern gut geputzte schwarze Lederschuhe, die für einen solchen Anlass angemessen sind. Doch kurz nach der Landung löste sich die Sohle des rechten Schuhs.

Was nun? Natürlich bin ich in Hektik mit dem Schlappschuh durch die Saarbrücker Innenstadt getrabt. Die ist keine echte Schönheit, umso besser kann man sich dort auf die Schaufenster konzentrieren. In einem alteingesessenen Schuhgeschäft habe ich gefunden,was ich suchte: gute und tragbare Schuhe. In diesem Fall sogar ein Paar, das speziell für diesen Laden gefertigt wurde. Doch das Leder war arg hart. Die rechte Ferse schmerzte recht bald. Und fünf Minuten später war der schwarze Socken durchgeblutet. Da war ich aber schon bei meinem Gespräch. Das musste mit schmerzendem und blutendem Fuß bewältigt werden.

Wenn ich mich recht erinnere, lief es ganz gut. Im Anschluss habe ich mich vom Taxi zur nächsten Apotheke fahren lassen – und dann weiter zum Saarbrücker Flugplatz. Seitdem hatte ich keine Blase mehr. Der Schuh ist übrigens gut eingelaufen. Ich trage ihn noch immer. Inzwischen sogar gern.

Weitere Fundstücke aus meinem Rucksack:
GPRS-Modem
Ein Button
USB-Sticks

Fundstücke aus meinem Rucksack (2) – Ein Button

Der Button: Wer nicht genießt, wird ungenießbar!
Der Button: Wer nicht genießt, wird ungenießbar!

Die Suche in den Tiefen meines alten Rucksacks fördert eine weitere Erinnerung hervor: diesen Button.

Eine liebe Kollegin schenkte ihn mir zum Abschied aus Cottbus. Wir waren in den Cottbuser Jahren so manches Mal Essen und haben dazu immer einen guten Wein getrunken. Sie sagte damals, dass sie bedaure, so spät erst zu gutem Wein gefunden zu haben. Und lachend, dass sie mir gern die Auswahl überlässt. Ich habe daraufhin nichts anderes getan wie sonst auch immer: Mit Genuss gegessen und auch mit Genuss getrunken, den Nuancen der Gewürze, Weine und Obstler nachgeschmeckt.

Heute lachen wir zusammen über diese Zeiten und ich freue mich noch immer daran, dass ihr die Entdeckung neuer Weine so viel Vergnügen bereitet. Ich muss zugeben, ich habe den Button nie getragen.

Aber schon als ich ihn bekam, musste ich an ein Lied von Konstantin Wecker denken. Im Refrain heißt es: „Wer nicht genießt, ist ungenießbar.“ Der Wecker hält also schon diejenigen für mehr als problematisch, die in der Gegenwart genussunfähig sind. Die sind für ihn schon verloren. Der Button ist da etwas optimistischer. Er geht davon aus, dass sie für ihre Umwelt erst in der Zukunft unerträglich werden. Also wäre für diese armen Menschen noch Zeit, dem Einhalt zu gebieten. Als guten Vorsatz, diese Weinabende mal wieder aufleben zu lassen, bekommt der Button am neuen Rucksack außen einen festen Platz.

Weitere Fundstücke aus meinem Rucksack:
GPRS-Modem
Blasenpflaster
USB-Sticks

Fundstücke aus meinem Rucksack (1) – GPRS-Modem

GPRS-Modem aus meinem Rucksack
GPRS-Modem aus meinem Rucksack

Nach fast zehn Jahren geben die Nähte meines Rucksacks nach. Sie halten ihn nicht mehr überall zusammen. Fast ein Viertel meines Lebens begleitete er mich auf dem Rücken. Und im Arbeitsleben sogar deutlich mehr als die Hälfte. Grund genug, in seinen Tiefen zu suchen, damit nichts weggeschmissen wird, woran Erinnerung hängt.

Dieses Modem für den Laptop hatte ich vollkommen vergessen. Es ist in dieser schwarzen Hülle versteckt. Zusätzlich war es noch in einem schmalen Fach des Rucksacks. Dort hat es mindestens sieben Jahre vor sich hin geschlummert. Denn es ist noch aus T-Online-Zeiten. Und die endeten 2003. Damals war das echt klasse: mobiles Surfen mit dem Laptop! Und das in dieser irren Geschwindigkeit, die höher war als bei vielen Festnetzanschlüssen. Das Problem war nur, dass zwar UMTS-Lizenzen an die Telkos verkauft waren, aber selbst GPRS meist nicht verfügbar war. Vor allem im Zug.

Ein Zustand, an dem sich bis heute nichts geändert hat – zumindest bei den Zügen, die ich in der Post-T-Online-Zeit meist nutze. Vermisst habe ich das Ding in all den Jahren nicht. Deshalb wird es wohl in dieser Kiste landen, in der auch all die Kabel und Ladegeräte liegen, die man ja vielleicht noch irgendwann einmal gebrauchen kann…

Weitere Fundstücke aus meinem Rucksack:
Ein Button
Blasenpflaster
USB-Sticks

Schwimmen ohne Wand und Wende

Alles wackelt viel mehr. Die Züge sind unruhiger. Der gesamte Körper ist in größerer Bewegung. Das Wasser hat einen stärkeren Wellengang. Die fehlende Orientierung wegen des trüben Wassers und der nicht vorhandenen Linie erfordert häufige Korrekturen der Richtung. Im Schwimmbad gibt es diese Probleme nicht. Da stören allenfalls langsame oder tratschende Badende.

Schwimmen im See ist anders. Es fordert sämtliche Sinne. Schwimmen im Schwimmbad ist Meditation. Da verschwimmt nach spätestens zehn Minuten die Zahl der mitgezählten Bahnen. Das beruhigende immergleiche Ziehen der Bahnen macht den Kopf frei. Die Anzahl der Züge bleibt Bahn für Bahn gleich. Der Rhythmus wird nur von der Wende am Ende der Bahn unterbrochen. Alles harmonisiert sich und wird so zu einer befreienden, weil befriedenden Dauerbewegung.

Im See muss man hören. Zwar ist die Natur viel leiser als das heftige Plätschern und Gekreische im Hallenbad. Aber das hohe Zirpen einer Motorbootschraube bedeutet Gefahr. Der Kopf muss sich jetzt nicht nur nach vier Kraulzügen nach rechts zum Atmen aus dem Wasser heben, jetzt muss der Blick auch nach links wandern. Und nach hinten. Also bleibt nichts anderes übrig, als sich zu drehen. Der ewig gleiche Bewegungsablauf wird unterbrochen, weil die Gefahr gebannt werden muss. Wo ist das Motorboot und wie weit ist es weg? Zum Glück ist es heute sehr weit entfernt.

Die regelmäßige Ein- und Austauchen der Arme kann wieder losgehen. Im See muss man sehen. Das ist im trüben Wasser so viel schwerer als im gechlorten Becken mit Schwimmbrille. Im See ist die überflüssig. Mit ihr sieht man gar nichts mehr. Also müssen sich die Augen immer wieder öffnen. Der Orientierungspunkt, eine Bootshaus auf der anderen Seite oder die sandige Badestelle, muss immer wieder neu fixiert werden. Nur dann ist ein Ankommen genau dort möglich. Das ist nicht einfach. Denn das Wasser sorgt mit Wellen dafür, dass sich die Richtung des Schwimmens ständig ändert. Je nachdem, wo ein Motorboot den See aufwühlt, muss dagegen gehalten werden.

Und dann ist da auch noch die Strömung. Auch die will ständig korrigiert werden. Dadurch werden die Schwimmzüge ungleich. Es geht nicht mehr nur darum, sich gleichmäßig fortzubewegen. Es geht darum, auch noch die Richtung zu halten und dabei doch zu verhindern, dass sich Seitenstechen breit macht. Im See muss man schmecken. Leider immer wieder. Denn die Wellen drücken Wasser in den Mund, das jetzt gar nicht erwartet wird. Nun gilt es, schnell dagegen zu atmen, um nicht husten zu müssen. Um sich nicht zu verschlucken.

All das macht das Schwimmen schwerer. Und intensiver. Die Strecken sind kürzer. Bei gleicher Zeit der Anstrengung. Die Muskeln arbeiten mehr und machen sich in der Folge immer länger bemerkbar. Das ist gut. Das tut gut. Dieses Mehr an Konzentration und Anstrengung sorgt für eine ganz andere Zufriedenheit. Beim Schwimmen im See erlebe ich die Natur und meinen Körper intensiver. Die Genugtuung über das Geleistete hält länger an. Und damit der Wunsch, dieses Schwimmen ganz schnell zu wiederholen.

Mehr vom Schwimmen:
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Schwimmen ohne Wand und Wende
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Wie ich mit der goldenen Ehrennadel der Lausitzer Rundschau geehrt wurde

Die silberne Ehrennadel der Lausitzer Rundschau mit Etui
Die silberne Ehrennadel der Lausitzer Rundschau mit Etui

In Brandenburg streiten sich die Opposition (CDU, Grüne, FDP) und die Regierung (SPD, PDS) über den Umgang mit dem SED-Erbe nach der Friedlichen Revolution. Ins Visier einer Kommission sind dabei die ehemaligen SED-Bezirkszeitungen geraten, die Märkische Allgemeine, die Lausitzer Rundschau und die Märkische Oderzeitung. Ihnen wirft ein Bericht vor, zu sehr Kontinuität bewahrt zu haben.

1998 erlebte ich diese Kontinuität auf eine sehr amüsante Art und Weise: Ich bekam die Goldene Ehrennadel der Lausitzer Rundschau verliehen. Zum Abschied nach drei Jahren und drei Monaten bei dem Blatt. Einige Redakteure hatten das Ehrenzeichen für 25 Jahre Durchhalten nach der Privatisierung gesichert. Und sich den Scherz gemacht, es verdienten Kadern wie mir, dem Wessi auf dem Weg zurück in den Westen, zu verleihen. Natürlich waren das ostdeutsche Kolleginnen und Kollegen. Sie hatten so viel Distanz zu ihrer Vergangenheit, dass sie sich ironisch mit dieser Ehrenzeichenverleihung darüber lustig machen konnten.

Sie wussten aber auch, dass die Privatisierung der Treuhand dafür gesorgt hat, dass die Zeitungsmonopole erhalten blieben. Der daraus resultierenden Verantwortung haben sie sich gestellt. So wie es die intelligenten Neuzugänge auch taten. Sie wussten, dass schon vor 1989 nicht gold war, was auf Ehrenzeichen glänzte. Und sie hatten begriffen, dass man den Widrigkeiten des Arbeitslebens nur mit Humor und dem steten Suchen nach den eigenen Freiräumen, nach der eigenen Freiheit die Lust am täglichen kritischen Zeitungsmachen abgewinnen kann. In diesem Sinne halte ich die Ehrennadel der SED-Bezirkszeitung noch heute in Ehren. An die gleichgültigen, gelangweilten und schlechten Journalisten denke ich dabei nicht. Die gibt es überall, im Westen und im Osten.

Gusta – das türkische Weissbier

"Gusta" - das türkische Weißbier
"Gusta" - das türkische Weißbier

Schon Anfang April habe ich ein großes Plakat in Ankara gesehen, das auf Weissbier aufmerksam machte. Der Gedanke, dass sich nach dem Pils endlich auch ein vernünftiges Bier auf dem Weg um die Welt ausbreitet, erfreute mich sehr. Nach einigem Suchen fand ich das Lokal mit dem großen Gusta-Plakat wieder. Natürlich habe ich dort gegessen und getrunken. Wie heißt es in Eckhard Henscheids wunderbarem Roman „Geht in Ordnung – sowieso – – genau – – –“ so häufig auf die Frage, was man trinken wolle: „Ein frisches, kühles Weizenbier.“

Zwar ist mir die Art des Müßiggangs, die Henscheids Personal des ANO-Teppichladens pflegt, doch fern. Aber das Lob auf das frische Weissbier kann ich teilen. Bei „Gusta“ jedoch vergeht einem der Genuss. Es schmeckt seltsam muffig, leicht nach chemischen Säurungsmitteln. Der Genuss ist so trüb wie das Bier selbst. Ein Pils ist die einzig denkbare Erlösung. Das „Efes“ zischt dann, vertreibt die Chemie im Munde und entspannt ungemein nach etlichen Kilometern zu Fuß durch die Stadt.

Frühsport um 06.30 Uhr in Ankara

Frühsport in Ankara
Frühsport in Ankara

Ankara. 06.30 Uhr am Samstag. Der Schlaf will nicht wiederkehren. Die senile Bettflucht treibt mich mit Laufschuhen auf die ruhigen Straßen der großen Stadt. Das Laufen tut gut. Nicht nur mir. Schon um diese Zeit sammeln sich bewegungsfreudige Großstädter, um die Nacht zu vertreiben. Sie nutzen die Fitnessgeräte, die an zwei Stellen in diesem und in vielen anderen Grünanlagen stehen.

Da schwingen sich Senioren von links nach rechts. Da laufen Frauen mit Kopftuch und wadenlangen, schweren, schwarzen Strickjacken. Da qäulen sich beleibte Männer an der Streckbank. Alle sind froh und ruhig. Sie konzentrieren sich auf ihren Körper und vergessen in dieser Morgenstunde den Alltag.

Anders als die letzten Nachtschwärmer, die wacklig den Weg nach Hause suchen. Die dem Läufer in ihren Straßen verwirrt entgegen blicken. Und sich offenbar nur noch nach Schlaf sehnen. Den finde ich zwar auch nicht mehr. Denn die Zufriedenheit über die frühe Bewegung und die beschäftigte, auf den eigenen Körper konzentrierte Ruhe der Morgensportler, ist wertvoller als eine weitere Stunde Schlaf. Und wacher macht sie noch dazu.